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Raben als "taktische Betrüger" entlarvt  
  Die außergewöhnlich hohe Intelligenz von Raben konnte nun einmal mehr bewiesen werden: Im Rahmen eines Projekts der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Oberösterreich wurden die schwarzen Vögel des "taktischen Betruges" an ihren Artgenossen "überführt".  
Hohe Intelligenz
Ein immer wieder zu beobachtendes "Versteck-Plünderer-Spiel" in direktem Zusammenhang mit der Futterbeschaffung sei ein weiterer Beweis für die hohe Intelligenz bei Raben, erklärte der Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle (KLF), Kurt Kotrschal, im Gespräch mit der APA. Seit einigen Jahren wird ihr Verhalten im Namen des "Kolkraben Projekts" untersucht.
Suche nach Futter vorerst im Team
Bild: Mareike St¿we, Uni Wien
Rabenkopf in Großansicht
Die Vögel würden - so der Wissenschaftler - das taktische Spiel immer an reichen Futterquellen nach einem bestimmten Muster einsetzen. Beim Ausloten einer möglichen Mahlzeit helfen die gefiederten "Kollegen" aber vorerst noch zusammen.

Zuerst werden so genannte Späher vorausgeschickt, die dann nach einer gründlichen Überprüfung die "Nachhut" mit bestimmten Lauten verständigen. Auch im Falle einer Nahrungsquelle, an der Gefahr durch "Beutegreifer" - wie etwa Wölfe - besteht, wird akustisch rekrutiert.
Gestohlene Beute wird gut versteckt
Hat sich nun die gesamte "Rabenfamilie" bei Tisch eingefunden, setzt ein lebhafter Verkehr ein. Die Raben reißen Stücke aus der Beute, fliegen damit ein kurzes Stück, um dann ein geeignetes Versteck - meist am Boden - anzulegen.

"Diese interessante Konkurrenzstrategie des Anlegens verstreuter Verstecke eröffnet in weiterer Folge die Möglichkeit für andere, diese wiederum zu plündern", erläutert Kotrschal.
Taktischer Betrug von Täter und Opfer
Das Nahrungsverstecken unter Konkurrenzdruck bildet auch die Bühne für das "Spiel": Der "Verstecker" versucht bewusst - etwa durch gezielt gesetzte Ablenkungsmanöver - Information über seinen Futterplatz zurückzuhalten, während der "Plünderer" geschickt probiert, seine räuberischen Absichten zu verbergen.

Dieses Verhalten qualifiziere sich als bisher nur bei Primaten gefundener "taktischer Betrug", erklärte der Experte.
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Sozial und intelligent
Kolkraben (Corvus corax) gehören zu den größten heimischen Raubvögeln. Sie können bis zu eineinhalb Kilo wiegen und besitzen eine Flügelspannweite von mehr als einem Meter. Sie unterscheiden sich von anderen Raben und Krähen durch den Schwarzen Federbüschel am Schnabelansatz und können ein hohes Alter, ähnlich dem des Menschen, erreichen. Die Paare bleiben ein Leben lang zusammen. Sie sind sehr intelligent, ernähren sich von Aas, Insekten und machen auch Jagd auf kleine Wirbeltiere. Pflanzliche Kost wie Beeren und Getreide steht ebenfalls auf dem Speiseplan.
->   Mehr über Kolkraben (KLF)
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Vorgetäuschtes Desinteresse wiegt in Sicherheit
Bild: Mareike St¿we, Uni Wien
Die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum
Bemerkenswert sei auch die Tatsache, dass die "Plünderer" die gegnerischen Verstecke zeitverzögert ausräumen: Bevor sie sich über die Beute des Artgenossen hermachen, lassen sie einige Minuten verstreichen und zeigen dabei völliges Desinteresse.

Der "Verstecker" glaubt seine Mahlzeit in Sicherheit, erliegt dabei aber einem fatalen Irrtum. "Wird der Räuber aber zu ungeduldig und benimmt sich zu auffällig, so misslingt in den meisten Fällen auch der Beutediebstahl, da der 'Verstecker' dann quasi aus Sicherheitsgründen das Futter verschlingt", so Kotrschal.
->   Konrad Lorenz Forschungsstelle Grünau
->   Kolkraben bei Vogelfreunde.de
Mehr über die Konrad Lorenz Forschungsstelle in science.ORF.at:
->   Wie man Zugvögeln den Weg zeigt
->   Darwins Finken von Fliegenlarven bedroht
 
 
 
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01.01.2010