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Bayern: CSU-Chef Stoiber für strengere Schulen  
  Bildungspolitischer Streit in Bayern: Während Ministerpräsident Stoiber (CSU) mehr Disziplin und Elitenbildung an Schulen und Unis fordert, sprechen Gegner von einer "Pädagogik der 50er Jahre".  
Schulnoten für Betragen und Zweitklässler
In einer Regierungserklärung kündigte Stoiber am Mittwoch im Landtag ein ganzes Maßnahmenbündel an. Danach soll es wieder Schulnoten für das Betragen geben. Geplant ist auch die Wiedereinführung von Zensuren in der zweiten Volksschulklasse.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) warnte in einer ersten Reaktion vor einem "Roll back in die Pädagogik der 50er Jahre", die Oppositionsparteien sprachen von rückwärts gewandter "Dampfhammerpädagogik".
Verschärfung der Schulordnungen
Die Schulordnungen sollen nach dem Willen von Stoiber verschärft werden. An den Hauptschulen müssen Rowdy-Schüler demnach mit ihrem Rausschmiss rechnen. Bayerns Hochschulen sollen den Plänen zufolge eine Elite heranbilden, ihre Studenten selbst auswählen können und aus dem bisherigen System der zentralen Studienplatzvergabe aussteigen.
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Reaktion auf Abschneiden bei PISA-Studie
Das Bildungspaket ist die Reaktion der Staatsregierung auf die PISA-Studie, die dem deutschen Schulwesen schlechte Noten ausgestellt hatte. Bayern war als bestes Bundesland im internationalen Vergleich auf Platz neun gelandet. "Sozialistische Gleichmacherei nimmt den Kindern die Chancen, die sie in einer globalisierten Welt brauchen", erklärte Stoiber in seiner neunzigminütigen Rede. In Bayern seien Leistung und Anstrengung "nicht verpönt, sondern erwünscht".
->   Mehr über die PISA-Studie in science.ORF.at
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Opposition: "Bildungspolitisches Armutszeugnis"
"Es war ausschließlich von allen möglichen Formen der Bestrafung zu hören und kein einziger Vorschlag zur Förderung", kritisierte SPD-Fraktionschef Franz Maget. Bayern habe im bundesweiten Vergleich die niedrigste Abiturientenquote sowie die meisten Schulversager. "Zehn Prozent jedes Jahrgangs verlassen die Schule ohne Abschluss."

Die Grünen-Abgeordnete Petra Münzel warf Stoiber "bildungspolitisches Säbelrasseln" vor. Es sei ein Armutszeugnis, wenn schwierige Schüler aus dem Unterricht geworfen werden sollten.
Kritik an Ziffernnoten für das Betragen
BLLV-Präsident Albin Dannhäuser sagte, statt der geplanten Wiedereinführung von Ziffernnoten für das Betragen seien differenzierte Aussagen über das soziale Verhalten von Schülern nötig. Noten für Betragen von 1 bis 6 - auch Kopfnoten genannt, weil sie im Zeugnis früher über den übrigen Noten der einzelnen Fächer standen - seien pädagogisch nicht sinnvoll. Natürlich müssten Eltern in verständlicher Form über Mitarbeit, Teamfähigkeit und Sozialverhalten ihrer Kinder informiert werden, betonte Dannhäuser. Ziffernnoten sagten hier aber gar nichts aus.
Pflichttests ein Jahr vor der Einschulung
Bereits ein Jahr vor der Einschulung sollen die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder nach den Vorstellungen Stoibers mit Pflichttests geprüft werden. Ausländische Kinder sollen bei mangelnden Deutschkenntnissen im Kindergarten früher gefördert werden. In den Grundschulen sollen Sprachlernklassen zur intensiven Förderung in Deutsch eingerichtet werden.
Unis als Netzwerk der Eliten
An den bayerischen Hochschulen soll den Plänen zufolge ein "Elitenetzwerk" mit einer "institutionalisierten Spitzenausbildung" entstehen. Die Hochschulen sollen internationaler und eigenständiger werden. Ausländische Studienabschlüsse sollen grundsätzlich anerkannt werden.

"Deutschland braucht Leistungseliten", sagte Stoiber.
->   CSU
->   SPD
->   Bündnis 90/Die Grünen
->   Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband
 
 
 
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01.01.2010