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Aquarien-Krebs gefährdet Tiere im Freien  
  Ein aus Aquarien bekannter Flusskrebs, der sich ungeschlechtlich fortplanzt, macht Biologen Sorgen. Wird er in freier Natur ausgesetzt, könnte er sich problemlos vermehren und heimische Arten verdrängen.  
Foto: Nature
Dies mache ihn zu einer großen Gefahr für die Gewässer Europas, befürchten Forscher der Humboldt-Universität Berlin.

Mit ihrer Untersuchung der in europäischen Aquarien mittlerweile weit verbreiten Marmorkrebse sei erstmals die ungeschlechtliche Fortpflanzung bei Zehnfußkrebsen (Decapoden) nachgewiesen, schreiben die Biologen in der aktuellen Ausgabe von "Nature".
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Die entsprechende Studie von Gerhard Scholtz und Kollegen ist unter dem Titel "Ecology: Parthenogenesis in an outsider crayfish" in "Nature"(Bd. 421, S. 806) erschienen.
->   Zum Artikel (kostenpflichtig)
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Mitte der der 90er Jahre erstmals in Europa
Die bis zu zwölf Zentimeter großen Marmorkrebse waren Mitte der 90er Jahre erstmals in europäischen Aquarien aufgetaucht. Immer wieder hatten Hobby-Aquarianer berichtet, die Tiere könnten sich ohne Paarung fortpflanzen.
Ungeschlechtliche Reproduktion bewiesen
Gerhard Scholtz vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität und seine Mitarbeiter bestätigten diesen Verdacht nun in einem Experiment mit einem weiblichen Marmorkrebs.

Obwohl dessen Spermathek - eine Art Sammellager für Spermien - leer war, legte das Krebsweibchen wiederholt Eier, es produzierte also ohne die Mithilfe eines Männchens Nachwuchs.
Gefährliche Verwandtschaft mit amerikanischem Flusskrebs
In weiteren Untersuchungen stellten die Wissenschaftler fest, dass der Marmorkrebs eng mit einer Flusskrebsart aus Nordamerika verwandt ist. Diese Tatsache bringt zusätzliche Probleme mit sich, denn die nordamerikanischen Arten sind Überträger für die so genannte Krebspest.

"Diese Krankheit hat fast alle europäischen Arten dahingerafft, und wir müssen davon ausgehen, dass auch der Marmorkrebs sie übertragen kann", sagte Scholtz.
Wurden erste Exemplare bereits ausgesetzt?
Ob Marmorkrebse bereits in deutschen Gewässern ausgesetzt worden oder versehentlich hineingelangt sind, ist bislang unklar. Es gibt laut Scholtz allerdings Gerüchte, dass in Süddeutschland erste Exemplare in freier Natur aufgetaucht seien.

Ebenso bleibt es spekulativ, wie die Krebse nach Deutschland kamen. Womöglich seien sie von einem Aquarien-Fan aus Amerika mitgebracht und dann hier weitergezüchtet worden, vermutet Scholtz.
->   Institut für Biologie, Humboldt-Universität Berlin
 
 
 
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01.01.2010