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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Wetter-Geschichte: Korallen als Klima-Archive  
  Korallen sind exakte Klima-Archive. Das haben Wissenschaftler am Forschungszentrum für marine Geowissenschaften (GEOMAR) in Kiel entdeckt. Sie analysieren derzeit unter anderem Korallen aus dem Roten Meer und dem Indischen Ozean, um Daten über das Weltklima früherer Tage zu bekommen.  
Die Korallen stammen aus einer Meerestiefe von einem bis zu 15 Metern. Verwendet werden vor allem besonders große Korallen, da sie einen bis zu fünf Meter tiefen, abgestorbenen Körper besitzen.
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Röntgen zeigt die "Jahresringe" der Korallen
Die aus dem Korallenstock erbohrten Kerne haben einen Durchmesser von rund vier Zentimetern. Sie werden zuerst in zwei Hälften geteilt, anschließend in nur fünf Millimeter dicke Scheiben aufgeschnitten und geröntgt. Nach dem Röntgen erkennen und untersuchen die Forscher die Jahresringe der Koralle, die den Baumringen sehr ähnlich sind. Auf dem Leuchttisch können sie durch Auszählen der hell-dunklen Jahresbänder das Alter der Korallen bestimmen.
->   Forschungszentrum für marine Geowissenschaften der Universität Kiel
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"Korallen-Pulver" gibt Aufschluss
Mit einem umfunktionierten Zahnarztbohrer wird eine Bohrspur durch die Koralle gelegt, das losgelöste Kalkpulver ist der Stoff für minutiöse Untersuchungen. Es sind Sauerstoffisotope und Strontium, die Aufschluss über die Wassertemperatur liefern können.

Die Korallen haben in ihrer chemischen Zusammensetzung aber auch exakte Informationen über Niederschläge oder Windverhältnisse in vergangenen Zeiten eingebaut.
Der älteste Kern: 350 Jahre zurückblicken
Der längste Kern geht bis ins Jahr 1650 zurück, also immerhin 350 Jahre, schildert Jens Zinke vom Forschungszentrum GEOMAR in Kiel. "Das ist das Maximale, das man mit einem einzelnen Korallenstock erreichen kann."

Zwar gebe es im Atlantik noch Korallen, die 800 Jahre alt werden können, so der Forscher weiter. Diese jedoch wachsen sehr langsam: "Wir wollen monatliche bzw. zweimonatliche Daten produzieren und das ist mit langsam wachsenden Korallen sehr schwer."
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Beispiel: El Nino von 1877/78
Das Ende der "Kleinen Eiszeit" Anfang des 19. Jahrhunderts, die Erwärmung danach - all das findet sich in den Korallen wieder. Es gab zwar historische Dokumente des Klimas, mit den neuen Daten liegen jetzt allerdings objektive Daten der Klimageschichte vor, sagt Miriam Pfeiffer. "Wir sehen im Jahr 1877/78 einen extrem starken El Nino. Das war zwar schon bekannt, er ist allerdings wieder in Vergessenheit geraten. Unsere Daten zeigen nun eindeutig, dass die Katastrophe im Jahr 1997/98 nicht einmalig war."
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Ein Blick in die Zukunft
Die Klimaforscher sind aber nicht nur an diesen Einzelereignissen und Katastrophen interessiert. Der Forscherin Miriam Pfeiffer geht es um die kleinen Veränderungen, die zeigen, ob die Verhältnisse stabil sind. "Aus der Variabilität kann man weit mehr über zukünftige Entwicklungen sagen", so Pfeiffer.

Korallen sind - weil man mit ihnen sehr weit zurückblicken kann - auch eine Möglichkeit, in die Zukunft zu blicken. Die instrumentellen Daten der Meteorologen aus den letzten 50 Jahren sind zwar sehr gut, davor gab es aber nur spärliche Beobachtungen. Mit den Korallen-Daten können jetzt mathematische Klimamodelle überprüft werden.
Der Monsum im Blickpunkt
Bis zur Zeit der französischen Revolution kann das Klima heute so rekonstruiert werden. Die Kieler Forscher wollen gar bis zur Zeit der Entdeckung Amerikas vordringen und mit diesem Wissen in die Zukunft schauen.

Ein Blick in die Zukunft ist vor allem für Länder wie Indien wichtig, wo der Monsun das Wetter bestimmt. Die Kieler Wissenschaftler können nun Daten liefern, die es vorher noch nicht gab. Sie konzentrieren sich mit ihren Analysen auf den Indischen Ozean, auf die Meeresregion um Madagaskar zum Beispiel.

Im Herbst soll der Atlantik vor Brasilien für neue Analysen dazukommen - das Entstehungsgebiet des Golfstromes. Die Forscher wollen herausfinden, was die globale Erwärmung für Europa bedeuten kann - und suchen dafür Anhaltspunkte in den Korallen.

Ein Beitrag von Ulrike Schmitzer für die Sendung "Dimensionen" am 14.2.2003 in Österreich 1
->   Das Kieler Projekt "Gloria"
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"Dimensionen": Korallen, Haare und Globalisierung
Die Sendung "Dimensionen" am Freitag, den 14. Februar 2003, bietet unter dem Motto "Die Welt der Wissenschaft im Überblick" ab 19.05 Uhr in Radio Österreich 1 vier Beiträge zu verschiedenen Themen: Neben den Korallen geht es etwa um die Biologie und Ethnologie des Haares, um die so genannte Laktose-Intoleranz (an der bis zu 70 Prozent der Bevölkerung leiden) sowie in einem weiteren Beitrag um die Mär vom globalen Dorf.
->   Radio Österreich 1
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->   Alles zum Thema Korallen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010