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Roboter für perfekte Software  
  Ein deutscher Informatiker will jegliche Art Software automatisiert ''fertigen'', ähnlich wie Autos am Fließband. Damit ließe sich Software nicht nur enorm schnell, sondern vor allem fehlerfrei produzieren.  
Martin Rösch hat sich zum Ziel gesetzt, die Hauptfehlerquelle der Programmierung so weit wie möglich auszuklammern: den Menschen. Nachdem er sich jahrelang mit der Entwicklung sogenannter objektorientierter Programmierung beschäftigt hat, will er nun Software-Roboter entwickelt haben, die fehlerfrei programmieren können.
Software schafft Software
Gemeint sind aber nicht stählerne Helfer an Tastaturen, sondern autarke Software Programme, die nach genau festgesetzten Regeln eigenständig Programmcodes erzeugen und optimieren. An der Entwicklung solcher Roboter und intelligenter "Agents" wird weltweit geforscht.
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Miniprogramme entwickeln eigene Sprache
Erst vor kurzem zeigten die beiden Wissenschafter C. Lee Giles und Kam-Chuen Jim am NEC Research Institute, dass kleine autonom agierende Programmiereinheiten, ''Software-Agents'', zur Lösung einer Aufgabe sogar eine eigene Sprache entwickeln können und sinnvoll miteinander kommunizieren. Sie lösten damit eine klassische Aufgabe in der Informatik.
->   NEC Research Institute
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Der Räuber-Beute-Versuch
Vier als ''Jäger'' agierende Agenten müssen in einem virtuellen zweidimensionalen Raster, auf dem sie sich nur waagrecht und senkrecht bewegen können, den fünften Agenten, die ''Beute'', einkreisen. Dabei können die Agenten einander nicht sehen und wissen nicht, wo sich die jeweils anderen befinden. Jeder ''Jäger'' konnte allerdings kurze, binäre Abfolgen von Nullen und Einsen von sich geben. Also kurze ''Sätze'', die für alle lesbar an einem Schwarzen Brett auftauchten.

Aus diesen Informationen entschied jeder Jäger seine nächste Bewegung und Äußerung - mit der Zeit entwickelte sich eine sinnvolle Sprache, die, die Jagd deutlich verkürzte, 'so die Forscher. Mit Hilfe der Kommunikation übertrafen sie sogar Agenten, die mit menschlichen Jagdstrategien programmiert worden waren.
Fehlerfrei oder Geld zurück
Die Erkenntnis, dass Software selbst besser Software generieren kann, als Menschen, will Rösch nun in der Praxis umsetzen. Dabei wirkt er durchaus überzeugt: Er verspricht künftigen Kunden, die in seiner Software Fehler finden, Geld-zurück-Garantie.
Mathematisch ''saubere'' Software unmöglich
Informatikspezialisten halten dem entgegen, dass die Entwicklung perfekter Software nicht möglich sei, denn es gibt keine berechenbare Methode, automatisch korrekte Programme zu produzieren. Rösch erhebt aber auch gar nicht den Anspruch, Programme mathematisch perfekt herzustellen: ''Software ist dann fehlerfrei, wenn sie zuverlässig das tut, was der Anwender will.'' Es dürfen durchaus Fehler im Sinne von mathematisch unsauberen Code enthalten sein, solange bei der Arbeit mit der Software keine Programmfehler auftreten. Dann darf sie in praktischer Hinsicht als perfekt gelten.¿
Software-Roboter statt Greencard
Bis zu drei Millionen Zeilen Programmcode pro Stunde kann ein digitaler Helfer generieren, hingegen schaffen sogar Spitzenkräfte unter den Programmierern kaum mehr als hundert Zeilen. ''Eigentlich brauchen wir keine Greencard- Diskussion, sondern eine völlig andere Sicht der Softwareentwicklung'', folgert Rösch.

95 Prozent der Programmierarbeiten sollen künftig von den Software-Robotern übernommen werden, der Rest bleibt den menschlichen Programmierern überlassen.
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Software wie am Autofließband
Für die Automatisierung von Software-Entwicklung sind industrielle Methoden wichtig, wie sie beispielsweise in der Fließbandproduktion der Auto- oder Möbelindustrie gelten, meint Rösch. Die komplexen Softwarestrukturen müssen entflochten werden, so dass alle Einzelteile eines Programms klar definiert und in einem automatisierten Prozess hergestellt werden können.
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Derzeit noch eingeschränkt
Im Moment sind die Software-Roboter noch auf bestimmte Anwendungsbereiche zugeschnitten, etwa für die Software von Versicherungsunternehmen oder das deutsche Sparkassen-Rechenzentrum, wo automatisiert entwickelte Software bereits im Einsatz ist. Doch noch im heurigen Jahr wollen Rösch und seine Entwickler soweit fortgeschritten sein, dass ihre unsichtbaren digitalen Quellcode-Schreiber jedwede Software fehlerfrei generieren können.
->   Rösch Consulting
->   Fachblatt Artificial Life
 
 
 
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01.01.2010