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Erfolgreiche Behandlung mit Nabelschnurblut  
  Die Hoffnung hat sich erfüllt: Die Grazer Leukämie-Patientin, bei der man als letzten Ausweg eine Behandlung mit Stammzellen aus Nabelschnurblut wagte, ist seit der Therapie vor 14 Monaten leukämiefrei.  
Die Universitätsklinik für Hämatologie in Graz war Österreich-weit die erste, die diese Form der Behandlung wagte. Sie erfolgte nach einjähriger Suche in der Mailänder Blutbank. Schließlich fand man geeignetes Nabelschnurblut, das von einem nordafrikanischen Baby stammt.
Trotz Unverträglichkeit Leukämie besiegt
Nach den von der Blutbank zur Verfügung gestellten Daten mussten die Grazer Mediziner um den Hämatologen Werner Linkesch mit Unverträglichkeitsreaktionen rechnen, da Spender- und Empfängerblutzellen in zwei Gewebsmerkmalen (Oberflächenmerkmale an den Lymphozyten) divergierten.

Aber man sah keine andere Möglichkeit, das Leben der Patientin zu retten und musste sich auf dieses Risiko einlassen. Letztlich stellte sich heraus ¿ so Werner Linkesch ¿ dass sogar ein fünffaches "Mismatch" vorgelegen hatte, das Nabelschnurblut in 5 Merkmalen nicht mit dem Blut der Leukämie-Patientin übereinstimmte.

Doch schwere Abstoßungsreaktionen blieben aus und das Nabelschnurblut schaffte es die Blutbildung in der Patientin zu übernehmen, sodass diese seit 14 Monaten gesunde Blutzellen bildet, also leukämiefrei ist.
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Geheilt oder nur "nicht krank"?
Die Patientin wird regelmäßig nachuntersucht - auch die jüngste Untersuchung habe keinerlei Hinweise ergeben, dass die Gefahr eines neuerlichen Krankheitsausbruchs drohe, so Werner Linkesch. Das blutbildende System der Frau - eigentlich jenes des nordafrikanischen Babys - produziere nur gesunde Zellen.

Im Falle dieser Patientin hatte man das Glück, so Werner Linkesch, dass die Menge der Vorläuferzellen, die aus dem Nabelschnurblut zu gewinnen waren, für die Behandlung ausgereicht haben. Die Tatsache, dass sich trotz der fünffachen Inkompatibilität von Spender- und Empfänger-Blut ein solcher Behandlungserfolg zeigte, rückt auch das Problem der oft zu geringen Ausbeute von Nabelschnurblut in ein anderes Licht.
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Konsequenzen für zukünftige Heilstrategien
Man wird in Zukunft vermehrt wagen, die Stammzellen von zwei Babys zu nehmen, wenn die Ausbeute aus dem Nabelschnurblut eines Babys nicht reicht, auch wenn man dadurch ein höheres "Mismatch" riskiert.

Der Vorteil von Nabelschnur-Stammzellen ist offensichtlich, dass sie beim Empfänger zu geringeren Unverträglichkeitsreaktionen führen - auch wenn Spender und Empfänger in mehreren Gewebsmerkmalen nicht übereinstimmen.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft, mit einem Beitrag für "Wissen Aktuell" vom 19.2.03
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01.01.2010