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"Unsichtbare Bürger": Menschen mit Behinderung  
  Einer von vier Europäern hat ein Familienmitglied, das von einer Behinderung betroffen ist. Aber nur vier Prozent kennen einen behinderten Arbeitskollegen und gar nur zwei Prozent einen behinderten Mitschüler.  
Diese Zahlen, die von Eurostat veröffentlicht wurden, zeigen dass in unserer Gesellschaft Menschen mit Behinderung nach wie vor "unsichtbare Bürger" sind.
->   Eurostat
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2003 ist das "Europäische Jahr für Menschen mit Behinderung". Vergangenen Sonntag fand in Athen dazu die Auftaktveranstaltung statt.
->   Europäisches Jahr für Menschen mit Behinderung
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"Historische Chance" für Verbesserungen
Das europäische Jahr für Menschen mit Behinderung sei eine historische Chance, die Situation der Betroffenen nachhaltig zu verbessern, betonte John Daniel Evans im ORF-Radio. Evans ist Repräsentant des Europäischen Forums für Menschen mit Behinderung, das in Kooperation mit der Europäischen Kommission die Kampagne organisiert.

Der Brite weiß aus eigener leidvoller Erfahrung, was es bedeutet, wenn das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben verwehrt wird. Nach jahrelangen Aufenthalten in Heimen, gelang dem körperlich schwer Beeinträchtigten der Weg in die Selbstständigkeit.

Heute wird er von persönlichen Assistenten unterstützt, betreibt eine Beratungsfirma, wohnt in seinen eigenen vier Wänden und ist Präsident des "European Network for Independent Living".
->   European Network for Independent Living
"Einfache Botschaft": Selbstbestimmung
John Daniel Evans: "Unsere Botschaft ist sehr einfach. Es geht darum, die Kontrolle über das eigene Leben selbst in der Hand zu haben. Und nicht dass der Staat bestimmt, wie wir zu leben haben."
Nur 38 Prozent mit eigenem Einkommen
In der Altersgruppe der 16- bis 34-jährigen Menschen mit Behinderung verfügen 38 Prozent über ein eigenes Einkommen. Nur das Recht auf Assistenzleistungen am Arbeitsplatz und im Alltag kann diese Benachteiligung verändern.

Das kostet zwar Geld, doch die Betreuung in Institutionen sei kostenintensiver, so Evans, der auch als Mitglied des Europäischen Forums für Menschen mit Behinderung aktiv ist.
->   Europäisches Forum für Menschen mit Behinderung
Abschieben in Heime bedroht Menschenwürde
Evans im ORF-Radio: "Wir haben dazu ein Forschungsprojekt durchgeführt und aufgezeigt, dass die Leute, die ein eigenes zuhause haben, ein viel zufriedeneres Leben führen, sie leben so wie sie es wollen und es kommt dem Staat letztlich auch viel billiger."

In seiner politischen Arbeit ist es ihm wichtig darauf hinzuweisen, dass nach wie vor viele Menschen in Heime abgeschoben werden. Das hält Evans für "eine Bedrohung unseres Rechts auf Menschenwürde und Freiheit".

Ina Zwerger, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010