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"Moderate Vegetarier" leben länger  
  Man ist, was man isst - und man erreicht auch ein der Ernährung entsprechendes Lebensalter: "Moderate Vegetarier" etwa haben im Vergleich zu Fleischessern ein fast um die Hälfte reduziertes Sterblichkeitsrisiko. Allerdings: Gar kein Fleisch essen, ist auch nicht unproblematisch, meint eine aktuelle Studie.  
Weniger Todesfälle ...
Das Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat es errechnet: Von einhundert in der Altersgruppe der Studienteilnehmer normalerweise zu erwartenden Todesfällen traten unter den Vegetariern nur 59 ein.

Bei Männern (52 tatsächliche Todesfälle) sind die positiven Auswirkungen pflanzlicher Kost sogar noch höher als bei Frauen (66 tatsächliche Fälle).
... vor allem bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Studienleiterin Jenny Chang-Claude zu science.ORF.at: "Den stärksten Einfluss konnten wir bei den Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweisen. Vegetarische Ernährung führt zu niedrigeren Werte bei Cholesterin und Blutdruck, regt Verdauungsprozesse an und stärkt die Immunabwehr."
Langzeitstudie seit 1978
An der Studie, die seit 1978 unter der Leitung der Epidemiologin Jenny Chang-Claude am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg läuft, nehmen rund 1.900 Vegetarier teil (Altersstruktur: ab zehn Jahren bis über 70 Jahre).

Ziel ist es, die Auswirkungen der vegetarischen Ernährung und des damit verbundenen Lebensstils auf das Sterblichkeitsrisiko zu verstehen. Dazu erfassen die Forscher in Abständen von mehreren Jahren die Todesursachen und die Anzahl der Sterbefälle bei den Studienteilnehmern. Diese Daten werden mit den für die Allgemeinbevölkerung im entsprechenden Alter errechneten Werten verglichen.
->   DKFZ
Direkte physiologische Ursachen ¿
Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Einerseits gibt es die direkten Vorteile der Ernährungsphysiologie, z.B. weniger tierische Fette zu sich zu nehmen. Andererseits spielen eine Reihe weiterer Faktoren eine Rolle.
... und indirekte: Weniger Gewicht, weniger Rauch
So sind Vegetarier laut Chang-Claude "viel schlanker und haben ein höheres Bildungsniveau als die allgemeine Gruppe". Zudem befinden sich unter ihnen mit etwa zehn Prozent viel weniger Raucher als im Durchschnitt (mehr als 30 Prozent).

Last but not least: Sie üben in hohem Maß körperliche Aktivität aus - alles in allem also die klassischen Faktoren, die das Sterblichkeitsrisiko verringern.
Drei Arten von Vegetariern
Die Wissenschaftler unterteilten die Studienteilnehmer nach verschiedenen Ernährungstypen. So gab eine kleine Gruppe - 60 Teilnehmer - an, außer Fleisch auch auf andere tierische Lebensmittel wie Eier oder Milch zu verzichten (Veganer).

Zwei Drittel der Studienteilnehmer mieden Fleisch, aßen aber Eier und Milchprodukte (Ovo-Lakto-Vegetarier), rund ein Drittel gab an, gelegentlich kleine Mengen an Fleisch oder Fisch zu essen (moderate Vegetarier).
Vegane Ernährung auch nicht unproblematisch
Vergleicht man diese drei Kategorien, so scheinen sich die moderaten Vegetarier für die gesündeste Ernährungsweise entschieden zu haben: Sie haben gemeinsam mit den Ovo-Lakto-Vegetariern ein klar geringeres Sterblichkeitsrisiko als die Veganer. Somit kann dies nicht mit dem völligen Verzicht auf Fleisch und Fisch erklärt werden.

Jenny Chang-Claude zu science.ORF.at: "Einige der Veganer starben an Anämie, litten also unter Mangelerscheinungen." Das gebe einen Hinweis darauf, dass für sie eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig ist, meinte die Epidemiologin.
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Entscheidende Lebensstilfaktoren: Rauchen, Sport
Neben der Ernährungsweise erfasst die Studie auch andere Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder körperliche Aktivität: Wie erwartet, erhöht Rauchen das Sterblichkeitsrisiko im Durchschnitt um 70 Prozent.

Dagegen können sich Teilnehmer freuen, die ihre körperliche Aktivität als mittel oder hoch angeben: Im Vergleich zu Bewegungsmuffeln ist ihr Sterblichkeitsrisiko um ein Drittel verringert.
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Die Empfehlung der Expertin
Die Empfehlung von Jenny Chang-Claude: "Fleisch essen schadet nicht, das beweisen die Ergebnisse zu den moderaten Veganern. Am wichtigsten ist aber eine ausgewogene Ernährung, kein Übergewicht, kein Rauchen und körperliche Aktivität."

Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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01.01.2010