News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Bären-Muskeln überdauern den Winter  
  Anders als bei Menschen, deren Muskeln verkümmern, wenn sie ans Bett gefesselt sind oder sich in der Schwerelosigkeit des Weltraums aufhalten, können Schwarzbären ihre Muskulatur ohne Schwund über den Winter bringen, so Forscher der University of Wyoming.  
Sie konnten zeigen, dass Schwarzbären (Ursus americanus) ihre Muskelkraft über fünf bis sieben Monate aufrechterhalten können, während sie den kalten nordamerikanischen Winter dösend in ihren Höhlen verbringen. So nachzulesen im "Nature Magazine" (409, S. 997; 2001).
Harnstoff in Protein umgewandelt
Harlow und sein Team vermuten, dass die von ihnen in den Rocky Mountains untersuchten Bären ihre Muskelstärke bewahren, indem sie Harnstoff wieder in Proteine umwandeln, ihre Muskulatur durch Zittern stimulieren oder Proteine von anderen Körperregionen in die Muskeln umverteilen.
...
Verlustfreier Winterschlaf
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Bären gegen Ende des Winters die gleiche Anzahl und Größe von Skelettmuskelzellen besitzen wie zu Beginn der kalten Jahreszeit. Während der gleichen Zeitspanne verloren sie nur 23 Prozent der Kraft ihrer Beinmuskulatur. Unter gleichen Bedingungen wären es beim Menschen 90 Prozent.
->   Infos zum Schwarzbären
...
Modell für Menschen
Die Ergebnisse der US-Forscher könnten zu neuen Behandlungsmethoden des Muskelschwundes bei Menschen führen. Der physiologische Mechanismus, der den Bären einen minimalen Schwund ihrer Muskulatur während der Wintermonate beschert, hat sich wahrscheinlich aus der Notwendigkeit entwickelt, auch in dieser ruhigen Zeit Schneelöwen und Wölfen gegenübertreten zu können.
Zwei erfolreiche Strategien
"Diese Bären essen, trinken und urinieren 130 Tage lang nicht. Die Verwertung des Stickstoffes aus dem Harnstoff für die Konservierung der Muskelproteine würde beim Menschen zu einer ernsten Form der Harnstoffvergiftung führen", so Harlow.
...
Schütteln gegen den Schwund
Die Werte der kleinen Thermometer, die die Forscher an den Bären befestigten, lassen vermuten, dass die Bären während des Tiefschlafes eine Art "Training" durch ein periodisch auftretendes Schütteln des Körpers durchführen. Obwohl die Körpertemperatur konstant blieb, änderte sie sich im Hals- und Nackenbereich bis zu vier Mal pro Tag. "Dieses Schütteln bedeutet eine äußerst lebhafte Muskelkontraktion", so Harlow. Er glaubt, dass es einem Anspannen der Muskulatur bei Anstrengungen sehr nahe kommt.
->   Mehr zu Schwarzbären
...
Geringe Aggression
Harlow und seine Kollegen beobachteten die Bären und deren Winterschlaf mittels vorher am Hals der betäubten Bären implantierten Radiotransmittern. Sie konnten sogar den Bären bis in ihre Höhlen folgen, so Harlow, bewaffnet nur mit einer Fackel und einer Betäubungsspritze.

"Kein Einziger meiner Crew wurde von den Schwarzbären angegriffen oder verletzt. Sie zeigen insgesamt ein wesentlich geringeres Aggressionsverhalten als Grizzleybären", so Harlow. Immerhin statteten die Biologen über 300 Bärenhöhlen einen Besuch ab.
Schnelles Handeln vonnöten
Die Schwierigkeit bestand für die Forscher darin, die Bären zu betäuben und innerhalb der darauf folgenden 15 Minuten aus der Höhle zu tragen, zu vermessen, die Muskelkraft durch Simulation eines Reflexmuskels zu testen und vor Ablauf der 15 Minuten wieder zurück in die Höhle zu bringen.
->   University of Wyoming
->   Nature Magazine
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010