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Hoffnung auf effizientere Blutfett-Senker  
  Erhöhte Werte des Blutfetts gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkte. Ein nun identifizierter Eiweißstoff könnte zu neuen Medikamenten mit höherer Effizienz und weniger Nebenwirkungen führen.  
Biologen der Universität Heidelberg ist es gelungen, einen Eiweißstoff zu identifizieren, der große Bedeutung für die Behandlung von Störungen des Fettstoffwechsels hat. Dabei handelt sich um das Rezeptormolekül für Nikotinsäure, dessen Existenz seit über 20 Jahren postuliert wird.
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Die Studie von Stefan Offermanns und Kollegen wurde als Advance Online Publication in "Nature Medicine" (3. Februar 2003, doi:10.1038/nm824) unter dem Titel " PUMA-G and HM74 are receptors for nicotinic acid and mediate its anti-lipolytic effect" veröffentlicht.
->   Zum Original-Abstract
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Lipidsenker: Statine ...
Störungen der Blutfette gehören zu den wesentlichen Risikofaktoren für arteriosklerotische Erkrankungen von Herz und Kreislauf - und damit für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Als vorbeugende Therapie werden lipidsenkende (Bluttfett-reduzierende) Medikamente verordnet, meistens "Statine" und "Fibrate", die an unterschiedlichen Stellen in den Fettstoffwechsel eingreifen.
... aber auch Nikotinsäure
Aber auch die Nikotinsäure, ein Mitglied der Vitamin-B-Familie, wird seit langem eingesetzt. Nikotinsäure ist in kleinen Mengen in der Nahrung vorhanden. Sie greift unmittelbar an den Fettzellen an und bewirkt, dass weniger Triglyceride gespalten und als freie Fettsäuren in das Blut abgegeben werden.

Triglyceride sind ein Gemisch aus unterschiedlichen Kombinationen des Fettmoleküls Glycerin und Fettsäuren.
Entscheidender Rezeptor gefunden: "HM-74"
Schon seit langer Zeit wird postuliert, dass der fettspaltende Effekt der Nikotinsäure durch einen spezifischen Rezeptor vermittelt wird. Einem Forscherteam um Stefan Offermanns, Direktor des Instituts für Pharmakologie der Universität Heidelberg, ist es gelungen, diesen Rezeptor dingfest zu machen.

In Zellkulturen stellten sie fest, dass Nikotinsäure ihre Wirkung nur auf Zellen ausübt, die PUMA-G, den Nikotinsäurerezeptor von Mäusen, bzw. das menschliche Gegenstück HM-74 auf ihrer Oberfläche tragen.
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Beweis durch Gentech-Mäuse
Außerdem untersuchten sie genetisch veränderte Mäuse, deren Fettzellen keinen PUMA-G-Rezeptor besitzen. Bei diesen Tieren konnte die Nikotinsäure - im Gegensatz zu normalen Mäusen - die freien Fettsäuren im Blut nicht mehr reduzieren. Damit hatten die Wissenschaftler bewiesen, dass es sich bei PUMA-G bzw. HM-74 um denjenigen Rezeptor handelt, der die Wirkung der Nikotinsäure vermittelt.
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Neue Substanzen mit weniger Nebenwirkungen?
"Nachdem der Rezeptor für Nikotinsäure nun bekannt ist, kann gezielt nach effektiveren Wirkstoffen mit weniger Nebenwirkungen gesucht werden", erklärt Offermanns.

Nikotinsäure selbst ist zwar durchaus wirksam und wird seit nahezu 50 Jahren als Fettsenker eingesetzt. Die Substanz muss allerdings in sehr hohen Dosen verabreicht werden und führt daher häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Juckreiz, Hautrötung, Sodbrennen, und zum Teil sogar zu Leberschäden.

Die Hoffnung auf einen therapeutischen Fortschritt ist jedoch durchaus begründet: Nikotinsäure lässt das "gute" Blutfett HDL-Cholesterin wesentlich stärker ansteigen, als Statine dies tun.
->   Pharmakologisches Institut, Universität Heidelberg
->   Mehr über Bluttfett in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010