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Knorpelgewebe aus Fettzellen gezüchtet  
  US-Forscher haben aus Fettzellen Knorpelgewebe gezüchtet. Dies lässt hoffen, dass in Zukunft Menschen mit beschädigtem Knorpelgewebe durch eigene Fettzellen geholfen werden kann.  
Wissenschaftler vom Duke University Medical Center in Washington ist es zum ersten Mal gelungen, mit Hilfe eines Cocktails aus Steroiden und Wachstumsfaktoren Zellen "umzutrainieren", die normalerweise zu Fettzellen werden, meldete BBC News online. Stattdessen wurden sie zu Knorpelzellen, den so genannten Chondrozyten.
Knorpelzellen in dreidimensionaler Matrix

Röntgenaufnahme eines Knies
Nicht nur vermochten sie die Zellen im Laborversuch dazu zu bewegen, sich von einem Typus in einen anderen zu verwandeln. Darüber hinaus gelang es ihnen, die Knorpelzellen in einer dreidimensionalen Matrix zu züchten. Das wird ein entscheidender Vorteil bei der Behandlung von Patienten mit Knorpelgewebsverletzungen sein.

Bisher konnten Wissenschaftler Knorpelgewebe aus undifferenzierten Stammzellen des Knochenmarks herstellen. Doch das ist ein gößerer Eingriff und für die Patienten ein schmerzhafter Prozess. Außerdem werden dadurch nur vergleichsweise wenige Zellen gewonnen.
Beschädigtes Gewebe ersetzen
"Das bedeutet, dass wir möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft aus den Fettzellen eines Patienten mit einem Knorpelschaden neues Knorpelgewebe in einer Form züchten und das beschädigte ersetzen können", sagte der Forscher Geoffrey Erickson.
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Knorpelgewebe im Knie
Knorpelgewebe: Geringe Reparaturmöglichkeit
Das Knorpelgewebe spielt eine wichtige Rolle beim Schutz der Gelenke. Knorpelgewebe ist in begrenztem Umfang vorübergehend verformbar und vermag Druck- und Zugbelastungen zu kompensieren. Es wirkt also insgesamt stoßdämpfend-elastisch. Das Gewebe wird jedoch nur wenig durchblutet und verfügt über so gut wie keine Nervenzellen. Wenn es verletzt wird, sind die Chancen auf eine selbstständige Reparatur gering.
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Derzeit keine Heilmittel gegen Knorpelschäden
"Derzeit gibt es kein zufrieden stellende Heilmittel gegen eine Beschädigung des Knorpelgewebes", meinte der Leiter der orthopädischen Forschung an der Duke University, Farshid Guilak. "Es besteht ein großer Bedarf nach einer neuen Therapiemöglichkeit dieser Verletzungen."
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Von der Fett- zur Knorpelzelle
Die Wissenschaftler verwendeten Material, das aus der Fettabsaugung verschiedener Menschen gewonnen wurde. Nach der Behandlung mit einer Reihe von Enzymen wurden Stromazellen des Fetts isoliert. Diese Zellen wurden in dreidimensionale Tropfen infundiert und mit dem biochemischen Cocktail behandelt. Nach zwei Wochen des Wachstums verhielten sich die behandelten Zellen wie normale Chondrozyten und sahen auch so aus.
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Therapie in fünf Jahren?
Die Wissenschaftler stellen sich vor, dass Menschen, die durch einen Unfall oder eine Sportverletzung eine Knorpelschädigung davongetragen haben, innerhalb der nächsten fünf Jahre mit dieser neuen Methode behandelt werden können.

"Wir hoffen, Patienten mit einem Knorpelschaden etwas Fett absaugen zu können und spezifische dreidimensionale Knorpelgewebsstücke züchten zu können, die wir dann chirurgisch in das Gelenk implantieren könnten," so Guilak.

"Da die Zellen von den Patienten selber stammen, brauchen wir uns nicht um Immunabwehrreaktionen oder Übertragungen von Krankheiten zu sorgen. Das ist einer der Vorteile dieses Systems."
->   Duke University Medical Center
 
 
 
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01.01.2010