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Moderne Strategien gegen Schulterschmerzen  
  Schmerzhafte Veränderungen der Schulter sind die dritthäufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates. Die Hoffnung für Leidgeprüfte: verfeinerte Operationstechniken und neue Entwicklungen im Bereich der künstlichen Schultergelenke ermöglichen Schmerz- und größtmögliche Bewegungsfreiheit.  
Stürze beim Schifahren oder Snowboarden verursachen nicht selten Verletzungen der Schulter. Häufig kommt es dabei zu Einrissen von Sehnen oder Muskeln, die einen chirurgischen Eingriff erfordern.
Schonende Verfahren in der Schulterchirurgie
Die besonders schonende arthroskopische bzw. endoskopische Chirurgie hat in den letzten Jahren auch Einzug bei der Schulterchirurgie gehalten.

"In der Zwischenzeit können wir chirurgische Eingriffe im Bereich der Schulter bei bereits 80 Prozent der Patienten endoskopisch durchführen", erklärt Werner Anderl, Leiter der Orthopädie des Krankenhauses der barmherzigen Schwestern Wien-Gumpendorf.
Chirurgie der kleinen Schnitte
Durch diese "Chirurgie der kleinen Schnitte" wird nicht nur das Infektionsrisiko minimiert, sie bedeutet für Betroffene auch weniger Schmerzen nach der Operation.

"Außerdem werden - wenn z.B. eine Rotatorenmanschetten-Ruptur genäht werden muss - umliegende Muskeln wie z.B. der musculus deltoideus nicht beschädigt. Darüber hinaus", erklärt Anderl, "dauert die Rehabilitation nach einem solchen Eingriff im Durchschnitt statt fünfeinhalb nur dreieinhalb Monate."
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Endoskopie: Ein optisches Verfahren
Die Endoskopie ist ein optisches Untersuchungs- und Diagnoseverfahren, bei dem Körperhöhlen und Hohlorgane mit einem Endoskop gespiegelt werden. Zur Durchführung einer Endoskopie wird ein röhren- oder schlauchförmiges Gerät durch eine natürliche oder eine künstlich angelegte Körperöffnung eingeführt. Das Endoskop ist mit einer Lichtquelle und einem optischen System ausgestattet, so dass sich Bilder aus dem Körperinneren zu Untersuchungszwecken hinaus spiegeln lassen.
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Die Schulter - ein kompliziertes Gelenk
Die Schulter ist ein Kugelgelenk und wird erst durch das optimale Zusammenspiel von Muskeln, Gelenk und Sehnen zu einer komplexen, funktionstüchtigen Gelenkeinheit. Sie besteht, wie jedes Gelenk, aus einer Pfanne und einem Kopf.

Die Pfanne ist jedoch im Vergleich zum Oberarmkopf nur sehr klein, so dass diese "knöcherne Halterung" alleine das Gelenk nicht stabilisieren kann. Die Stabilisierung wird erst durch eine starke Muskelmanschette garantiert.
Die Rotatorenmanschette - heben, drehen, stabilisieren
Eine besondere Funktion besitzt hierbei die so genannte Rotatorenmanschette. Sie besteht im Wesentlichen aus vier zusammenhängenden Sehnen und Muskeln, die den Oberarmkopf wie eine Kappe umgeben.

So ermöglicht uns diese Muskelgruppe einerseits den Arm zu heben und zu drehen und dient andererseits dazu, das Schultergelenk zu stabilisieren.
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Arthroskopie: Endoskopie eines Gelenkes
Als Arthroskopie bezeichnet man die Endoskopie eines Gelenkes. Sie kann zur Diagnosestellung von Gelenkerkrankungen oder Gelenksveränderungen und gegebenenfalls auch für kleine Eingriffe genützt werden.

Bei einem arthroskopischen Eingriff wird das Gelenk nicht geöffnet, es werden lediglich zwei circa fünf Millimeter lange Schnitte zwischen Sehnen und Knochen gesetzt, um zur Gelenkkapsel vorzudringen. Durch den ersten Schnitt wird eine Optik mit Videokamera in das Gelenk eingebracht, durch den zweiten Schnitt das erforderliche Miniatur-Instrumentarium.
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Die neuen Schulterprothesen
"Ich glaube, dass 50 Jahre nach der Entwicklung der Hemiendoprothetik die Schulterendoprothetik heute einen gleichwertigen Platz neben der Hüft- und Knieendoprothetik eingenommen hat. Die Technik des Implantierens, die Grundlagenkenntnisse der Schulterprothetik sowie ein fundiertes Wissen zu den Erkrankungsformen sind Voraussetzung für eine State-of-the-art-Versorgung", beschreibt Anderl die Rolle der Schulterprothetik in einem Interview mit der Fachzeitschrift Jatros.

Das erste künstliche Schultergelenk wurde bereits 1893 implantiert. Trotzdem nahm die Entwicklung der Prothesenmodelle erst in den letzten zehn Jahren einen rasanten Verlauf.
Die dritte und vierte Generation
In der Zwischenzeit wurden Dritt- bzw. Viertgenerationsprothesen entwickelt, bei denen es möglich ist, durch ein ausgeklügeltes Prothesendesign eine enorme Anpassungsfähigkeit an die gegebene Anatomie zu schaffen und die bestehenden anatomischen Bedingungen wiederherzustellen.

Die neueste Generation von Schulterprothesen soll Betroffenen nicht nur Schmerzfreiheit sondern bereits nach sechs bis acht Wochen eine bessere, freie Beweglichkeit ermöglichen.

"Dabei wird", beschreibt Anderl, "ein den anatomischen Verhältnissen des jeweiligen Patienten entsprechendes Kunstgelenk während der Operation nachgebaut. Die Imitation der Kopfanatomie erfolgt mit Hilfe einer Probeprothese, diese wird eingebracht und kopiert die ursprüngliche Stellung des Oberarmkopfes."
"Alte" Prothesen schlechter?
Die Hauptursache von Fehlschlägen beim Einsatz von Schulterstandardprothesen von Anfang bis Mitte der 90er Jahre sieht Anderl in einer Fehlplatzierung der Kopf- und Pfannenkomponente.

Hauptverantwortlich sei die variable Anatomie des Oberarmkopfes, die laut anatomischen Studien nicht nur von Patient zu Patient, sondern auch von einer zur anderen Schulterseite unterschiedlich sein kann.

"Sollten bei Betroffene mit einer Schulterprothetik einer älteren Generation starke Symptome auftreten, ist es nach genauer Abklärung auch möglich diese zu tauschen."

Neben den bereits beschriebenen Möglichkeiten gibt es auch eine Reihe individuell abgestimmter, konservativer Verfahren, die Schmerzen lindern, chirurgische Eingriffe hinauszögern und im besten Fall auch verhindern können.

Martina Weigl, Ö1-Radiodoktor
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->   Moderne Schulterchirurgie
 
 
 
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01.01.2010