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Koralmbahn: 3-D-Modell zeigt Berg von Innen  
  Seit rund sechs Jahren laufen die geologischen Vorarbeiten zum Bau der Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt. Dabei wird eine neue Methode der Trassenfindung angewendet. Mithilfe zahlreicher Messdaten hat eine steirische Geologengruppe ein 3-D-Modell des Koralm-Massivs entwickelt.  
Die Koralm - ein gläserner Berg
Ab 2015 wird die Eisenbahn-Hochleistungsstrecke ein verkehrstechnisch neues Gebiet erschließen. Kernstrecke ist der 33 Kilometer lange Basistunnel durch die Koralm.

Wie ein gläserner Berg zeigt die Koralm jetzt ihr Innenleben. Das 3- D-Modell ist wichtigste Arbeitsgrundlage für die Tunnelbauer.
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Gerhard Harer, Projektkoordinator der verantwortlichen Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG: "Unser Ziel ist die genaue geologische Erforschung der Koralm. Damit erhalten wir detaillierte Erkenntnisse über den Gebirgsaufbau und den Bergwasserhaushalt. Mit diesem Wissen können wir die Trassenführung und auch die Methode des Tunnelbaus im Sinne der Sicherheit und der ökologischen und ökonomischen Verträglichkeit optimieren."
->   HLAG
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Geologische Daten für das 3-D-Modell
Bild: ORF
3- D-Modell der Koralm
Laut verkehrstechnischer Vorgaben wird der Tunnel bei Deutschlandsberg in den Berg führen und im Lavanttal wieder ans Tageslicht stoßen.

Erste Satellitenaufnahmen haben zahlreiche Störzonen im Gebirge aufgezeigt. Solche Störzonen entstehen durch Bergbrüche oder Klüfte.

Geologische Oberflächenmessungen an so genannten Aufschlüssen - das sind aus dem Boden aufragende, Felsen - lassen darauf schließen, wie sich das Gestein im Inneren des Berges weiterentwickelt. Auch die Gesteinsbeschaffenheit wird analysiert.
Österreichs tiefste Baugrunduntersuchung
Bild: ORF
Die Grabungen
Überprüft werden diese ersten Untersuchungen an der Oberfläche durch Tiefbohrungen in das Gestein. An mehreren speziell ausgewählten Stellen werden Bohrungen vorgenommen, die mit 1.100 Meter die tiefste Baugrunduntersuchung in Österreich ist.

Diese Bohrungen werden mit so genannten Seilkernrohrverfahren durchgeführt. Ein Rohrgestänge fördert dabei einen bis zu sechs Meter langen säulenförmigen Gesteinskern zutage.
"Zerreibsel" und fester Stein
An der Struktur der Kerne kann man die Materialbeschaffenheit des Berges erkennen. Gesteinsbrüche in der Tiefe sind auch in der Bohrung zu sehen.

Ebenso weiche Bergteile, die in Form von "Zerreibsel" erkennbar sind. Im Labor werden Druck und Zugfestigkeit und der Mineralbestand des Gebirges untersucht.
Der Berg wird in Kisten verpackt
Bild: ORF
"Kernkisten"
Die "Kerne" werden derzeit sorgfältig in witterungs- und frostfeste "Kernkisten" verpackt aufbewahrt und verbleiben während der gesamten Bauzeit jederzeit griffbereit. Speziell für Behördenverfahren sind diese Gesteinsproben später von Bedeutung.
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Alfred Fasching, als Geologe an diesem Projekt führend beteiligt, fasst die Untersuchungen zusammen: "Die Koralm besteht im wesentlichen aus Gneis, Glimmerschiefer und Marmor. Im zentralen Bereich der Koralm ist das Gestein von hoher Festigkeit mit Überlagerungen über 2.000 Meter. Das Gebirge ist stabil und hält. Somit sind voraussichtlich keine sicherheitstechnischen Probleme beim Tunnelbau zu erwarten. Eine zusätzliche Stützung des Gebirges wird in dieser Zone nicht notwendig sein. Aller Voraussicht wird der Tunnel in diesem Bereich mit großen Tunnelbaumaschinen betrieben werden. An den Rändern Richtung Osten in die Steiermark und Richtung Westen ins Kärntner Lavanttal befindet sich feinkörniges Lockergestein. Der Berg ist weich. Im Übergang zu diesen Bereichen befinden sich die Schwächezonen des Berges und müssen beim Tunnelbau entsprechend berücksichtigt werden."
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Erster Probtunnel im Herbst
Die Untersuchungen laufen noch weiter. Erst 2006 soll der eigentliche Bau des Koralmtunnels begonnen werden. Noch in diesem Jahr im Herbst wird aber der erste Erkundungstunnel gebaut.

Ein Beitrag von Martina Schmidt für "Modern Times" vom 28. Februar 2003, 23.25 Uhr ORF 2.
->   "Modern Times"
 
 
 
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01.01.2010