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In der Schwangerschaft: Immer frühere Diagnostik  
  Dank verbesserter Technik sind Fehlbildungen und drohende Schwangerschaftsprobleme immer früher zu erkennen. Zum Vorteil von Therapien, erklärten Gynäkologen bei einer Fachtagung in Wien.  
Die verbesserte Technik lässt herkömmliche Verfahren zunehmend "alt" aussehen: Per Ultraschall und Laboruntersuchungen können eventuelle Fehlbildungen und drohende Schwangerschaftsprobleme zunehmend schon im ersten Schwangerschaftsdrittel diagnostiziert werden.

Nur dann können allfällige Therapien wirken, erklärten am Wochenende Gynäkologen beim Symposium "Pränatale Medizin - heute und morgen" am Wiener Donauspital.
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Fünf Untersuchungen im Mutter-Kind-Pass
Fünf gynäkologische Untersuchungen - bis Ende der 16. Schwangerschaftswoche, 17. bis 20. Woche, 25. bis 28. Woche, 30. bis 34. Woche und 35. bis 38. Woche, eine internistische Untersuchung der Schwangeren in der 17. bis 20. Woche - machen das derzeitige "Programm" im Mutter-Kind-Pass vor der Geburt des Kindes aus. Hinzu kommen noch zwei Ultraschalluntersuchungen in der 18. bis 20. und in der 30. bis 34. Woche.
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Möglichst frühe Problemerkennung
Die Entwicklung der Pränatalmedizin weist im Grunde bereits auf früher als im Mutter-Kind-Pass mögliche Untersuchungen. Lange vor ihrem Auftreten sollen so Probleme wie Präeklampsie, Dystrophie (Wachstumsverzögerung, Anm.) und die vorzeitige Plazenta-Lösung (Frühgeburten, Anm.) erkannt werden.
Beispiel: Ausbildung der Plazenta
Das Schicksal des Ungeborenen hängt jedenfalls entscheidend von der Ausbildung der Plazenta ab. Je besser sie durchblutet ist, desto größer wird sie und desto besser wird der heranwachsende Fötus ernährt.

Deshalb setzten die Mediziner beispielsweise auf die Doppler-Ultraschall-Untersuchung der Durchblutung der Arteria uterina, um damit Probleme entdecken zu können. Doch die Aussagekraft ist mäßig.
Messungen per Ultraschall als Alternative
Am Wiener Donauspital wird versucht, die Messung des Plazenta-Volumens per Ultraschall als besseren Parameter zu untersuchen.

Martin Metzenbauer von der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe: "Eine Minderversorgung der Plazenta drückt sich in der Entwicklung aus. Das ist die Hypothese. Man verwendet die 3D-Ultraschall-Untersuchung. Man erstellt zehn bis 15 Schnitte (Bilder, Anm.). Der Zeitpunkt der Messung ist die 12. Schwangerschaftswoche."

Zusätzlich werden die Scheitel-Steiß-Länge (SSL - Größe des Ungeborenen) des Fötus per Ultraschall und die Nackenfalte des Ungeborenen gemessen. Hinzu kommen noch Hormon-Tests aus dem Blutplasma der Schwangeren (Beta-HCG und PAPP A).
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Allein die Ultraschall-Untersuchungen bieten schon einen guten Hinweis. Aus dem per 3D-Ultraschall errechneten Plazentavolumen und der Scheitel-Steiß-Länge wird ein Quotient gebildet. Normal ist der Wert 1. Auf eine Präeklampsie und ähnliche Probleme deuten Werte von 0,79 und darunter hin. Frühgeburten vor der 35. Schwangerschaftswoche auf Grund von Plazenta-Problemen sind typischerweise mit einem Quotienten von 0,66 verbunden.
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DNA-Untersuchungen zur Risikobestimmung
Mittlerweile werden in wissenschaftlichen Studien auch bereits DNA-Untersuchungen der Schwangeren eingesetzt, um auf ein allfälliges Risiko zu kommen.

Am Wiener Donauspital stieß man dabei auf Mutationen im Methylentetrahydrofolsäure-Reduktase-Gen, das offenbar relativ aussagekräftig ist. Bei Frauen mit Präeklampsie wiesen 60 Prozent eine bestimmte Mutation auf, hingegen nur 20 Prozent von nicht Betroffenen.

51,9 Prozent von Schwangeren, bei denen es zu einer Wachstumsverzögerung beim Feten kam, hatten ebenfalls diese Gen-Mutation (Kontrollgruppe: 20 Prozent). Der Unterschied ist statistisch signifikant und könnte in Zukunft eventuell Bestandteil einer Frühdiagnostik werden.
Tests und Therapie sind notwendig
Tests allein sind unsinnig, so lange es nicht eine Therapie gibt, welche den Betroffenen auch zur Überwindung der Probleme angeboten werden kann. Erich Hafner vom Donauspital: "Der wichtigste Punkt (bei der Pränataldiagnostik, Anm.) ist: Es muss auch eine Therapiemöglichkeit vorhanden sein."

Das ist bei potenziell schweren Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie, Eklampsie, Schwangerschaftshochdruck bzw. Gestose als Oberbegriff unter der Voraussetzung einer Frühdiagnostik durchaus der Fall.
Aspirin und Folsäure gegen Komplikationen
Katharina Schuchter vom Donauspital: "Es zeigt sich, dass die Gabe von Aspirin und/oder Folsäure eine Verringerung der Schwangerschaftskomplikationen bringt."

50 Milligramm des Aspirin-Inhaltsstoffs Acetylsalicylsäure (ASS) verringern demnach die Häufigkeit von Präeklampsie bei Schwangeren um rund 45 Prozent.

Hafner: "Man kann sagen, dass Aspirin wirkt. Aber nur dann, wenn es frühzeitig eingesetzt wird. Wenn es erst in der 22. Schwangerschaftswoche verwendet wird, wirkt es offenbar nicht mehr." - Und die Folsäure habe so gute Effekte auf Schwangerschaft und Fötus, dass man sie relativ vielen Frauen empfehlen sollte.
->   Donauspital Wien: 3D-Ultraschall-Team
->   Alles zum Stichwort schwanger in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010