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Stammzell-Therapie gegen Harninkontinenz aus Tirol  
  Eine weltweit neue Therapiemethode von Harninkontinenz-Patienten hat in einer ersten klinischen Studie an der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie vorerst "hundertprozentigen Erfolg" gezeigt: Minimal invasiv wurden den Patientinnen körpereigene Stammzellen in die Harnröhre und den dortigen Schließmuskel injiziert. Alle fünf Patientinnen waren nach einigen Tagen kontinent.  
Die Zellzahl im Muskel soll dadurch erhöht und die Funktion des Schließmuskels verbessert werden, erklärte der Projektleiter Hannes Strasser am Dienstag. Im Rahmen der klinischen Studie wurden vorerst fünf Patientinnen behandelt.
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Eine Million allein in Österreich betroffen
Nach Angaben der Universitätsklinik für Urologie leiden weltweit 30 Prozent aller Menschen ab 60 Jahren an Harninkontinenz. In Österreich alleine seien rund eine Million Menschen betroffen.

Häufigste Ursache dafür ist die Abnahme der Muskelzelldichte im Schließmuskel mit zunehmendem Alter. Funktionsbeeinträchtigungen und Verletzungen nach Geburten und Operationen spielen ebenfalls eine große Rolle.

Das neue Verfahren ist nach Angaben der Klinik für Personen, die an der so genannten "Stress-Inkontinenz" durch eine beeinträchtigte Funktion der Schließmuskulatur der Harnröhre leiden, geeignet.
->   Mehr Informationen zu Harninkontinenz
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Nach Zellvermehrung wieder injiziert
In Lokalanästhesie wurde eine kleine Gewebeprobe aus der Muskulatur des Oberarms der jeweiligen Patientin entnommen. Die gewonnenen Muskel- und Bindegewebszellen wurden in einem Hochreinlabor in Wels kultiviert und vermehrt.

Minimal invasiv und ultraschallgezielt wurden die körpereigenen Zellen dann injiziert. Dadurch sollte die Zellzahl des so genannten Rhabdosphinkter, der quer gestreifte Schließmuskel der Harnröhre, erhöht werden.
Zusätzlich "aufgespritzte Schleimhaut"
Zudem soll eine bessere "Abdichtung" der Harnröhre durch das Aufspritzen der Harnröhrenschleimhaut mit einem Gemisch aus Bindegewebszellen und Kollagen erreicht werden.
Alle Patientinnen danach kontinent
Alle fünf Patientinnen waren nach einigen Tagen kontinent. Die bisher am längsten beobachtete Patientin sei seit dreieinhalb Monaten beschwerdefrei, hieß es bei der Pressekonferenz. Weitere klinische Studien und Langzeitbeobachtungen sollen nun zeigen, ob die Stammzellentherapie Harninkontinenzauch dauerhaft heilen kann.

Man gehe aber davon aus, dass sich das Verfahren in absehbarer Zeit als Standardverfahren gegenüber aktuellen, vielfach unbefriedigenden Therapieformen weltweit durchsetzen werde.

Durch das neue Verfahren könnten auch die hohen Versorgungskosten im Gesundheitssystem, die für an Inkontinenz leidende Patienten aufgebracht werden, reduziert werden, teilte der Vorstand der Innsbrucker Uni-Klinik für Urologie, Georg Bartsch mit.
Weitere Patienten bereits aufgenommen
Die zunächst behandelten fünf Frauen sollen nach Angaben der Klinik noch über längere Zeit in der Obhut der Ärzte bleiben. Aufgrund des großen Erfolges seien auch bereits weitere Patienten in die Studie aufgenommen worden.
->   Universitätsklinik für Urologie Innsbruck
->   science.ORF.at: Inkontinenz immer weiter verbreitet
 
 
 
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01.01.2010