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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Bleifreies Benzin: Positive Umwelt-Effekte  
  Umweltschutz macht sich bezahlt: Bereits sieben Jahre nach Einführung des bleifreien Benzins in Europa scheinen die Emissionswerte des Bleis in der Atmosphäre zurückzugehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein vom Wissenschaftsfonds (FWF) gefördertes Projekt, das sich mit der Ökologie alpiner Seen beschäftigt.  
Umweltmaßnahmen wie das europaweite Verbot von verbleitem Benzin zeigen nachweisbare Wirkung auf die Ökologie und wirken sich selbst in abgelegenen Bergseen positiv aus - das behauptet die Paläolimnologin Karin Koinig vom Innsbrucker Institut für Zoologie und Limnologie.
Sedimentgeochemie alpiner Bergseen
Der Mini-Umweltbericht ist unter anderem eine Erkenntnis ihrer über zweijährigen Forschungsstudie, in der sie den Einfluss von Klima, Vegetation und Mensch auf die Limnochemie und Sedimentgeochemie alpiner Seen in den letzten 14.000 Jahren untersucht hat.

Die junge Wissenschaftlerin hat dazu in einem ganz besonderen "Geschichtsbuch" nachgeschlagen - nämlich in Sediment-Kernen, die aus Schweizer (z.B. Sägistalsee, Berner Alpen) und österreichischen (z.B. Mutterberger See, Stubaier Alpen) Bergseen entnommen worden sind.

"Die um die 13,5 Meter langen Sedimentbohrkerne bestehen aus verschiedenen Schichten, die die Umweltveränderungen seit der späten Glazialzeit widerspiegeln", erläutert die Paläolimnologin.

 


Mutterberger See (Stubaier Alpen)
(Foto: Johannes Fried)
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Die Forschungsarbeiten von Karin Koinig werden im Rahmen eines vom FWF finanzierten Erwin Schrödinger Stipendiums am Geologischen Institut in Bern und am Institut für Umweltgeochemie in Heidelberg durchgeführt.
->   Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
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Sedimente verraten Öko-Zustand
In den einzelnen Schichten sind mit Hilfe eines speziellen Röntgenstrahl-Fluoreszenz-Analysators verschiedene Konzentrationen von geochemischen Elementen abzulesen, die Auskunft über den klimatischen und ökologischen Zustand des
jeweiligen Zeitraums geben.

Einen wichtigen Schwerpunkt legt Koinig auf der Analyse von natürlichen und von Menschen bewirkten Ursachen für bestimmte aus der Atmosphäre stammende Metallkonzentrationen. Die Wissenschaftlerin untersuchte dazu die Konzentrationen von Blei, Zink, Kupfer, Arsen und Nickel in den Sedimentschichten der letzten 12.000 Jahre.
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Foto: Karin Koinig
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Aulacoseira distans var.nivalis, eine Kieselalgenart, die im Schwarzsee ob Sölden - einer der Bergseen, die analysiert worden sind - gefunden wurde.Die Art ist ca. 0,012 mm klein. Veränderungen in der Artenzusammensetzung liefern Hinweise auf Änderungen im Säure-Basen Haushalt oder Nährstoffgehalt von Hochgebirgsseen
und liefern damit zusätzlich Informationen über Änderungen im Chemismus des Sees. Diese Änderungen können sowohl durch natürliche (z.B.) Klimaänderungen) als auch durch anthropogene (z.B. saurer Regen) Prozesse verursacht werden.
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Höchste Bleikonzentration in den 70er Jahren ...
"Ich kann beispielsweise einen deutlichen Anstieg der Bleikonzentrationen über die letzten 150 Jahre
nachweisen, der in den 70er Jahren seinen Höhepunkt erreicht hat", erklärt die Paläolimnologin. "Diese erhöhten Werte lassen sich eigentlich nur durch menschlichen Einfluss erklären."
... danach wieder Rückgang
In den obersten Sedimentschichten zeigt sich allerdings bereits ein Rückgang der Bleikonzentration, der unter anderem auf die Einführung von unverbleitem Benzin zurückzuführen ist.
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Natürliche Veränderungen
Dagegen wird in den älteren Schichten die Veränderung von Metallkonzentrationen durch andere Prozesse verursacht: Zu Beginn des Holozäns vor ca. 10.000 Jahren bestimmten das Ausmaß und die Art der Vegetationsdecke die Werte aller geochemischen Elemente, also auch der Metalle.

"Als vor 6.500 Jahren klimabedingt mehr Fichten im Einzugsgebiet der Seen wuchsen, verminderte sich auf Grund der dichten Bewaldung die Bodenerosion. Dieser Zustand bestimmt beispielsweise die geochemische Zusammensetzung der jeweiligen Sedimentschicht", so Koinig.
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Schon sehr früher Einfluss des Menschen
Bereits zur Bronzezeit sei aber der menschliche Einfluss im "geochemischen Geschichtsbuch" sichtbar geworden: Durch Rodungen des Waldes zur Gewinnung von Weideland stieg auch die Erosion und veränderte wiederum die Sedimentschicht.

Die Analysen von Langzeitveränderungen in Sediment-Kernen erlauben es, das Ausmaß menschliche Eingriffe mit natürlichen Veränderungen zu vergleichen und so abzuschätzen, ob und mit welchen schädlichen Emissionen der Mensch seine Umwelt beeinträchtigt.

"Ein wichtiges Ziel meiner Arbeit ist es, Grundlagen zur Ermittlung von Grenzwerten für bestimmte Metall- und Schadstoffemissionen zu liefern", resümiert die Paläolimnologin.
->   Karin Koinig am Insitut für Umweltgeochemie, Universität Heidelberg
->   Innsbrucker Institut für Zoologie und Limnologie
->   EU Paläolimnologie Projekt "CHILL"
->   The Paleolimnology Home Page
 
 
 
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01.01.2010