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"Golfen wie ein Tiger" durch spezielles Training  
  Es gilt als Sport nobler Müßiggänger, als anstrengungsloses Freizeitvergnügen für Prominente. Doch jetzt wird Golf von den Sportwissenschaftlern entdeckt. Ihre These: Mithilfe ausgeklügelter Trainingsprogramme könnten sie aus österreichischen Talenten große Stars wie Tiger Woods machen. Aber auch Hobby-Spieler sollen davon profitieren - denn durch die Übungen lassen sich Verletzungen vermeiden.  
Kernstück: Sportmedizinisches "screening"
Aus der Sicht der österreichischen Sportwissenschaft gilt es, Neuland zu betreten. "Verglichen mit dem alpinen Skisport ist Golf 100 Jahre zurück", meint der Messtechnik-Experte Anton Sabo vom Technikum Wien.

Er arbeitet an einem Langzeit-Trainingsprogramm, das österreichische Golfsportler an die Weltspitze bringen soll. Kernstück von Sabos Bewegungslehre: ein sportmedizinisches "screening" des Golfspielers.

Dabei wird der Akteur im Labor komplett verkabelt, um Muskelreaktionen zu messen, aber auch die einzelnen Fingerkräfte am Schlägergriff oder die Veränderung der Handhaltung beim Schlag. Parallel zu diesen Messdaten, die wie bizarre Fieberkurven am Computer erscheinen, werden Zeitlupenaufnahmen gemacht.
Golfen: Ein Ballspiel voller Belastungen
Das Messprogramm entlarvt, dass Golfen einen weitaus komplexeren Ablauf darstellt, als dies von außen sichtbar ist. Bis zu 400 verschiedene Muskeln sind beim Abschlag aktiviert, um den Ball auf knapp 200 km/h zu beschleunigen.

Besonders belastend sind aber zwei entgegengesetzte Drehbewegungen, die der Oberkörper durchführt. Dabei entstehen derart hohe Kräfte auf der Wirbelsäule, dass es sogar zu Brüchen von Rippen oder Wirbelkörpern kommen kann - das allerdings nur bei ungeübten Personen mit krankheitsbedingt bereits belasteten Knochen und nicht korrekten Bewegungsabläufen.

Anton Sabo: "Die Belastungen beim Golfspielen sind wie beim Hausbauen, nur passieren sie in Sekunden'."
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Das Training: Profit für Profis und Hobbyspieler
Sabos Trainingsprogramm hilft nicht nur Sportlern an die Spitze zu kommen, sondern auch Durchschnittsspielern gesund zu bleiben. Die zentrale Erkenntnis gilt für alle: Golfspielen verlangt eine hohe Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit im Rumpf. Wird diese entsprechend trainiert, beugt der Hobbygolfer der Verletzung vor und verbessert der Spitzenspieler den Stand beim Schlagen.
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Schlag-Simulation auf instabilem Untergrund
Das Training der so genannten Rumpfsstabilität, der Fähigkeit Belastungen und Bewegungen auszugleichen, ist einfach. Im Gymnastikraum simulieren Golfspieler den Schlag auf einem instabilen Untergrund: Das können luftgefüllte Sitzkissen sein, Holzscheiben, die auf einer umgedrehten Halbkugel aufliegen oder andere Wippen, die das Gleichgewicht fordern.

In jedem Fall muss der Spieler sensible Ausgleichsreaktionen durchführen, wenn er auf diesen Unterlagen balancierend einen ruhigen Schlag durchführen will. Das Ergebnis dieses Trainings ist aber auch schnell spürbar. Bereits nach einer Einheit fühlt man sich im Gelände, im winterlich-matschigen "Rough" oder im Sandbunker deutlich sicherer.
Erste Erfolge sind schon zu sehen
Der Erfolg dieses Koordinationstrainings, das für Skiasse wie Hermann Maier oder Stefan Eberharter längst tägliche Routine ist, trägt bereits erste Früchte. Österreichs Jungtalent Stephanie Michel erreichte 2002 Platz drei bei der Europameisterschaft. Bis zum Jahr 2005 soll eine österreichische Golf-Equippe soweit sein, dass sie international reüssieren kann.

Ein Beitrag von Thomas Matzek für die Sendung "Modern Times", am Freitag, den 31. Jänner 2003 um 22.35 Uhr in ORF2.
->   "Modern Times"
 
 
 
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01.01.2010