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Gewichtsprobleme durch urzeitliche "Geiz-Gene"?  
  Wehe dem, der noch bestimmte aktive Gene der Jäger und Sammler in seinem Erbgut hat. Experten glauben, dass ein Erbe dieser Urahnen - die "Geiz-Gene" - noch ungezählte Generationen später Gewichtsprobleme verursachen könnte. Generell werde immer klarer, dass die genetische Ausstattung eines Menschen und sein Umfeld mehr Einfluss auf die Figur haben als etwa ein eiserner Wille, schreibt Jeffrey M. Friedman von der New Yorker Rockefeller Universität im Wissenschaftsjournal "Science".  
Gewichtszunahme in den Industriestaaten
Im vergangenen Jahrzehnt haben die meisten Industriestaaten dramatische Gewichtszunahmen verzeichnet. Speziell betroffen sind die USA, wo sich der Anteil der fettleibigen Bevölkerung von 23 auf 31 Prozent erhöht hat.
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"A War on Obesity, Not the Obese"
Der Artikel "A War on Obesity, Not the Obese" von Jeffrey M. Friedman ist in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" (Band 299, Seiten 856-58, vom 7. Februar 2003) erschienen.
->   "Science"
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Kontroverse Theorie: Fettleibigkeit durch "Geiz-Gene" ...
Nach einer schon länger diskutierten Theorie mussten die Jäger und Sammler früherer Zeiten ihre sporadischen Nahrungsrationen sehr effektiv in Fettreserven anlegen, um zu überleben.

In den Industrieländern sei diese Fähigkeit, die US-Biologen zufolge an so genannten Geiz-Genen ("Thrifty-Genes") liegen könnte, bei der ständigen und fast uneingeschränkten Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln heute eher ein Fluch.

Sie erschwere den Trägern solcher Erbanlagen erheblich, ihr Gewicht unter Kontrolle zu halten, und mache es ihnen fast unmöglich, langfristig abzuspecken. Die Geiz-Gene könnten damit für einen Teil der zunehmenden Fälle von Fettleibigkeit verantwortlich sein.
... und Schlankheit durch Erbe aus Mesopotamien?
Viel leichter könnten es nach einer von Friedman vorgestellten Theorie dagegen Menschen haben, die bestimmte Gene von Vorfahren aus dem fruchtbaren Zweistromland besitzen.

Die dort mögliche Landwirtschaft garantierte den Bewohnern eine regelmäßige, wenn auch selten üppige Nahrungszufuhr, was sich schließlich auch in ihrem Erbgut ausgedrückt habe.

Menschen mit dieser Gen-Ausstattung hätten bis zum heutigen Tag weitaus weniger Probleme mit Fettpolstern.
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Adipositas (Fettsucht)
Adipositas ist die vom Normalgewicht um mehr als 20 Prozent (oder Body-Mass-Index größer als 30) abweichende Vermehrung der Körpermasse durch Zunahme des Depotfetts. Am verbreitetsten ist die Adipositas infolge von Überernährung und Bewegungsmangel. Zu Grunde liegt der Adipositas vermutlich eine erbliche Veranlagung. Nach heutiger Auffassung besteht das Wesen der Adipositas in einer Störung des normalen Hunger-Sättigungsrelationsmechanismus, der zu einer positiven Energiebilanz führt: Es wird mehr Energie aufgenommen als verbraucht, die überschüssige Energie wird in Form von Fett im Gewebe gespeichert.
->   Mehr Informationen zu Fettsucht
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Verzicht auf einen Keks pro Tag
In einem weiteren "Science"-Artikel schreiben James Hill vom Center of Human Nutrition von der University of Colorado und seine Mitarbeiter, dass neuen Berechnungen zufolge bereits der Verzicht auf einen Keks pro Tag genügt, um den Durchschnittsbürger in Industrieländern vor Gewichtzunahme zu bewahren.
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"Obesity and Environment: Where Do We Go from Here"
Der Artikel "Obesity and Environment: Where Do We Go from Here" von James O. Hill, Holly R. Wyatt und Mitarbeitern erschien in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" (Band 299, Seiten 853-55).
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Nur 100 Kalorien weniger
Der Verzicht auf 100 Kalorien am Tag reiche im Schnitt aus, um die beispielsweise in den USA übliche mittlere Gewichtszunahme von etwa 0,8 bis 0,9 Kilo pro Jahr zu vermeiden, schreiben die amerikanischen Ernährungsspezialisten.
Hälfte der Extrakalorien wird gespeichert
Von den durchschnittlich 100 überflüssigen Kalorien setzen sich dem Team um Hill zufolge mindestens 50 in Fettreserven an Hüften und Taille ab.

Wer auf das Plätzchen oder die drei Bissen von einem Hamburger nur schwer verzichten könne, habe die Möglichkeit, dem Ausschlag auf der Waage durch zusätzliche Bewegung vorzubeugen, schreiben die Forscher. 2.000 bis 2.500 Extra-Schritte am Tag - rund eineinhalb Kilometer - hätten den gleichen Effekt.
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01.01.2010