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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Meteorologen erwarten mehr und heftige Niederschläge  
  Kaum noch ein Forscher zweifelt an der weltweiten Erwärmung des Klimas, über die möglichen und wahrscheinlichen Folgen wird allerdings nach wie vor heiß diskutiert. Nach den großen Flutkatastrophen im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler auch die Klimaerwärmung als eine Ursache genannt. Eine neue Studie dänischer Meteorologen kommt nun zu ähnlichen Ergebnissen - und prognostiziert weitere klimatische Extremereignisse: Die Klimaerwärmung wird demnach in vielen Regionen Europas zu einer steigenden Zahl extremer Regenfälle mit Flutkatastrophen führen.  
Trotz eines generellen Trends zu trockenerem Sommerwetter könnten häufiger Phasen mit heftigen Flutwellen wie zuletzt an Elbe und Oder auftreten. Jens und Ole Christensen vom Meteorologischen Institut Dänemarks in Kopenhagen veröffentlichen ihre Studie in der britischen Zeitschrift "Nature".
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''Severe summertime flooding in Europe''
Der Artikel "Severe summertime flooding in Europe. Even as summers become drier, the incidence of severe precipitation could increase" von Jens H. Christensen und Ole B. Christensen ist erschienen in "Nature", Bd. 421, Seite 805 (vom 20. Februar 2003).
->   Der Originalartikel in ''Nature'' (kostenpflichtig)
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Mehr heftige Niederschläge zwischen Juli und September
Die Modellrechnungen - basierend auf Daten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - ergaben eine Zunahme der Fälle von extremen Niederschlägen von einem bis fünf Tagen Dauer zwischen Juli und September.
Verweis auf Überschwemmungs-Katastrophen 2002
Die dänischen Meteorologen verweisen in "Nature" auch auf die bereits eingetretenen Überschwemmungskatastrophen an der Oder 1997 und im vergangenen Jahr an der Elbe sowie der Anfall großer Wassermengen in der Rhone ebenfalls im Jahr 2002.

Ähnliche Prognosen haben auch andere internationale Forscherteams bereits in den vergangenen Jahren gestellt, wie die beiden Klimaforscher in ihrem Bericht betonen.
Modelle zugeschnitten auf Europa
Die dänischen Forscher hatten in ihrer Klima-Modellrechnung umfassende Daten zu Wetter, Niederschlägen, aber auch Belastungen der Atmosphäre mit Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) und weiteren Emissionen verarbeitet. Die Modelle waren insbesondere auf Europa zugeschnitten.
Je wärmer, desto extremere Regenfälle
Ein Ergebnis der Forscher: Je wärmer das Klima in den Simulationen - von einem durch steigende CO2-Werte verursachten Temperaturanstieg gehen die Wissenschaftler aus -, desto mehr und stärkere Niederschläge sind laut Studie zu erwarten.

Als möglichen Hintergrund für die Zunahme heftiger Regenfälle nennen die beiden Wissenschaftler, dass warme Luftmassen einschließlich des CO2-Anteils wesentlich mehr Wasserdampf enthalten als kältere.
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Globales Klima: Erwärmung ist unbestritten
Das Jahr 2002 war das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1860. Die Oberflächen-Temperatur lag 0,5 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Im Vergleich zu 1990 rechnet der IPCC bis zum Jahr 2100 mit einem Ansteigen der Durchschnittstemperaturen zwischen 1,4 und 5,8 Grad Celsius.

Das IPCC entstand 1988 aus einer Initiative der World Meteorological Organization (WMO) und des United Nations Environment Programme (UNEP). Aufgabe ist die Bewertung von wissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Informationen in Bezug auf das Risiko eines durch den Menschen verursachten Klimawandels. Das IPCC führt selbst keine Studien durch und beobachtet auch keine klimarelevanten Daten. Seine Einschätzung basiert vielmehr auf der publizierten Literatur zum Thema.
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Experte: ''Anstieg der Wetterextreme''
Auch nach Ansicht des renommierten Klimaforschers Mojib Latif vom Institut für Meereskunde in Kiel werden die Wetterextreme - nach vorsichtigen Schätzungen - um das Doppelte, möglicherweise sogar um das Vierfache ansteigen. Der Wissenschaftler sprach am Mittwoch anlässlich der Eröffnung des "Büros für Klimawandel" in Wien.
->   science.ORF.at: Neues ''Büro für Klimawandel'' koordiniert Forschung
Mit Rekord-Niederschlägen ist zu rechnen
So sei auch in Europa in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit neuen Rekord-Niederschlägen zu rechnen, erklärte der Wissenschaftler weiter. Selbst in Gegenden, die durchschnittlich trockener werden - wie der Mittelmeerraum - dürften damit Naturkatastrophen wie Überschwemmungen zunehmen, ist auch Latif überzeugt.
Höhepunkt der Begleiterscheinungen noch fern
Selbst wenn wir sofort sämtliche Eingriffe in den Klimahaushalt der Erde - vor allem den Ausstoß an Kohlendioxid - reduzieren, ist der Höhepunkt der globalen Erwärmung mit allen ihren Begleiterscheinungen noch lange nicht erreicht, sagte Mojib Latif weiter.

"Das System Klimareagiert äußerst träge, mit einer Verzögerung von bis zu Jahrzehnten, so der Wissenschaftler. Das bedeute, dass die Auswirkungen des bis heute erreichten Levels an Kohlendioxid noch gar nicht voll zu spüren sind.
->   Dänisches Meteorologisches Institut
->   Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
->   Institut für Meereskunde in Kiel
Beiträge zum Thema Klimaerwärmung in science.ORF.at:
->   Wie Klimaphänomene Tierpopulationen beeinflussen
->   Erderwärmung: Mittelmeerklima in der Schweiz?
->   Alles zum Thema Klima im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010