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Duftstoffe malen ein "chemisches Bild" im Gehirn  
  Wer an diesem Valentinstag an einer Rose schnuppert, dessen Gehirn erkennt beinahe 100 Reize verschiedener Duftmoleküle, die zusammen das berauschende Parfum der Blume ausmachen. Das ist schon erstaunlich genug. Zumindest Mäuse können aber noch mehr: Sie machen sich über körpereigene Duftstoffe, so genannte Pheromone, sogar ein detailliertes Bild voneinander.  
Im Gehirn der Maus entsteht dank spezialisierter Nervenzellen ein "pheromonales Bild" des anderen Tieres, wie Lawrence Katz und Minmin Luo von der Duke University in Durham (US-Bundesstaat North Carolina) auf dem weltgrößten Forschertreffen in Denver (US-Bundesstaat Colorado) berichteten.

Die Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften AAAS wurde am Donnerstag eröffnet.
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"Pheromonal Signals in the Olfactory Bulb of Mice"
Die dem Vortrag zugrundeliegenden Forschungsergebnisse von Minmin Luo, Michael S. Fee und Lawrence C. Katz werden unter dem Titel "Encoding Pheromonal Signals in the Accessory Olfactory Bulb of Behaving Mice" in einer der künftigen Ausgaben des Wissenschaftsmagazins "Science" veröffentlicht.
->   AAAS Annual Meeting
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Pheromone - chemische Signalstoffe
Pheromone sind Duftstoffe, mit deren Hilfe sich Lebewesen derselben Art verständigen. Bisher war aber kaum etwas darüber bekannt, welche Art Botschaften Pheromone zum Gehirn senden und wie diese dort verarbeitet werden. Katz und Luo untersuchten nun das Gehirn von Mäusen, während diese die feinen chemischen Signale ihrer Artgenossen erschnüffelten.
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Pheromone und ihr Riechsystem
Pheromone sind chemische Botenstoffe mit Signalcharakter zwischen Organismen einer Art. (Im Gegensatz zu Hormonen, die eine ähnliche Funktion innerhalb eines Organismus ausüben). Pheromone beeinflussen z.B. das Sexualverhalten oder das Alarmverhalten von Tieren. Ein bekanntes Beispiel ist etwa Königinsubstanz der Honigbiene, welche die Ovarialentwicklung der Arbeiterinnen hemmt und als Sexuallockstoff auf Drohnen wirkt.

Bei Reptilien, Säugetieren und anderen Tiergruppen wurde ein spezialisiertes Riechsystem für die chemische Kommunikation nachgewiesen: Es handelt sich dabei um das so genannte vomeronasale Organ, dessen Öffnung am Dach der Mundhöhle gelegen ist.
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"Duftbild" ähnelt Gesichtererkennung
Das dabei entstehende pheromonale Bild enthält detaillierte Informationen beispielsweise über Geschlecht, Identität, Sozialstatus und die Fortpflanzungsreife eines Weibchens. Die Forscher nehmen auf Grund der speziellen Signalverarbeitung im Mäusehirn sogar an, dass sich die Nager an den pheromonalen Bildern erkennen wie Menschen am Gesicht.
Geschlecht und Genetik werden "erschnüffelt"
Viele Säugetiere, von der Maus bis zum Elefanten, besäßen die Fähigkeit, Pheromone bildlich auszuwerten, berichteten Katz und Luo, deren Arbeit in einer künftigen Ausgabe des Fachjournals "Science" erscheinen soll.

Die Duftreize werden dafür durch ein spezialisiertes Sinnesorgan aufgenommen. Diese "Vomeronasal-Organ" befindet sich in der Nasenhöhle und sendet seine Signale ans Gehirn.

Im Mäusehirn sind besondere Pheromon-empfindliche Neuronen fein darauf abgestimmt, Geschlecht und sogar die genetische Ausstattung einer anderen Maus zu erschnüffeln, wie die Forscher feststellten.
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Zwei getrennte Geruchsysteme
Das pheromonale Geruchssystem sei kein Teilbereich des normalen Geruchssinns, betonte Katz. Bei Säugetieren seien die beiden Sinnesorgane zwar im selben Körperteil angeordnet, kommunizierten im Gehirn aber nicht direkt miteinander. In diesem Zusammenhang unterschiedet man zwischen dem "akzessorischen" und dem hauptsächlichen Riechsystem. Ersteres ist mit den olfaktorischen "Fingerabdrücken" der sozialen Gruppenmitgliedern betraut, während letzteres die restliche geruchliche Umwelt repräsentiert.
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Übertragbarkeit auf Menschen fraglich
Ob dieses Prinzip auch auf den Menschen übertragbar ist, bleibt zunächst ungeklärt. Weitere Experimente sollen unter anderem der Gedächtnisbildung auf die Spur kommen. Weibliche Säugetiere erinnern sich laut Katz erstaunlich lange an das "Duftbild" ihres Partners.
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01.01.2010