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Muttermilch: Geringe Mengen Blei und Quecksilber  
  Am Montag hatte das UN-Umweltprogramm UNEP vor Quecksilber-Verseuchungen gewarnt. Die Belastungen von Muttermilch mit Blei und Quecksilber hierzulande sind aber im internationalen Vergleich sehr gering.  
Unter den international empfohlenen Sicherheitslimits
Das zeigt eine Studie der Abteilung für Ökophysiologie und Ökotoxikologie am Institut für Medizinische Biologie der Universität Wien in Kooperation mit der Kinderklinik Glanzing im Wiener Wilhelminenspital.

Untersucht wurde die Konzentration der beiden Schwermetalle in Milchproben von Frauen aus Wien, Linz und Tulln. Auch die zu Vergleichszwecken analysierten Proben von Kuhmilch und Babynahrung wiesen niedrige Blei- und Quecksilber-Werte auf, die weit unter den international empfohlenen Sicherheitslimits liegen.
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UN-Warnung vor Quecksilber
Erst am Montag hatte die UNEP davor gewarnt: Quecksilber habe sich weltweit zu einer ernsten Bedrohung entwickelt. Demnach werden weltweit Millionen Babys mit Gesundheitsschäden geboren, die durch Quecksilber verursacht werden.
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Blei: Rückgang in den letzten 20 Jahren
Das von der Weltgesundheitsorganisation WHO für Bleigehalt in der Kindernahrung festgesetzte Sicherheitslimit liegt bei fünf Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Damit liegen die in Österreich gemessenen Werte in der Muttermilch bei weitem darunter (etwa 0,2 Mikrogramm) und sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten um fast das
30fache zurückgegangen. Dies schreiben die Studienautoren Beate Pietschnig und Andreas Lischka von der Kinderklinik Glanzing und Claudia Gundacker von der Uni Wien in der Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Pediatrics" veröffentlicht wurde.

Im weltweiten Vergleich liegen die österreichischen Werte im niedrigsten Bereich. Das führen die Wissenschafter auf das seit 1993 geltende Verbot bleihältiger Kraftstoffe zurück.
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Die Studie ist unter dem Titel "Lead and Mercury in Breast Milk" in der Fachzeitschrift "Pediatrics" (Bd. 110, Nr. 5, S. 873-878/2002)
erschienen.
->   Original-Abstract
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Quecksilber: Erstmalige Erhebung
Bei Quecksilber (Hg) gibt es keine österreichischen Vergleichswerte, dessen Konzentration in der Muttermilch wurde in Österreich erstmals erhoben. Für Quecksilber gilt ein Sicherheitsgrenzwert in der Nahrung von zwei Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag für Kinder.

In Österreich beträgt die durchschnittliche Belastung des Säuglings mit der Muttermilch derzeit etwa 0,3 Mikrogramm. Im Literaturvergleich mit anderen europäischen Ländern und weltweit liegt der österreichische Durchschnittswert damit sehr niedrig.
Signifikante regionale Unterschiede
Trotz der allgemein extrem niedrigen Belastung zeigten sich in der Studie doch signifikante regionale Unterschiede bei der Schwermetall-Konzentration in der Muttermilch. So hatten Mütter aus Linz deutlich höhere Blei-Werte in ihrer Milch als jene in Tulln.

Die Forscher nennen die in Linz ansässige Metall verarbeitende Industrie als eine mögliche Ursache dafür. Die höchste Quecksilber-Konzentration in der Muttermilch wurde bei in Wien lebenden Müttern festgestellt. Auch hier könnten Emissionen der Industrie und aus der Müllverbrennung dafür verantwortlich sein.
Auch Lebensgewohnheiten spielen Rolle
Die Wissenschaftler haben auch den Einfluss von Lebensgewohnheiten der Mütter auf die Schwermetallbelastung ihrer Milch untersucht. Frauen mit einem Gewicht unter 60 Kilogramm hatten ebenso etwas höhere Quecksilber-Werte in ihrer Milch wie jene, die viel Getreideprodukte aßen.

Bei Müttern mit einem hohen Fisch-Konsum wurden dagegen höhere Blei-Werte, aber auch Hg-Werte in der Muttermilch registriert. Signifikant erhöht waren die Blei-Werte bei rauchenden Müttern. Der Einfluss von Amalgam-Plomben konnte in der Studie nicht untersucht werden, da die Zahl der Mütter ohne derartige Zahnfüllungen zu klein war.
Fertignahrung hat weniger Quecksilber als Milch
In der Studie wurden für Vergleichszwecke auch die Schwermetall-Anteile in Kuhmilch und Milchfertignahrungen untersucht. Dabei zeigte sich, dass Mutter- und Kuhmilch deutlich höhere Quecksilber-Werte aufwiesen als Fertignahrung.

Dagegen waren die Blei-Werte in der Milchfertignahrung höher als in Mutter- und Kuhmilch, wenn sie mit normalem Leitungswasser angerichtet wurde. Der Grund dafür ist nach Ansicht der Forscher die Belastung des Leitungswassers mit Blei.
->   Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010