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Maul- und Klauenseuche: Europa wappnet sich  
  In Großbritannien sind wegen der Maul- und Klauenseuche bereits 3.000 Schweine, 500 Rinder und 250 Schafe geschlachtet worden. Die Zahl der infizierten Betriebe stieg inzwischen auf neun. Heute Nacht wurde damit begonnen, die getöteten Tiere zu verbrennen. Die Bekämpfung der Krankheit soll heute ein Thema beim Treffen der EU-Agrarminister in Brüssel sein.  
Gefahr für EU noch nicht abzuschätzen
Mit ihrer Ausbreitung über ganz Großbritannien wächst in Europa die Angst davor, dass die Seuche durch Tierexporte bereits in andere Länder eingeschleppt wurde. So hat ein betroffener Züchter, auf dessen Hof heute die Seuche offiziell bestätigt wurde, offenbar viele Schafe auf den Kontinent exportiert.

Die Europäische Union hat diesmal schnell reagiert: Per Eilverordnung stoppte sie die Einfuhr von britischen Schlachttieren, Fleisch- und Milchprodukten in die anderen Mitgliedsstaaten.

"Völlig sinnvoll und angemessen", findet Bernd Haas von der deutschen Bundesforschungsanstalt für Viruserkrankungen der Tiere bei Greifswald. "Auch den anderen EU-Staaten droht eine Übertragung der Seuche. Es lässt sich aber noch nicht abschätzen, wie groß die Gefahr wirklich ist."
->   Bundesforschungsanstalt für Viruserkrankungen
Auf jeden Fall sei sie größer als in den vergangenen zehn Jahren, betont der Virusforscher. Denn durch die Ausweitung des Tierhandels in der EU habe sich auch die Seuchen-Wahrscheinlichkeit erhöht.
Tötung von Tieren in Nordrhein-Westfalen und Holland
Im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen haben die Behörden am Sonntag vorsorglich mit der Tötung von aus Großbritannien stammenden Tieren begonnen. Betroffen seien zwei Betriebe in dem Bundesland.

Den Angaben zufolge waren im Jänner Tiere aus Großbritannien nach Nordrhein-Westfalen geliefert worden, von denen einige von einem Hof stammten, der die Maul- und Klauenseuche hat.

Wie erst heute bekannt wurde, haben auch die niederländischen Behörden über das Wochenende mehr als 3000 Tiere vorsorglich wegen Maul- und Klauenseuche getötet. 2.400 Schafe, einige hundert Rinder und Schweine sowie 600 Hirsche sind verbrannt worden.
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EU-Maßnahmen
Das Exportverbot der EU-Komission trat mit sofortiger Wirkung in Kraft und gilt bis zum 1. März, wurde am Mittwoch mitgeteilt. Am 27. Februar soll es bei einem Treffen von Veterinärexperten der EU überprüft werden. Lebende Tiere, darunter Rinder, Schafe und Schweine, dürften nicht mehr exportiert werden. Vorübergehend dürften auch Frischfleisch, Fleischprodukte, Milch, Milchprodukte, Felle und Häute nicht mehr in die EU ausgeführt werden, es sei denn, sie wurden vor dem 1. Februar produziert oder gegen eine Verbreitung der Seuche behandelt.
->   EU-Kommission
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Vorsichtige Entwarnung für Menschen
Dennoch gibt der Virusforscher vorsichtig Entwarnung: "Eine Gefahr für den Verbraucher besteht nicht." Auf den Menschen übertrage sich die Seuche nur in sehr hohen Virusdosen. "Da muss ich schon mit einer Hautverletzung an der Hand an ein krankes Schwein rangehen", sagt Haas.
Entdeckung der Seuche in Essex
Die hoch ansteckende fieberhafte Viruskrankheit war bei Schweinen in einem Schlachthaus in der südenglischen Grafschaft Essex entdeckt worden.

