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Grippe: Neuer Impfstoff aus Österreich  
  Die Zahl der Grippe-Neuinfektionen hat in dieser Woche mit 2000 Patienten allein in Wien einen vorläufigen Rekordstand erreicht. Österreichische Forscher haben einen neuen Impfschutz entwickelt: Grippe-Impfung per Nasenspray.  
Die Grippewelle hat Österreich erreicht. Jeder der nicht geimpft wurde, hat nun gute Chancen sich einen Virus vom Typ A einzufangen, der in dieser Grippesaison den Weg von Asien nach Europa gefunden hat.
Immun durch die Nase
Die neue Impfstrategie - die allerdings noch der Zulassung harrt - folgt dem natürlichen Infektionsweg. Grippeviren finden über Nase und Mund den Weg in die Atmungsorgane wo sie sich in den Schleimhautzellen explosionsartig vermehren.

Mit der Applikation eines Impfstoffs in der Nase wird eine Verteidigungslinie im Vorfeld aufgebaut. Abgesehen davon fällt eine psychologische Barriere: die Angst vor der Spritze.
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Herkömmlicher Impfstoff nicht problemfrei
Die derzeit gebräuchlichen, bewährten Impfstoffe haben einen - in Einzellfällen - nicht unwesentlichen Schönheitsfehler. Die Impfstoffe werden über bebrütete Hühnereier vermehrt. Obwohl diese Eier aus streng kontrollierten Betrieben kommen, besteht trotzdem die Gefahr, dass sich andere Krankheitserreger einschleichen oder der Patient allergisch auf die Proteine reagiert.
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Know-How aus der Brauereitechnik
Die Forschergruppe an der Polymun, die ihre Heimat an der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) hat, konnte das Risiko des kontaminierten Impfstoffes ausschalten.

Die Impfstoffe für den Nasenspray werden auf besonderen Zellkulturen gezüchtet. Das Know-How stammt aus einem traditionellen Forschungsbereich der Boku: Der Gärungstechnik, also dem Umgang mit Hefekulturen wie sie zum Beispiel beim Bierbrauen eingesetzt werden.
->   Polymun Scientific / Immunbiologische Forschung
Viren aus der Kälte
Im nächsten Schritt der Impfstoffproduktion wird die Zellkultur infiziert. Die dazu verwendeten Viren sind im Labor geschaffenen Mutationen. Im Gegensatz zu den wild herumschwirrenden Influenzaüberträgern, die sich erst bei Körpertemperatur explosionsartig vermehren, bevorzugen die Mutationen ein kühleres Ambiente.

Bei mehr als 33 Grad ist für sie Schluss mit dem fröhlichen Wachstum. Nach der Impfung sollen sie in der Nasenschleimhaut gerade so lange leben, bis sie eine Abwehrreaktion des Körpers ausgelöst haben.
In der Klinik bewährt
Der per Nasenspray verabreichte Lebendimpfstoff hat sich bereits in ersten klinischen Tests bewährt. Allerdings in Russland. Vor der Zulassung in der EU steht hingegen noch ein langwieriges Genehmigungsverfahren. Im besten Fall wird die Grippeimpfung via Nasenspray 2007 auf den Markt kommen.

Gerhard Roth, Modern Times Gesundheit
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Mehr über dieses Thema erfahren Sie in Modern Times Gesundheit am 21.02.03. um 22.35 Uhr in ORF 2
->   Modern Times
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->   Institut für Angewandte Mikrobiologie/Boku Wien
->   Österreichisches Influenza Informationsnetz
 
 
 
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01.01.2010