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Teufelskreis: Depressionen und Alkohol  
  Depressiv sein und als Reaktion darauf zur Flasche greifen: Davon sind in Österreich etwa 150.000 Menschen betroffen. Experten warnten nun vor diesem Teufelskreis und forderten eine bessere Früherkennung und Behandlung.  
Anlass war eine Pressekonferenz für ein Symposion zum Thema "Depression und Alkohol" am kommenden Samstag in Wien.
300.000 Alkoholkranke, Hunderttausende Depressive
"Fünf Prozent der österreichischen Bevölkerung über 16 Jahre leiden an chronischem Alkoholismus. 40 Prozent konsumieren Alkoholmengen, die von der Weltgesundheitsorganisation als gesundheitsgefährdend erachtet werden. Depressive Erkrankungen finden sich bei rund 15 Prozent der Österreicher. Jeder fünfte Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens einmal daran", erklärte der Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Psychiatrie am Wiener AKH, Siegfried Kasper.

Bei mindestens rund 300.000 Alkoholkranken und ebenfalls Hunderttausenden Depressiven in Österreich muss es an sich schon eine starke Überschneidung geben. Doch hinzu kommen die speziellen Wirkungen dieses Suchtmittels.
->   Klinische Abteilung für Allgemeine Psychiatrie, AKH Wien
30 bis 60 Prozent leiden unter beidem
Michael Musalek vom Anton Proksch Institut laut APA: "30 bis 60 Prozent der Alkoholkranken weisen auch Depressionen auf. Zwischen beiden kommt es oft zu einem Teufelskreis."
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Die Mechanismen
- Alkohol ist in geringer Dosierung Angst lösend. Diesen Effekt suchen Depressive in der Form einer Art "Selbstbehandlung" - und rutschen in Missbrauch und Abhängigkeit hinein.
- In höheren und auch in chronisch konsumierten Dosierungen ist Alkohol aber selbst eine der am stärksten Depressionen auslösenden Substanzen. Das wiederum erklärt, warum viele primär Alkoholkranke auch noch diese zweite psychiatrische Erkrankung bekommen.
->   Anton Proksch Institut
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Alkohol: Der Weg in die Abhängigkeit
 
Grafik: APA

"Beides zu behandeln"
Kasper: "Sowohl bei Alkoholkrankheit als auch bei Depressionen sind die Früherkennung und die Akutbehandlung notwendig. Man sollte auf jeden Fall beides behandeln."
Langzeiterkrankungen mit entsprechenden Therapien
Es handelt sich auch um Langzeiterkrankungen, die entsprechend therapiert werden sollten. Antidepressiva (z.B. Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer wie Escitalopram) kommen in Kombination mit Psychotherapie und Medikamenten zur Behandlung der Abhängigkeit zum Einsatz.
Krankheiten oft verkannt
Die Realität sieht laut den Experten allerdings anders aus: Obwohl 25 Prozent aller Spitalspatienten schwere Alkoholprobleme aufweisen, wird nur bei der Hälfte von ihnen die Krankheit erkannt.

Oft erfolgt bei Vorliegen von Abhängigkeit und Depressionen auch nur die Behandlung eines der beiden Leiden, was die Erfolgsaussichten drastisch reduziert.
->   Mehr über Alkohol in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010