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Kooperation: Geschichte der Juden in Mitteleuropa  
  Die Geschichte der Juden in Mitteleuropa soll intensiver erforscht werden. Dazu haben das Institut für Geschichte der Juden in Österreich, das Jüdische Museum Prag und die Zentrale staatliche Archivverwaltung der Tschechischen Republik ein Kooperationsabkommen geschlossen.  
Die Ergebnisse sollen in den kommenden Jahren in mehrere Veröffentlichungen münden.
Länderübergreifende Geschichtsforschung
Die Geschichte der Juden in Österreich im 16. und 17. Jahrhundert könne man nicht ohne die Geschichte der Juden in Böhmen, Mähren und Schlesien schreiben, meint Helmut Teufel, er leitet das grenzübergreifende Projekt "Bohemia, Moravia et Silesia Judaica".
Zeitrahmen des Projekts: 1520-1670
Das gemeinsame Projekt "Austria Judaica - Bohemia, Moravia et Silesia Judaica" umfasse die Zeit von 1520 (nach dem Tod Maximilians I) bis 1670 (Vertreibung der Juden aus Wien und Niederösterreich), erklärt Helmut Teufel.

Aufgrund der Vertreibung 1670 siedelten sich Juden in den angrenzenden Gebieten an: in Westungarn (dem heutigen Burgenland) sowie in Mähren und Südböhmen, so Teufel.
->   Austria Judaica - Bohemia, Moravia et Silesia Judaica:
Geografischer Schwerpunkt: Länder der Wenzelskrone
Geographisch konzentriert sich das Projekt auf die Gebiete der ehemaligen "Wenzelskrone", so Helmut Teufel: Böhmen, Mähren und Schlesien, die heute zu den Staaten Tschechien und zu einem kleinen Teil auch zu Polen gehören.
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Stichwort Wenzelskrone:
Benannt nach Herzog Wenzel (I., dem Heiligen). Die Krone des Königreichs Böhmen ist seit 1860 Symbol des böhmischen Staatsrechts ("Länder der Wenzelskrone"). Angefertigt wurde die Krone für die Krönung König Wenzels I. (1228). Mit päpstlicher Bulle vom 6.5.1346 wurde bestimmt, dass sie auf dem Haupt des hl. Wenzel, einem Kopfreliquiar im St-Veits-Dom in Prag, ruhen soll, wo sie sich 1347-1420 befand (Brockhaus).
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Neue Quellen
Durch das Kooperationsabkommen erschließen sich den Historikern neue Quellen für die Erforschung der Geschichte der Juden in der Frühen Neuzeit. Helmut Teufel zählt einige auf: "z.B. Quellen der Landesverwaltung, der Hofämter, Korrespondenzen der Stände in Böhmen und Mähren, Gerichtsbücher, Grundbücher und Archive von Adelsherrschaften."
Adel interessiert an jüdischen Gemeinden
Der Adel Böhmen und Mährens sei am Bestehen jüdischer Gemeinden besonders interessiert gewesen, weil Juden für eine reibungslose Verteilung der landwirtschaftlichen Produkte sorgten, heißt es auf der Homepage des Instituts für Geschichte der Juden in Österreich.

Aber auch für die beginnende Produktion von Waren, die sich aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit notwendig entwickelten, z.B. Branntwein und Hefeerzeugung. Die Tätigkeit der führenden Familien in Prag und Wien habe neben den Investitionen in den lokalen Handel zu einem gewissen Teil dem europäischen Finanzverkehr gedient, steht auf der Homepage zu lesen.
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Beispiel Zollregister
Aus Quellen wie zum Beispiel dem Krakauer Zollregister sei die enge Verbindung zwischen polnischen, böhmisch-mährischen und österreichischen Gelehrten ersichtlich: An Zollstellen seien öfters Bücher, transportiert in Fässern, registriert worden. (In Fässern wurden die Bücher laut Helmut Teufel transportiert, da Fässer stabiler als Kisten seien. Kisten wären bei einem Sturz vom Wagen zerbrochen, Fässer einfach davon gerollt und die Bücher hätten weniger Schaden genommen.)
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Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Institut für Geschichte der Juden in Österreich
->   Jüdisches Museum Prag
 
 
 
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01.01.2010