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Sport bei chronischen Erkrankungen  
  Wurden Sport, Ausdauer- und Krafttraining in der Medizin bisher vor allem als gesundheitserhaltende, also präventive Maßnahmen angesehen, so richtet sich das Interesse in letzter Zeit immer mehr auf die krankheitsverbessernde Wirkung von regelmäßigem Training. Dabei gilt grundsätzlich: Wer sich regelmäßig bewegt, fühlt sich besser, ist belastbarer und in einem körperlich guten Zustand.  
Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Bewegung chronische Krankheitsverläufe direkt beeinflussen kann. Allerdings handelt es sich dabei nicht um den täglichen Spaziergang, sondern um gezieltes Kraft- und Ausdauertraining.
Beispiel: Gezieltes Training bei Diabetes ...
Nach neuen Erkenntnissen kann beispielsweise bei Diabetespatienten durch gezieltes Kraft- und Ausdauertraining die Insulinresistenz herabgesetzt werden. Das bedeutet, die Betroffenen können mehr Zucker bei gleicher Insulinmenge zu sich nehmen.

Außerdem werden die Insulinrezeptoren sensibilisiert und die Anzahl der Rezeptoren nimmt zu - das Glukosetransportsystem und -wertungssystem arbeiten einfach besser. In manchen Fällen kann das regelmäßige Training sogar die Medikamente ersetzen.
... oder bei koronaren Herzerkrankungen
Bei koronaren Herzerkrankungen wird durch regelmäßiges Training die Sauerstoffversorgung des Herzens verbessert. Dadurch verringert sich die Anstrengung, die das Herz bei seiner Arbeit leisten muss. Auch der Sauerstoffverbrauch des Herzens kann bei gleicher Belastung verringert werden.

Hier findet laut Paul Haber, Leiter der Abteilung Sport und Leistungsmedizin am AKH Wien, gerade ein Paradigmenwechsel in der Medizin statt. Denn bisher wurde z.B. Herzinsuffizienz-Patienten strikte Ruhe und Schonung verordnet. Jetzt werden sie zum Krafttraining geschickt.
Training bei Osteoporose
Bei Osteoporose dient die regelmäßige Bewegung vor allem der Vorbeugung. Allerdings gibt es Hinweise, dass die Knochendichte durch gezieltes Krafttraining verbessert werden kann.

Hier scheinen vor allem Druck und Zugdichte, die beim Krafttraining auf die Knochen ausgeübt werden, für die Stärkung der Knochen verantwortlich zu sein.

Eine normale Gymnastik scheint nach neuen Erkenntnissen nichts zur Verbesserung der Knochenstärke beitragen zu können. Das Krafttraining zeigt aber nur Erfolge, wenn es mindestens zweimal in der Woche betrieben wird.
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Grundsätzlich gilt: Verbesserung der Lebensqualität
Natürlich gibt es auch chronische Erkrankunken, die durch Sport nicht direkt beeinflusst werden können. Doch auch bei diesen Patienten kann durch regelmäßige Bewegung die allgemeine Leistungsfähigkeit erheblich verbessert und daher auch die Lebensqualität gesteigert werden.
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Chronisch Erkrankte sollten unter Aufsicht trainieren
Vor allem ältere Menschen haben manchmal Angst vor allzu viel Bewegung, da sie fürchten sich zu verletzen. Daher ist es wichtig, dass sie mit ihrem Training in einem medizinischen Trainingszentrum unter der Aufsicht von medizinisch geschultem Personal und Ärzten beginnen.

Das ist vor allem für Menschen ideal, die gerade ihre Behandlung abgeschlossen haben, von einer Kur zurückkehren oder einfach nur - nach abgeschlossener Rehabilitation - mit ihrer Bewegungstherapie weitermachen wollen.
Der richtige Aufbau des Trainings
Das Krafttraining muss dabei genau dosiert, aber doch maximal ausgereizt sein. Begonnen wird üblicherweise mit zwei Trainingseinheiten in der Woche - mit einer Serie pro Gerät. Nach sechs Wochen wird der Umfang der Programms erhöht, danach wird die Intensität laufend erhöht.

Allgemein gilt: Zur Verbesserung der Leistung benötigt man ein Ausdauertraining mit einer Intensität von 60 Prozent der Leistungsfähigkeit des Betroffenen. Diese 60 Prozent variieren natürlich von Person zu Person.
Ausdauertraining vor allem am Ergometer
Das Ausdauertraining findet vor allem am Ergometer (Fahrrad) und Rudergerät statt. Dieses Training wird abhängig von der Vorgeschichte des Betroffenen gestaltet.

Walter Gerischer-Landrock, Ö1-Radiodoktor
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Die Sendung zum Artikel: Experten zu Gast
Als Experten waren am 03.02.2003 bei "Radiodoktor" Manfred Götz zu Gast: Barbara Strasser, Sportwissenschaftlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Medizinischen Klinik IV Pulmologie am AKH, Paul Haber, Leiter der Abteilung Sport und Leistungsmedizin am AKH Wien und Heinz Premer, Typ II Diabetiker.

Eine kostenlose Infomappe zur Sendung kann bestellt werden unter: ORF Redaktion Radiodoktor, Postfach 1000, Kennwort Sport bei chronischen Erkrankungen, 1040 Wien oder E-Mail: radiodoktor@orf.at
->   Radio Österreich 1
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01.01.2010