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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Maya-Kultur wegen Trockenheit untergegangen  
  Seit Jahrzehnten diskutieren Fachleute die Frage, warum die klassische Maya-Kultur gegen Ende des 8. Jahrhunderts so plötzlich zusammengebrochen ist. Waren es Hungersnöte, Umweltzerstörung oder Kriege, die ihren Untergang besiegelten, lange bevor die Spanier Mexiko und Mittelamerika entdeckten? Ursache war eine Trockenperiode, meint nun ein internationales Forscherteam und liefert damit neue Beweise für die "Klima-These". Sediment-Untersuchungen zeigen demnach besonders ausgedehnte Dürreperioden zum Zeitpunkt des Untergangs der Maya.  
Im 8. und 9. Jahrhundert hätten die Mayas daher oftmals nicht mehr genügend Wasser für ihre angestiegene Bevölkerung speichern können, berichten die Wissenschaftler um Gerald Haug vom Geoforschungszentrum Potsdam im US-Journal "Science".
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"Climate and The Collapse of Maya Civilization"
Der Artikel "Climate and The Collapse of Maya Civilization" von Gerald H. Haug, D. Günther, B. Aeschlimann, L. C. Peterson, D. M. Sigman und K. A. Hughen ist erschienen in "Science", Bd. 299, Seiten 1731-1735, vom 14. März 2003.
->   Der Originalartikel in "Science" (kostenpflichtig)
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Der Untergang der klassischen Maya-Kultur
Die klassische Maya-Kultur entwickelte sich in den ersten Jahrhunderten nach Christus im Südosten Mexikos - in Guatemala, Belize, Honduras und in El Salvador.
Schrift, Kalender und Astronomie
Bild: Photodisc
Pyramide in Tikal, einer der ältesten Mayastädte
Sie war in vieler Hinsicht die am weitesten entwickelte aller altamerikanischen Kulturen. Die Maya verfügten über eine komplexe Schrift, einen genauen Kalender und über astronomische Kenntnisse. Rad, Eisen und Pflug waren ihnen hingegen unbekannt.

In der Hochphase ihrer Kultur gab es mehr als 40 große Maya-Städte mit einer Einwohnerzahl von 5.000 bis 50.000 Menschen. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Städte schließlich - innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne im 8. und 9. Jahrhundert - aufgegeben wurden.

Zu diesem Zeitpunkt wohnten auf Yucatan mehrere Millionen Menschen. Die Maya kannten bereits gewaltige Umweltprobleme wie die Bodenerosion, was unter anderem zu Nahrungsengpässen schon in der Zeit vor dem großen Kollaps der klassischen Blütephase führte.
Uxmal und ein "Chac Mool"
 
Bild: Photodisc

Links: Die Maya-Stadt Uxmal. Rechts: Ein so genannter "Chac Mool", auf dem Bauch der weit verbreiteten Steinstatuen wurden Opfergaben dargebracht.
Jahrzehntelange Diskussion um Ursachen
Über die möglichen Ursachen - Klimaschwankungen, Auslaugung der Böden, soziale Unruhen, Bürgerkriege - diskutieren Fachleute seit Jahrzehnten.
Untersuchungen von "Venezolanischen Sedimenten"
Gerald Haug und seine Koautoren bringen nun erneut Leben in die Diskussion. Ihre Ergebnisse stützen sich auf Untersuchungen von Sedimenten unter dem Meeresboden des Cariaco-Beckens vor der Nordküste Venezuelas.
Bestätigung der Klima-Theorie?
Nach Ansicht der Wissenschaftler erhärten die Untersuchungen der Sedimente die Klimatheorie. Die Forscher analysierten die Proben auf ihren Titan-Gehalt und zogen daraus Rückschlüsse auf Klimaänderungen. Der Titanium-Gehalt spiegelt demnach den hydrologischen Zyklus in jährlich geschichteten Ablagerungen wider.

Die neuen Klimadaten zeigen, dass während der archäologisch gut beschriebenen Phase des Kollapses die Niederschläge generell reduziert waren. Daneben traten verstärkte Trockenperioden mit einer Dauer von drei bis neun Jahren auf, die sich etwa auf die Jahre 810, 860, und 910 datieren lassen und eine hohe Übereinstimmung mit wichtigen Phasen der demographischen Katastrophe der Maya aufweisen.
Systeme zum Wasser Speichern versagten
Bild: Photodisc
Ein Gebäude der nördlich gelegenen Maya-Stadt Chichen Itza (Halbinsel Yucatan)
Der Lebensraum der Maya zeichnete sich durch regenreiche Sommer und trockene Winter aus. Laut Haug und seinen Mitautoren hatten die Maya verschiedene Systeme entwickelt, um Wasser zu speichern.

Sie waren aber darauf angewiesen, dass den trockenen Monaten jedes Jahr wieder eine ausgedehnte Regenzeit folgte. Da die Bevölkerung in der Zeit zwischen 550 und 750 unter günstigen Klimabedingungen stark gewachsen sei, habe die Mayagesellschaft die Dürren des neunten Jahrhunderts nicht verkraften können.
Andere Theorien: Erdbeben oder Krieg
Neben der Klimatheorie gibt es allerdings auch andere Thesen, die regelmäßig neue Nahrung erhalten: So meinen etwa einige Forscher, ein Konkurrenzkampf oder Krieg habe zum Untergang der klassischen Maya-Kultur geführt.

Tatsächlich wurden im vergangenen September die Ergebnisse aus neu entzifferten Hieroglyphentexten veröffentlicht, die amerikanische Archäologen in der Ruinenstätte "Dos Pilas" im Norden Guatemalas freigelegt hatten. Demnach gab es einst einen tödlichen Zweikampf zwischen zwei Maya-Supermächten.
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Maya-Untergang als Resultat eines tödlichen Zweikampfs?
Die Hieroglyphentexte, einige der längsten ihrer Art, stützen die These, dass es sich um das Resultat eines tödlichen Kampfs zweier Maya-Supermächte gehandelt hat, wie amerikanische Archäologen im "National Geographic" berichteten. Demnach hat die Rivalität zwischen den Maya-Stadtstaaten Tikal und Calakmul die klassische Mayawelt in ihren Grundfesten erschüttert. Nach dem Sieg von Tikal könnte die Maya-Welt in viele kleine Regionalmächte zerfallen sein, so eine These.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Kurzes Aufblühen in der "postklassischen Phase"
Das Verlassen der großen Städte markierte allerdings noch nicht das Ende der Mayas: Nach dem Niedergang der klassischen Kultur im neunten Jahrhundert blühte die Mayakultur in der so genannten postklassischen Phase zu Beginn des zweiten Jahrtausends im Norden der Halbinsel Yucatan noch einmal kurz auf.

Doch bei der Ankunft der spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert waren die meisten Mayastädte längst untergegangen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Azteken zum beherrschenden Kulturvolk geworden.
->   GeoForschungsZentrum Potsdam
->   Informationen zu den Mayas in www.indianer-welt.de
->   Alles zum Stichwort Maya in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010