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Biolandbau-Tagung in Wien: Qualität von Bio-Produkten  
  Ob Rindfleisch, Karotten oder Apfelsaft - alle möglichen Produkte sind auch als "Bio"-Produkte erhältlich. In Wien befassen sich derzeit auf einer Tagung zum Biolandbau 600 Wissenschaftler, Politiker und Landwirte mit dem "ökologischen Landbau der Zukunft". Anlässlich der Tagung hat science.ORF.at Experten nach der Qualität von Bioprodukten gefragt.  
Ein umfangreicher Qualitätsbegriff
In der Diskussion um Bio-Lebensmittel umfasst der Begriff Qualität mehr als eine Bilanz der Nährwerte und Schadstoffe in Kartoffel, Weizen oder Joghurt. Da ist zusätzlich von Gesundheitswert und politischem Wert die Rede. Bernhard Freyer, Professor am Institut für ökologischen Landbau der Universität für Bodenkultur in Wien (IFÖL), zählt auf, was die Qualität eines Bioproduktes ausmacht:

"Wurde während der Produktion die Umwelt belastet oder nicht; wurden Stoffe eingesetzt, die selbst bei der Produktion eine Belastung verursachen; wurden Mittel eingesetzt, die über weite Wege transportiert worden sind; wie war der Umgang mit den Menschen - man denke an die Produktion in Ländern mit geringem Einkommen; wie viele Kilometer wurde das Produkt transportiert; inwieweit wurde das Grundwasser bei der Produktion belastet oder nicht."
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Biolandbau in Österreich: Mehrheitlich Milchprodukte
Knapp zehn Prozent der Betriebe in Österreich haben auf ökologischen Landbau umgestellt. Der Großteil dieser Betriebe produziert Milchprodukte, dann folgen Getreide, Kartoffeln und Gemüse. Obst und Wein sind selten. Laut aktueller Erhebung des EU-Statistikamtes Eurostat ist innerhalb der Europäischen Union der Anteil an Bio-Betrieben nur in Schweden höher als in Österreich.
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Qualitätstest: Positive Wirkung von Bio-Futter auf Tiere
Untersuchungen, wie Bioprodukte auf die Gesundheit des Menschen wirken, gibt es nicht. Aber in Versuchen mit Hühnern, Kaninchen und Ratten hat das Ludwig-Boltzmann-Institut für biologischen Landbau und angewandte Ökologie in Wien festgestellt, dass sich biologisch angebautes Futter auf die Tiere anders auswirkt als konventionell produziertes.
Ratten ziehen im Test Bio-Futter vor
Die Zoologin Alberta Velimirov: "In der Wirkung etwa wurden am Boltzmann-Institut für biologischen Landbau Fütterungsversuche durchgeführt: mit Hühnern, Kaninchen und Ratten. In allen Fällen konnte die günstige Wirkung der biologischen Ernährung auf die Aufzucht nachgewiesen werden."

Bei Hühnern, die Biofutter bekamen, war der Dotter beispielsweise schwerer. Und in Versuchen von Alberta Velimirov haben Ratten bei freier Futterwahl die Biovariante der konventionellen vorgezogen. Weiters wurde die Lagerfähigkeit getestet, und auch hier schnitten Bioprodukte besser ab, so Alberta Velimirov.
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Interdisziplinäre Lebensmitteltests
Für Qualitäts-Untersuchungen arbeitet das Ludwig Boltzmann Institut für biologischen Landbau mit unterschiedlichen Institutionen zusammen, zum Beispiel mit dem Institut für Obst- und Gartenbau, um den elektrischen Status der Lebensmittel zu messen. Oder mit dem Atominstitut, sagt Alberta Velimirov:

"Am Atominstitut werden von unseren Produkten die Biophotonen gemessen. Dabei geht es um die Lichtspeicherkapazität. Wir konnten bei Karotten und Weizen signifikant bessere Lichthaltekapazität für biologische Varianten nachweisen." Ob es für den Menschen gesünder ist, wenn Lebensmittel mehr Licht speichern, ist nicht untersucht. Noch nicht - Alberta Velimirov sieht hier künftige Forschungsfelder.
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Qualitätskontrolle im Betrieb und Handel
Qualität im engeren Sinn muss auch kontrolliert werden. Ein Prinzip des ökologischen Landbaus ist, dass die Produkte innerhalb einer Region erzeugt und konsumiert werden. Bernhard Freyer vom Universitäts-Institut für ökologischen Landbau verweist auf die Biokontrolle, die im Betrieb sowie im Handel kontrolliere:

"Je kürzer der Weg vom Erzeuger zum Konsumenten ist, umso geringer ist das Risiko, dass trotz Kontrolle hier irgendetwas vertauscht wird. Aber die Kontrolle ist heute so gut, dass wir davon ausgehen können, dass es bei Sonderfällen bleibt, wenn doch einmal ein Produkt hineinrutscht, das nicht aus biologischer Erzeugung ist."
Glaubwürdige Bio-Siegel
Den diversen österreichischen Bio-Qualitätszeichen stellt der Professor für Ökologischen Landbau im Übrigen ein gutes Zeugnis aus: Im Biolandbau gäbe es derzeit die wohl schärfsten Lebensmittel-Kontrollen überhaupt.

Die derzeit stattfindende Biolandbau-Tagung wird vom Institut für ökologischen Landbau der BOKU Wien gemeinsam mit der Stiftung Ökologie und Landbau in Bad Dürkheim veranstaltet. Die rund 600 Teilnehmer kommen aus EU-Staaten und osteuropäischen Ländern.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Biolandbau-Tagung
->   Institut für ökologischen Landbau der Universität für Bodenkultur
->   Stiftung Ökologie und Landbau
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01.01.2010