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Forschung: Rektoren fordern Strategie-Debatte  
  Seit Monaten wird über die Neuordnung der Forschungsförderung in Österreich diskutiert. Die Uni-Rektoren fordern nun, zuerst eine strategische Debatte zu führen, bevor über die Organisation geredet wird.  
"Wir sollten nicht den zweiten Schritt vor dem ersten setzen", sagte der Präsident der Rektorenkonferenz Georg Winckler im Gespräch mit der APA.
Entscheidend: Gesamtstrategie und Mittel
"Es hat wenig Sinn, Kästchen der Neuorganisation zu zeichnen, wenn nicht feststeht, welche strategische Neuausrichtung geplant ist und um wie viel die Mittel für Forschung und Entwicklung steigen sollen", sagte Winckler in Anspielung an die Konzepte, die bereits zur Neustrukturierung der Forschungsförderung vorliegen.

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) hatte Ende Jänner ein von Siemens-Chef Albert Hochleitner und Böhler-Uddeholm-Vorstand Claus Raidl ausgearbeitetes Konzept vorgelegt, das eine "Dachorganisation für Forschung, Technologie und Innovation" vorgesehen hat.
->   Mehr dazu in: 'Wissenschaft und Forschung wird "Chefsache"' ...
->   ... und in "Lob und Kritik für geplantes Forschungs-Dach"
Ende vergangener Woche ist dann ein zwischen Gehrer, Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) und Finanzminister Karl-Heinz Grasser akkordiertes Papier öffentlich geworden, in dem eine "Austria Forschungs-, Technologie- und Innovations-GmbH" geplant ist.

In beiden Konzepten ist bereits eine relativ genaue Organisation für die Bündelung der zersplitterten Forschungsförderungskompetenzen enthalten.
Wie wird Ziel von 2,5 Prozent-Forschungsquote erreicht?
Die Rektoren erwarten allerdings von der Bundesregierung zuvor eine Diskussion über die strategische Ausrichtung der Forschungsförderung im Hinblick auf die Positionierung Österreichs im Europäischen Forschungsraum. Außerdem müsse die Regierung klar machen, welche zusätzlichen Mittel für die Forschung zur Verfügung stehen, um das in der letzten Legislaturperiode formulierte Ziel einer Forschungsquote von 2,5 Prozent bis 2005 bzw. das EU-Ziel von drei Prozent bis 2010 zu erreichen.

"Erst dann sind Organisationsfragen zu stellen", betonte der Vorsitzende des aus den für Forschung zuständigen Vizerektoren bestehende "Forum Forschung" in der ÖRK, Günter Pilz, Vizerektor der Uni Linz. Und in diese Debatte müssten auch die Universitäten eingebunden sein.
Wunsch: Förderlücken stopfen
In einem Strategiekonzept müssten nach Ansicht der Rektoren u.a. die Förderlücken zwischen Grundlagenforschung und wirtschaftlichen Anwendungen geschlossen werden.

Ebenso seien die Fragen zu prüfen, wie man in der Grundlagenforschung kritische Massen erreichen und wie man Exzellenz-Zentren aufbauen könne.
Selbstorganisation steht "außer Frage"
Unbestritten ist für Pilz, dass die Grundlagenforschung, ohne die es kaum grundlegende Neuerungen gebe, staatliche Finanzierung benötige, "ohne diese würde es dramatische Auswirkungen geben".

Außer Frage steht für die Rektoren auch, dass es eine "Selbstorganisation der Scientific Community" geben müsse, wie dies derzeit beim FWF der Fall sei. "Es wäre verheerend, wenn der Grundlagenforschung von außen Vorgaben gemacht werden", meint Pilz.

Natürlich müsse von der Politik gesagt werden, wie viel Geld für Grundlagenforschung zur Verfügung stehe, "aber inhaltlich kann ein Minister nicht sagen, das und das soll gemacht werden".
Kritik an Gehrer
Die Rektoren wenden sich damit explizit gegen die Aussagen Gehrers, die gemeint hatte, dass Institutionen, "die glauben, völlig autonom zu sein und nicht auf europäische Entwicklungen oder nationale Ziele Rücksicht nehmen zu müssen, auch völlig autonom das Geld suchen sollten".

Für Winckler ist dagegen das wichtigste Kriterium für die Mittelvergabe die wissenschaftliche Qualität, "und die kann nicht durch die Politik festgestellt werden, sondern nur im Rahmen einer internationalen Begutachtung durch anerkannte Experten".

Es gebe aber natürlich Grenzen der Selbstorganisation, etwa wenn es darum gehe, kritische Massen zu erzielen oder Wildwuchs hintanzuhalten. An der derzeit geübten Praxis im FWF, also kompetitive Vergabe der Fördermittel, Qualitätsorientierung und Evaluation, solle keinesfalls gerüttelt werden.
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01.01.2010