Inzwischen weiß man von sechs Höfen mit infizierten Tieren. Einer davon liegt im Norden von England, in der Grafschaft Northumberland. Möglicherweise, so britische Veterinärmediziner, sei der Hof auch Ursprungsort der Seuche. Weitere Verdachtsfälle wurden von offizieller Seite noch nicht bestätigt.
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Großbritannien unter Quarantäne
Ein ganzes Land steht unter Quarantäne. Little Warley außerhalb von Brentwood in Essex, wo die ersten 27 kranken Schweine im Schlachthof von Paul Cheale aufgetaucht sind, wird in den britischen Medien bereits als "Pestdorf" beschrieben. Hier und in den Nachbardörfern verlassen die Bewohner aus Angst vor Ansteckung nicht mehr die Höfe.

Immer häufiger kommen die Fernsehbilder vom englischen Landleben jetzt aus Hubschraubern, weil die Verbotszonen immer größer und die Straßensperren der Polizei immer zahlreicher werden. "Kein Zutritt wegen Maul- und Klauenseuche" steht auf den eilig gedruckten Schildern, die an den Absperrungen flattern.

Schon gießen die Bauern Desinfektionsmittel vor den Einfahrten zu ihren Höfen aus. Wer die bereits in allen Teilen Großbritanniens eingerichteten Sperrgebiete verlassen will, muss Stiefel und Kleidung desinfizieren lassen, Fahrzeuge ohnehin. Die Bauern sind zu Gefangenen auf dem eigenen Land geworden. Und zwar alle - ganz unabhängig davon, ob die Tiere krank oder gesund sind. Die Quarantäne könnte Monate dauern
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Österreich seit 20 Jahren MKS-frei
In der Europäischen Union war die Epidemie nach Angaben des britischen Landwirtschaftsministeriums zum letzten Mal im vergangenen Jahr in Griechenland ausgebrochen. Österreich ist von dieser Krankheit seit rund zwei Jahrzehnten praktisch verschont geblieben.
MKS schwierig zu bekämpfen
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist die am schwierigsten zu bekämpfende Seuche, die Tierärzte kennen. Die Krankheit zeigt sich durch Bläschen an den Klauen. Befallen werden Klauentiere wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und einige Wildarten.
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Maul- und Klauenseuche
Ausgelöst wird die Seuche von Picornaviren. Das Fehlen einer fetthaltigen Hülle macht diese Viren resistent gegen eine Desinfektion mit Lösungsmitteln wie Äther. Sie können aber mit säurehaltigen Lösungen bekämpft werden. Die anzeigepflichtige Krankheit hat eine Inkubationszeit von zwei bis 18 Tagen. Infektionen sind möglich durch Futter, Milch, Kot, Blut, andere Haustiere oder den Menschen, der das Virus mit Kleidern oder Stiefeln verbreitet. Symptome sind Fieber, Fressunlust, Versiegen der Milch und Lahmheit. Bei Jungtieren verläuft MKS mitunter tödlich, weil sich der Herzmuskel entzündet. Für den Menschen ist die Krankheit relativ ungefährlich.
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Impfungen bieten keinen sicheren Schutz
Impfungen gegen MKS wurden 1991 eingestellt, weil sie den Tieren keinen sicheren Schutz gegen die vielen verschiedenen Virenstämme geboten hätten, berichtet Bernd Haas.
Die wichtigsten Bekämpfungsstrategien sind die Tötung befallener sowie möglicherweise schon infizierter Herden ("stamping out") - in Zeiten von BSE ein hochbrisantes Thema - und die Verhängung umfangreicher Sperrmaßnahmen, mit denen der Handel mit Klauentieren und deren Produkten unterbunden wird.

 


Brennende Tierkadaver auf einer britischen Farm in Northumberland (26.2.2001)
Taiwan meldet Maul- und Klauenseuche
Fälle von Maul- und Klauenseuche sind heute auch auf Taiwan vermeldet worden. Die Landwirtschaftsbehörde teilte am mit, drei infizierte Schweine seien getötet worden. Betroffen seien Gehöften in Zentral-Taiwan und im Süden des Landes.

Unterdessen meldete das Landwirtschaftsministerium in London zwei weitere Fälle der Seuche in Großbritannien. Die Zahl der infizierten Betriebe stieg damit offiziell auf neun an.
Weitere Informationen zur Maul- und Klauenseuche bei science.orf.at
->   Maul- und Klauenseuche in Großbritannien
 
 
 
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01.01.2010