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Studie mit Aids-Impfstoff: Ergebnis enttäuschend  
  Die erste große klinische Studie mit einem Aids-Impfstoff hat ein enttäuschendes Ergebnis gebracht. Der Impfstoff verfehlte das Ziel, die 5.400 Teilnehmer erkennbar vor einer Infektion mit dem Aidsvirus (HIV) zu schützen.  
Lediglich unter Afroamerikanern und Asiaten sei möglicherweise ein gewisser Erfolg sichtbar gewesen, hieß es nach Angaben der Herstellerfirma VaxGen im kalifornischen Brisbane.

Insgesamt aber waren geimpfte Probanden ersten Analysen zufolge nicht besser geschützt als Kontrollpersonen, die ein Scheinmedikament erhielten, wie VaxGen weiter berichtete.
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Aids: Tödlicher Angriff auf das Immunsystem
Das Kürzel Aids steht für das "Acquired Immune Deficiency Syndrome" und bezeichnet das Vollbild einer weiterhin unheilbaren Krankheit, deren Ursache der Zusammenbruch des Immunsystems ist. Aids-Erreger ist das Humane Immunschwäche-Virus (HI-Virus, HIV-1 oder HIV-2). Von HIV gibt es zwei Typen: HIV-1 und HIV-2. Von HIV-1 sind wiederum mehrere Unterarten bekannt, die sich in den verschiedenen Weltregionen unterschiedlich stark verbreitet haben.

Dieses 1983 erstmals isolierte Virus vermehrt sich in einer besonderen Klasse von Immunzellen, den T-Helfer-Zellen, und vernichtet sie. Sie erkennen für gewöhnlich eingedrungene Fremdkörper und mobilisieren das Abwehrsystem dagegen. In der Folge können sich zahlreiche andere Krankheiten weitgehend ungehemmt im Körper ausbreiten. Einst harmlose Infektionen werden für den Patienten damit zur tödlichen Bedrohung.
->   science.ORF.at: HIV "live" in menschlichen Zellen gefilmt
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UNAIDS-Experte: Dennoch "ermutigend"
Der führende Impfstoff-Experte beim Aidsprogramm der Vereinten Nationen (UNAIDS) in Genf, Jose Esparza, räumte in der "New York Times" ein, dass der Impfstoff "nicht das letztlich gesuchte Produkt" für alle Menschen sei. Dennoch nannte er das Ergebnis ermutigend, da es eine neue Fährte aufzeige.

Die Autoren der Untersuchung verwiesen darauf, dass nur wenige Afroamerikaner und Asiaten in die Studie eingeschlossen waren und sich der mögliche Erfolg bei ihnen deshalb nicht zahlenmäßig niederschlug. Der Versuch bringe aber den klaren Beweis, dass ein Impfstoff funktionieren könne, erklärte UNAIDS-Chef Peter Piot.
Impfstoff: Hauptsächlich ein Protein
Der als Aidsvax bekannte Impfstoff besteht hauptsächlich aus dem Protein "gp120". Es sitzt auf der Oberfläche der Aidsviren und hilft ihnen, an die menschlichen Immunzellen anzudocken.

VaxGen gewinnt das "gp120"-Protein aus gentechnisch veränderten Eierstock-Zellen von Hamstern. Da der Impfstoff nicht das komplette Virus, sondern nur einen seiner Eiweißstoffe enthält, ist eine Infektion durch die Impfung ausgeschlossen.
Anregung von Antikörper-Bildung als Ziel
Ziel der Versuche war es, das Immunsystem der geimpften Personen zur Produktion von Antikörpern anzuregen, die sie später beim Kontakt mit dem kompletten Aidserreger gegen eine Infektion schützen sollten.
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Details zur Studie: 5.400 Probanden, sieben Impfungen
Die Studie schloss 5.400 HIV-freie Teilnehmer in 59 Zentren von Nord- und Mittelamerika sowie Europa ein. Wie die dpa berichtet, waren laut Studie unter den Probanden etwa 5.100 Homosexuelle, die regelmäßig Kontakt mit anderen Männern hatten. Die 300 Frauen in der Studie galten wegen ihrer sexuellen Beziehungen ebenfalls als besonders gefährdet.

Zwei Drittel der Teilnehmer wurden im Verlauf von drei Jahren insgesamt sieben Mal mit dem Vakzin geimpft. Das übrige Drittel erhielt ebenso oft Injektionen mit einem wirkungslosen Scheinmedikament (Placebo).
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5,7 Prozent infizierten sich mit HIV
Im Verlauf der Studie infizierten sich 5,7 Prozent der geimpften Teilnehmer mit dem Aidsvirus. Der Anteil der Infektionen in der Placebo-Gruppe lag mit 5,8 Prozent nur unwesentlich höher. Ob der Impfstoff Afroamerikanern und Asiaten einen gewissen Schutz verlieh, soll die weitere Datenanalyse klären.

Das insgesamt enttäuschende Ergebnis der Studie schließt nach Einschätzung von Aidsexperten aus, dass der getestete Impfstoff ohne zusätzliche Untersuchungen zugelassen wird.
Kein überraschendes Ergebnis
Das Resultat kommt laut der "New York Times" nicht überraschend. Die Mehrzahl der Aidsforscher hatte dem Impfstoff demnach nur geringe Chancen eingeräumt, den seit Jahren erhofften Durchbruch zu bringen.

Der Hauptgrund ist, dass das VaxGen-Vakzin bestenfalls nur vor zwei Stämmen des HIV-Typs B schützen kann. Das ist der in Europa und Nordamerika vorherrschende Typ des Aidserregers.

Viele Experten glauben sogar, dass der Impfstoff wegen der Wandlungsfähigkeit des Erregers selbst dieses Ziel auf Dauer nicht erreichen dürfte.
->   UNAIDS - das Aidsprogramm der Vereinten Nationen
->   "New York Times"
->   Sämtliche Beiträge zum Thema Aids in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010