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Erfolg bei Weibchen durch "Paarungs-Tricks"  
  Männchen, die bei ihren weiblichen Paarungspartnern wenig Erfolg haben, sollten einer einfachen Strategie folgen: Wenn man sich an erfolgreichere Artgenossen hält, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, selbst ein Weibchen abzubekommen. Dieser Strategie scheint eine australische Vogelart zu folgen, wie eine aktuelle Studie berichtet.  
Wie australische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society B" berichten, teilen sich brütende Paare der Vogelart Malurus cyaneus das Territorium mit bis zu vier untergeordneten Männchen ihrer Art.
"Unlautere Motive" statt selbstlose Nachwuchspflege
Bislang ging man davon aus, dass diese bei der Pflege des gefiederten Nachwuchses sowie der Verteidigung des Areals helfen. Die wahren Motive der Vögel scheinen jedoch weit weniger nobel zu sein, glaubt man Michael Double und Kollegen von der Australian National University in Canberra.
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"Subordinate wrens parasitize the reproductive success"
Der Artikel "Subordinate superb fairy-wrens (Malurus cyaneus) parasitize the reproductive success of attractive dominant males" von M. C. Double und A. Cockburn ist erschienen in den "Proceedings of the Royal Society B", zunächst als Online-Publikation [doi:10.1098/rspb.2002.2261 (2003)].
->   "Proceedings of the Royal Society B"
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Weibchen gehen häufig fremd
Nach dem Bericht der Forscher kommt es beim Blauen Staffelschwanz (Malurus cyaneus) häufig dazu, dass die Weibchen fremdgehen: Zwar brüten sie mit einem bestimmten Männchen, tatsächlich aber stammen die Jungvögel im Nest von einem anderen Artgenossen ab.
DNA-Tests beweisen die Abstammung
Rund zwei Drittel aller Jungen werden demnach von einem anderem als dem biologischen Vater gefüttert und aufgezogen, wie die Forscher durch Vaterschaftstests herausfanden, bei denen das Erbgut der Tiere verglichen wurde.

Dabei bevorzugen die Damen grundsätzlich die dominanten Herrscher über ein anderes Territorium - dennoch stammt rund ein Viertel der "illegitimen" Jungvögel von den untergeordneten Männchen, die lediglich "geduldet werden".

Diese Vögel können kein eigenes Territorium finden. Für ihr Bleiben bezahlen sie, indem sie die Jungvögel des Paares füttern.
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Der Blaue Staffelschwanz Malurus cyaneus
Der kleine Vogel zeichnet sich während der Brutzeit durch das wunderschöne Blau aus, das seinen Kopf und Rücken sowie die Schwanzfedern ziert und damit auch als Namensgeber dient - dies allerdings nur beim Männchen. Weibchen sowie nicht brütende Männchen sind grau-braun gefärbt. Die Tiere sind in ganz Australien verbreitet, bevorzugen aber dicht mit Sträuchern bewachsene Areale als Lebensraum. Sie ernähren sich von kleinen Insekten.
->   Mehr Informationen zum Blauen Staffelschwanz
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Vogel-Liaison in den frühen Morgenstunden
Wie die Forscher in ihrer Studie berichten, singen die Vogelmännchen in den frühen Morgenstunden, und locken damit immer wieder auch fremde Weibchen an.

Dabei lässt sich beobachten, dass die untergeordneten Männchen sehr nahe bei den Alpha-Männchen bleiben - möglicherweise, um für Verwirrung zu sorgen, meinen die Wissenschaftler. Denn häufig sind sie es, die sich mit den fremden Weibchen paaren.

Nach Angaben der Wissenschaftler steigt dabei die Wahrscheinlichkeit einer Verwechslung der Männchen durch die Vogelweibchen, je weiter diese für ihr heimliches Stelldichein anfliegen müssen.
Ähnliche Konstellationen bei anderen Arten
Insgesamt gibt es rund 300 Vogelarten, bei denen - ähnlich wie beim Blauen Staffelschwanz - Paare zusammen mit "Helfern" leben.

Tatsächlich finden sich auch bei diesen Vögeln solche Konstellationen: Bei den Seychellen-Rohrsänger (Acrocephalus sechellensis etwa legen untergeordnete Weibchen heimlich ihre Eier in das Nest des jeweiligen "Territorialherren".
Warum Vögel fremd gehen: Betrug statt Inzest
Auch das Fremdgehen ist in der Vogelwelt verbreitet - eine Erklärung hierfür wollen Forscher vom Konrad Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften schon im vergangenen Jahr gefunden haben:

Eng verwandte Vogel-Partner, die eigentlich monogam leben, gehen demnach häufiger fremd als genetisch verschiedene Paare. Wie die Forscher meinen, eine Strategie, um beim Nachwuchs Schäden durch Inzucht zu vermeiden.
->   Mehr dazu im science.ORF.at-Archiv
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01.01.2010