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Landwirtschaft "verschlammt" Great-Barrier-Riff  
  Die Besiedlung Australiens hat das berühmte Great-Barrier-Korallenriff förmlich mit Schlamm überschwemmt. Ursache dafür ist laut einer aktuellen Studie die Landwirtschaft. Die Folgen sind noch unklar.  
Das berichten Malcolm McCulloch von der Australischen Nationaluniversität in Canberra und seine Mitarbeiter in der britischen Zeitschrift "Nature" (Bd. 421, S. 727).

Die genauen Auswirkungen der zusätzlichen Schlammfracht seien zwar noch nicht geklärt, die Beobachtung trage jedoch zur Sorge um das Riff bei.
Ackerbau und Viehzucht sorgen für mehr Schlamm
Nachdem die Einwanderer aus Europa vor fast 150 Jahren in Ost-Australien mit Ackerbau und Viehzucht begannen, spülten die Flüsse demnach fünf bis zehn Mal so viel Sedimente auf das berühmte Korallenriff wie zuvor.
Korallen-Skelette zeigen Verlauf der Belastung
Die Forscher berechneten die abgelagerten Fluss-Sedimente aus dem Barium-Anteil im Kalkskelett von Korallen. Sie untersuchten solche im Inneren Barrier-Riff, das dem australischen Festland gegenüberliegt.

Barium wird vor allem durch Flüsse von Land her zu den Korallen transportiert. Da die Korallen ihre Skelette je nach Temperatur ungleichmäßig aufbauen, war es den Forschern möglich, den Verlauf der Belastung ähnlich wie bei Jahresringen der Bäume von etwa 1750 bis 1986 zu verfolgen.

Die Messwerte zeigten, dass der Bariumgehalt als Anzeiger für Schwebstoffe nach der zunehmenden Besiedlung der Gegend um 1860 um etwa das Fünf- bis Zehnfache anstieg.
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Korallen und Korallenriffe
Korallen sind so genannte Blumentiere. Mit mehr als 6.500 Arten bilden sie die umfangreichste Klasse der Hohltiere und sind ein wesentlicher Bestandteil des globalen, marinen Ökosystems. Sie besiedeln über 50 Prozent der Meeresfläche, gedeihen am besten in nährstoffarmen Wasser und schaffen so einen Lebensraum für zahlreiche Meeresbewohner.

Korallenriffe gelten heute neben dem tropischen Regenwald als artenreichster Lebensraum der Erde. Über 400.000 Arten vermuten Wissenschaftler in den Riffen, die meisten davon sind Kleinlebewesen, die sich in den Kalk der Riffe bohren oder in den engen Spalten leben. Bekannt sind bis jetzt nur rund 60.000 Arten. Korallenriffe gibt es nicht nur - wie weithin bekannt - in den tropischen Ozeanen, sondern auch im Nordatlantik an Europas Küste.
->   Mehr zu den europäischen Korallenriffen in science.ORF.at
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Folgen: Störung der Photosynthese?
Feine Ablagerungen auf den Korallen könnten die Photosynthese der mit ihnen in Symbiose lebenden Algen stören und so das Wachstum der Riffe beeinträchtigen, berichten McCulloch und Kollegen.

Bisher war es allerdings schwierig, das Ausmaß dieser Belastung zu bestimmen. Die australischen Wissenschaftler nutzten jetzt erstmals die Korallen selbst als "Archiv".
Mehr Belastung durch mehr Besiedlung?
Mit weiter steigender Besiedlung könne die Belastung noch zunehmen, kommentiert Julia Cole von der US-Universität Tucson in "Nature". "Schwebstoffe könnten zusätzlich zu Faktoren wie der steigender Temperaturen und CO2-Gehalt des Wassers Korallenriffe noch empfindlicher machen."
->   "Nature"
->   Australian National University in Canberra
->   Alles zum Thema Korallen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010