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Eros: Uralter Zeuge unseres Sonnensystems  
  Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat zwar seit gestern den Funkkontakt zu der unbemannten Sonde NEAR Shoemaker, die vor zwei Wochen auf dem Asteroiden Eros gelandet war, verloren. Dennoch gaben die bis dahin übermittelten Daten Aufschlüsse über die Geschichte des Eros, bei dem es sich um einen so genannten "Planetesimalen" handeln dürfte.  
Als die Raumsonde NEAR Shoemaker am 12. Februar ihre historische Landung auf Eros machte, war die amerikanische Raumfahrtbehörde schon froh, dass sie überhaupt heil geblieben war.

Nachdem alles gut verlaufen war, erhöhten sich jedoch die Hoffnungen der Wissenschaftler. Und tatsächlich, mit Hilfe des Gammastrahlen-Spektrometers (GRS) der NEAR konnten Neuigkeiten über die Geschichte des Himmelskörpers entdeckt werden: chemische Spuren deuten darauf hin, dass es sich beim Eros um einen Planetesimalen handelt.
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Planetesimale
Als das Sonnensystem aus Gaswolken, Gesteins- und Eisklumpen entstand, blieben Unmengen Geröll übrig. Diese verbanden sich zu Gesteinsbrocken, die einen Durchmesser von ein bis 100 Kilometer hatten - den so genannten Planetesimalen (kleine Planeten), die ihrerseits das Hauptmaterial für die danach folgende Bildung von Planeten darstellten.
->   Mehr über Planetesimale und die Bildung von Planeten
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Datenmessung noch bis Ende der Woche
 
Eros, aufgenommen aus der Umlaufbahn der NEAR Shoemaker


"Das Spektrometer liefert auf der Oberfläche des Eros genauere Daten, als dies während seiner Umlaufzeit um den Himmelskörper der Fall war", meint Projektleiter Jack Trombka von der NASA. "Je länger wir Daten sammeln können, desto besser." Noch bis Ende dieser Woche soll deshalb der Kontakt mit der Near gehalten werden.

Das GRS misst zum größten Teil kosmische Strahlungen, Hochenergie-geladene Teilchen, die durch entfernte Supernova-Explosionen beschleunigt worden waren. Sobald diese Strahlen auf Eros treffen, bringen sie ihn zum "glühen".
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Überprüfung der Planetesimal-Theorie
"Diese kosmischen Strahlungen zertrümmern Atomkerne auf der Oberfläche des Asteroiden", erklärte Trombka. Neutronen, die dadurch freigesetzt werden, treffen ihrerseits wieder auf andere Atome, ohne sie zu zerstören. Diese Atome emittieren darauf hin Gamma Strahlen, die durch das GRS analysiert werden können. "Dadurch können wir Sauerstoff, Eisen, Silizium und andere, natürlich-radioaktive Elemente wie Uran aufstöbern", so Trombka. Ihre Mengen zu messen, sei wichtig für die Überprüfung der Planetisimal-Theorie.
->   NASA-Homepage der Near-Mission
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Eros wurde nicht differenziert ...
Aus bislang ungeklärter Ursache wurde Eros selbst nie von einem wachsenden Planeten "einverleibt". Stattdessen blieb er offensichtlich ein Planetesimal, auch als unser Sonnensystem wuchs und alterte.

Voll entwickelte Planeten wie die Erde weisen einen hohen Grad chemischer Unterscheidung auf, d.h. ihre schwereren Elemente befinden sich in ihrem Kern, die leichteren auf der Oberfläche. Ein Phänomen, das "Differenzierung" genannt wird.
... sondern blieb unverändert
Wäre Eros nun Teil eines zerborstenen Planeten, möglicherweise aus dem Asteroidengürtel, müssten sich seine chemischen Eigenschaften gemäß der Differenzierungsthese verhalten - also z.B. entweder besonders eisenhaltig (falls vom Planetenkern stammend) oder besonders siliziumhaltig (falls von der Oberfläche stammend) sein.

Dies ist aber nicht der Fall. Die Strahlenanalysen der NASA ergaben, dass sich Eros ähnlich wie ein undifferenzierter Meteorit verhält - wie z.B. die Chondriten (Steinmeteroiten) auf der Erde.

Eros scheint ein Gemisch von Elementen zu sein, das im Laufe der Zeit nicht durch Verschmelzung - einem zwingenden Bestandteil bei der Planetenbildung - verändert worden ist.
Praktische Konsequenzen: Asteroiden-Abwehr?
Die Suche nach der Geschichte von Eros könnte auch praktische Auswirkungen haben. Im Sonnensystem kreisen Millionen Körper, die ähnlich aufgebaut sind wie Eros ¿ manche von ihnen in unangenehmer Nähe der Erde.

Sollte einmal eine Kollission drohen, wären genaue Daten der Beschaffenheit der Asteroiden nicht unwesentlich, z.B. um sie rechtzeitig zu zerstören, meint zumindest die NASA.

Und kann so in Zeiten, in denen ihre Budgets knapper zu werden drohen, wieder ein bisschen Existenzberechtigung für sich reklamieren.
->   NASA
Lesen Sie mehr zur Mission der NEAR Shoemaker auf Eros bei science.orf.at
->   Die Bilder der NEAR Shoemaker geben Rätsel auf
->   Über die Ursprünge unseres Sonnensystems
->   NEAR-Sonde auf Asteroid Eros gelandet
 
 
 
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01.01.2010