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TV-Konsum beeinflusst Sorge um Gesundheit  
  Die Medien sollten sich stärker ihres Einflusses auf die Zuschauer bewusst sein, meinen britische Experten - und verweisen auf zwei Studien, die die Auswirkungen einer beliebten Fernsehserie untersucht haben. Demnach können auch völlig fiktive Handlungen im Rahmen einer solchen Serie die Zuschauer deutlich beeinflussen: Im konkreten Fall starb eine Serienheldin an Krebs und löste damit eine Welle an Vorsorgeuntersuchungen und besorgten Anrufen von weiblichen Zuschauern aus.  
Die insgesamt drei Beiträge sind im aktuellen "British Medical Journal" erschienen. Neben den Untersuchungen zum Tod der Serienheldin geht es auch um Reportagen zum heiklen Thema Selbstmord, die Nachahmer anregen können.
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Drei Artikel im aktuellen "British Medical Journal"
BMJ: Bd. 326, Seiten 498 - 499, vom 28. Februar 2003. "Television programme makers have an ethical responsibility" von Andy Howe, Vicci Owen-Smith und Judith Richardson, "Media influence behaviour" von Rachel Hardyman und Geraldine Leydon sowie "Media's role ist double edged" von Kathy Chan, Dominic Lee, Sing Lee sowie Paul Yip.
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Eine Serienheldin stirbt an Krebs
Die britische Langzeit-Soap "Coronation Street" - vergleichbar etwa mit der deutschen Familienserie "Lindenstraße" - versammelt regelmäßig das englische Publikum vor dem Fernseher.

Im Jahr 2001 verfolgten Millionen Zuschauer den "Ausstieg" einer Darstellerin: Die Figur der 63-jährigen Alma Halliwell starb an Gebärmutterhalskrebs.
Folge: Deutlicher Anstieg an Krebstests
Die Folge des Serienplots auf das Gesundheitsverhalten der Zuschauer untersuchten Wissenschaftler im Nordwesten Englands. Die Forscher zogen dazu die Zahlen des nationalen Programms zur Krebsvorsorge heran.

Demnach zeigte sich ein überdeutlicher Anstieg an Untersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs: 14.000 Frauen ließen einen so genannten Abstrich machen, der größte Teil davon ohne terminlichen oder anderen Anlass - im Vergleich zum vorherigen Jahr entsprach das einer Zunahme von 21 Prozent.
Viele Frauen verspürten Angst und Besorgnis
Wie die Autoren eines Beitrages im BMJ schreiben, sei es durch diesen Anstieg zu einer Überlastung der lokalen Labore gekommen - Untersuchungsergebnisse kamen stark verspätet und führten zu Besorgnis vieler Frauen. So sei auch generell das Schicksal der Serienheldin für viele Anlass zur Angst gewesen.

"Fernsehproduzenten sollten die Macht solcher Geschichten begreifen", schreiben die Autoren im BMJ, "die nicht nur maximale Zuschauerzahlen erreichen, sondern auch Angst und Besorgnis erregen können".
Almas Tod und Fragen zum Thema Krebs
Ähnlich argumentieren die Autoren eines zweiten Beitrags im BMJ, der ebenfalls den Einfluss der Medien auf Themen der öffentlichen Gesundheit zum Inhalt hat.

Die Wissenschaftler haben untersucht, welchen Einfluss der Tod des Seriencharakters Alma auf die Zahl der Anfragen bei der CancerBACUP Helpline hatte - der führenden Krebsinformationszentrale Großbritanniens.
Deutlich mehr Anfragen
Auch hier sind die Ergebnisse eindeutig: Innerhalb der drei Monate, in denen die Erkrankung sowie schließlich der Tod von Alma dargestellt wurden, ließen sich höhere Anruferzahlen bzw. Anfragezahlen feststellen.
Medienpräsenz und Anfrage-Zahlen
 
Grafik: British Medical Journal

Vor allem drei bzw. vier "Höhepunkte" lassen sich feststellen - alle hängen mit einer verstärkten Medienpräsenz des Themas zusammen bzw. mit inhaltlich besonders eindeutigen Folgen von "Coronation Street" (siehe Grafik links, Quelle: BMJ).
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Medien-Berichte zum Thema Selbstmord
Einem anderen, sehr heiklen Thema widmet sich ein dritter Beitrag im aktuellen BMJ: Es geht um die Rolle und Verantwortung der Medien bei Reportagen und Berichten zum Thema Selbstmord.

Untersucht wurde der Einfluss von Medienberichten in Hongkong über den Selbstmord einer 35-jährigen Frau, die in ihrer Wohnung auf einem simplen Grill Holzkohle verbrannt hatte und in Folge an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben war.

Diese Art des Selbstmordes sei zuvor in Hongkong sehr selten gewesen. Nach romantisierenden Berichten jedoch sei es zur zweithäufigsten Methode von Selbstmördern geworden, schreiben die Autoren.
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Sesamstraße in Südafrika thematisiert Aids
Die in den Artikeln genannten Zahlen machen deutlich, wie stark die Rolle der Medien gerade auch bei Themen rund um die Gesundheit ist. Einen Versuch, sich diesen Einfluss positiv zunutze zu machen, hat im vergangenen Jahr Südafrika gestartet.

Die Kindersendung "Sesamstraße" stellte im September die HIV-infizierte Puppe "Kami" vor. Sie soll die Krankheit Aids thematisieren und eine "Kultur der Akzeptanz" schaffen, wie es hieß. Südafrika ist von Aids besonders stark betroffen - jeder Neunte ist mit dem Virus infiziert.
->   "British Medical Journal"
->   CancerBACUP Helpline
Mehr Beiträge zum Einfluss der Medien in science.ORF.at:
->   Psychologen warnen vor Wirkungen des Internet
->   Schon Babys werden durch TV beeinflusst
->   Studie: Tägliches Fernsehen fördert Hang zur Gewalt
 
 
 
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01.01.2010