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Aspirin nicht gegen Reisethrombosen  
  Für heftige Kritik sorgen Aussagen des Wiener Schmerzspezialisten Wilfried Ilias, wonach er den Aspirin-Inhaltsstoff Acetylsalicylsäure (ASS) zur Prophylaxe gegen Reisethrombosen empfehle.  
Paul Alexander Kyrle von der Gerinnungsambulanz am Wiener AKH sagte am Dienstag gegenüber der APA: "Zum Effekt der Acetylsalicylsäure bei Reisethrombosen gibt es bisher keine wissenschaftliche Studie. ASS hat bei der Flugthrombose nichts verloren."

Ilias wurde mit seiner Meinung in einer Presseaussendung mit Verweis auf den Aspirin-Hersteller bzw. -Vertreiber Bayer Austria zitiert. Für Kyrle sind die Empfehlungen aber nicht akzeptabel: "Man beruft sich da auf eine Studie, die an Patienten zur Thromboseprophylaxe bei Hüftgelenksoperationen durchgeführt wurde."

Lesen Sie dazu bei science.orf.at
->   Aspirin gegen Reisethrombosen
Äpfel mit Orangen vergleichen
Doch es sei auch nicht einmal üblich, die Acetylsalicylsäure zur Verhinderung von Thrombosen zu verwenden. Das Umlegen der Studie auf die Reisethrombose wäre deshalb unmöglich.

Kyrle: "Man vergleicht da nicht einmal Äpfel mit Birnen, man vergleicht Äpfel mit Orangen."
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Reisethromboseprophylaxe nur für bestimmte Personen
Für den Blutgerinnungsspezialisten ist eine medikamentöse Prophylaxe von Reisethrombosen nur ganz bestimmten Personen vorbehalten: "Insgesamt ist noch nicht einmal bewiesen, dass Reisen überhaupt einen Risikofaktor für die Entwicklung von Thrombosen bedeutet. Eine medikamentöse Prophylaxe sollten ausschließlich Leute betreiben, die schon eine Thrombose gehabt oder einen Blutgerinnungsdefekt haben, weiters Gips-Patienten und Personen nach einer Operation in den vorangegangenen sechs bis zwölf Wochen. Sie wird auch Personen mit schweren Erkrankungen wie Herzleiden und Tumorerkrankungen empfohlen." Dazu wird niedermolekulares Heparin zur Selbstinjektion nach einer genauen Bestimmung der Gefährdung verschrieben.
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Medikamentöse Thromboseprophylaxe gar nicht notwendig?
Für Kyrle besteht neben der Ablehnung der Acetylsalicylsäure als Prophylaxemittel gegen die Reisethrombose aber auch insgesamt die Gefahr einer Überbehandlung. Der Experte: "In den meisten Fällen ist eine medikamentöse Thromboseprophylaxe gar nicht notwendig." Auch das Heparin kann laut dem Fachmann gefährliche Nebenwirkungen haben.
->   Gerinnungsambulanz des Wiener AKH
 
 
 
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01.01.2010