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Mögliche wissenschaftliche Erklärung für Schluckauf  
  Eine mögliche Erklärung für Schluckauf liefert nun ein französischer Forscher: Es könnte sich demnach um einen Millionen Jahre alten Reflex handeln, entstanden in einer Zeit als die Menschen noch Kiemen hatten.  
Das berichtet das britische Magazin "New Scientist" vom Donnerstag (Bd. 2381, S. 16) mit Verweis auf Christian Straus an der Pitie Salpetriere Klinik in Paris.
Schluckauf: Kontraktionen des Zwerchfells
Mediziner können recht gut erklären wie Schluckauf abläuft. Es handelt sich um mehr oder weniger rhythmische, plötzliche Kontraktionen des Zwerchfells, gleichzeitig schließen sich die Stimmritzen im Kehlkopf, was den typischen "Hick"-Laut erzeugt.

Erstaunlicherweise können auch Babys im Mutterleib schon Schluckauf bekommen, das fanden Mediziner unter anderem bei Ultraschall-Untersuchungen heraus. Für die Wissenschaft ein Hinweis, dass Schluckauf mit der Atmung direkt nichts zu tun hat.
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Theorien zum Schluckauf: Atmungstraining und Schutzreflex
Eine Theorie behauptet, dass der Schluckauf-Reflex möglicherweise dazu dient, die Atmungsmuskulatur des ungeborenen Kindes zu trainieren und auf ihren späteren Job vorzubereiten. Eine andere Hypothese geht davon aus, dass der Schluckauf-Mechanismus das Kind davor schützen soll, dass Flüssigkeit in die Lungen gelangt. Allerdings müsste dann der Reflex mit Aus- und nicht mit Einatmen verbunden sein, kontert Straus.
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Ein 370 Millionen Jahre alter Reflex?
Nach Meinung von Christian Straus ist der Schluckauf-Reflex wenigstens 370 Millionen Jahre alt. Er geht auf eine Zeit zurück als wir - bzw. irgendwelche Vorfahren - noch Kiemen hatten.

Straus hat nämlich bei Lungenfischen und Amphibien einen dem Schluckauf ähnlichen Vorgang gefunden. Diese Tiere - etwa Kaulquappen - stoßen Wasser durch ihre Kiemen indem sie ihre Mundhöhle verengen und gleichzeitig den Kehldeckel schließen, damit kein Wasser in die ebenfalls vorhandenen Lungen gelangt.
Reflex blieb erhalten als ''Saugvorbereitung''
Dass sich der Reflex so lange erhalten hat, erklärt Straus damit, dass ungeborene Säugetiere damit gleichsam ihre Muskeln für das Saugen vorbereiten, das ja sofort nach der Geburt funktionieren muss.

Die Sequenz der Bewegungen beim Schluckauf ähnele der beim Stillen, argumentiert der Forscher. Dabei schließe sich die Stimmritze des Babys, damit keine Milch in die Lungen gelangt. Schluckauf könnte als Nebenprodukt der Preis für solch ein nützliches System sein, meint Straus.
->   ''New Scientist''
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01.01.2010