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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Sahara und Tundra: "Hotspots" der Klimaforschung  
  Durch den weltweit zu beobachtenden Klimawandel könnte die Savanne in die Sahara vordringen und Nadelwald in bisher karge Tundrengebiete. Dies zeigen zwei aktuelle Studien anhand von Computersimulationen.  
Hitze und Trockenheit in der Sahara, Kälte und Schnee in der Tundra - markante Landschaften, die eine Gemeinsamkeit haben: In beiden Regionen wirken Klima und Landoberfläche besonders stark aufeinander, wie die Studien von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigen. Beide wurden in der Fachzeitschrift "Climatic Change" veröffentlicht.
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"Climate Change in Northern Africa"
Die erste Studie "Climate Change in Northern Africa: The past is not the future" von ist erschienen in "Climatic Change", Bd. 57, Seiten 99-118. Die zweite Studie "Stability analysis of the climate-vegetation system in the northern high latitudes" ist auf den Seiten 119-138 erschienen.
->   "Climatic Change"
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Analyse mithilfe eines Erdsystemmodells
Die Potsdamer Wissenschaftler und ihre Kollegen der belgischen Universität Catholique de Louvain und des amerikanischen National Center for Atmospheric Research untersuchten mithilfe eines Erdsystemmodells die Wechselwirkungen zwischen Klimaerwärmung und Verschiebung der Vegetationszonen in Nordafrika und Sibirien.

Erdsystemmodelle sind erweiterte Klimamodelle, die das Zusammenspiel von Atmosphäre, Ozean, Vegetation und Eismassen beschreiben. Atmosphäre und Landoberfläche wirken in der Sahara und Tundra intensiv miteinander, so dass Wissenschaftler diese Regionen als "Hotspots" bezeichnen.
Mehr CO2 beeinflusst Vegetation
Die Modelle zeigen: Die erhöhte Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre sowie die damit verbundene Erwärmung und die zunehmenden Niederschläge in tropischen Gebieten können die Vegetation am Südrand der Sahara und in der Tundra besonders stark beeinflussen.

Hierdurch wandeln sich möglicherweise Teile der Sahara und Tundra. Die mit Bäumen und Gräsern bewachsene Savanne würde in die Wüste vordringen und die bewaldete Taiga in die moos- und flechtenreiche Tundra.
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Modell zeigt auch Rückwirkung auf die Atmosphäre
Die Verschiebung der Vegetationszonen wirkt sich in den Modellen wiederum auf die Atmosphäre aus: Die Savanne zieht mehr Niederschlag an und die Ausbreitung der Nadelwälder führt zu einer weiteren Erwärmung der nördlichen Breiten. Diese Veränderung kann sich abrupt vollziehen, im Falle der Sahara innerhalb weniger Jahrzehnte.
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Erdgeschichte kennt plötzliche Änderungen
Die Erdgeschichte kennt plötzliche Klima- und Vegetationsänderungen. Vor etwa 11.000 bis 6.000 Jahren war die Sahara deutlich grüner und die Wälder der Taiga wanderten nach Norden.
Parallelen zwischen einst und heute?
Der Vegetationsvorstoß auf der Nordhalbkugel wurde durch eine Klimaerwärmung verursacht. So kommt die Frage auf, ob Parallelen zwischen dem damaligen und möglichen Klima- und Vegetationswandel in der Zukunft bestehen.

Victor Brovkin, Wissenschaftler am PIK und federführender Autor der Tundra-Studie, sagt: "Die Veränderungen sehen ähnlich aus, aber die physikalischen Mechanismen spielen eine unterschiedliche Rolle. Entscheidend ist, dass unsere Modelle die Vegetationsverschiebungen beschreiben können. Solche Studien helfen die Vergangenheit zu verstehen und die Güte unserer Klimamodelle zu überprüfen."
Klimawandel kann Überraschungen bringen
Martin Claußen, Direktor des PIK und leitender Autor der Sahara-Studie, fügt hinzu: "Es ist für uns wichtig zu erkennen, dass Klimawandel nicht nur eine allmähliche Erwärmung bedeutet, sondern auch mit Überraschungen einhergehen kann."

Die Verschiebung der Vegetationszonen scheint eine solche Überraschung zu sein: Nach den Simulationen zu urteilen neigt die Vegetation zu abrupteren Veränderungen als bislang vermutet.
->   Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
->   Alles zum Stichwort Klima in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010