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Frauen an Universitäten noch immer unterrepräsentiert  
  An den österreichischen Universitäten sind Frauen noch immer unterrepräsentiert. Das geht aus der jüngsten Statistik des Wissenschaftsministeriums hervor, die anlässlich der Österreichischen Wissenschaftlerinnentagung in Graz vorgelegt wurde.  
Nur unter Studierenden ist das Verhältnis ausgewogen
Mit Ausnahme des Bereiches der Studierenden und der
Absolventinnen zieht sich das Ungleichgewicht über alle weiteren Stufen der universitären Karriereleiter. Unter den Rektoren findet sich überhaupt keine einzige weibliche Vertreterin.
Professorinnenanteil kaum gestiegen
Seit den ersten Bemühungen zur Gleichbehandlung von Frauen an österreichischen Universitäten zu Beginn der 70er Jahre ist der Frauenanteil unter den Professuren kaum gestiegen: Gab es im Jahr 1970 3,4 Prozent außerordentliche und drei Prozent ordentliche Professorinnen, so sind es heute gemäß dem neuen Universitätsorganisationsgesetz (UOG) von 1993 sieben Prozent Professorinnen.

Die Daten über die Präsenz von Frauen an den Universitäten im
Wintersemester 2000/ 2001 sind nach wie vor ernüchternd: Einem Anteil von zuletzt 57,7 Prozent Studienanfängerinnen und insgesamt 51,2 Prozent weiblichen Studierenden sowie 49,9 Prozent Erstabsolventinnen stehen ein nur noch 43,4-prozentiger Frauenanteil unter den Vertragsassistenten-Posten gegenüber.
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Klägliche Universitätslaufbahnen
Noch schütterer wird der Frauenanteil in der weiteren Universitätslaufbahn: Nur 28,2 Prozent der Universitätsassistenten sind weiblich.
12,3 Prozent der positiv beurteilten Habilitationen wurden von Frauen eingereicht. Entsprechend beträgt der weibliche Anteil unter den außerordentlichen und ordentlichen Professuren magere sieben Prozent.
In die Funktion des Rektors wurde in Österreich überhaupt noch nie eine Frau gewählt. Allerdings wurden seit der Einführung der Vizerektorate mit dem UOG'93 immerhin 20 Prozent dieser Posten mit weiblichen Führungskräften besetzt.
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Geschlechterverhältnisse im Vergleich
1970 stellten sich die Geschlechterverhältnisse an den
Universitäten der Wissenschaften wie folgt dar: Unter den
Erstinskribierenden lag der Anteil der Frauen bei 31,5 Prozent. Die Studierenden waren damals zu 25,7 Prozent weiblich, unter den Inhabern von Erstabschlüssen - damals fast ausschließlich das Doktorat - fanden sich zu 24,7 Prozent Wissenschaftlerinnen.

Auf Seiten des Lehrpersonals befanden sich unter den Universitätsassistenten 15,4 Prozent Frauen. Vier Prozent aller Habilitierten waren weiblich.
In der Kunst geht es Frauen besser
Eine Ausnahme hinsichtlich gerechterer Karrierechancen für Frauen machten damals wie heute die Hochschulen künstlerischer Richtung (heute Kunstuniversitäten): 1970 studierten bereits 41,3 Prozent Frauen (heute: 57,1). Der Anteil der Absolventinnen mit Erstabschlüssen stieg von 45 auf zuletzt 60 Prozent. Die Prozentzahl der Professuren hat sich von 4,1 Prozent im Jahr 1970 auf 20,2 Prozent gesteigert.
Der Grazer Wissenschaftlerinnenkongress
Für Ada Pellert, Vizerektorin der Universität Graz und Mitorganisatorin der Tagung, können Hochschulen nicht sinnvoll modernisiert werden, wenn Frauen in diesen Prozess nicht einbezogen werden. Dementsprechend lautet das Motto des Grazer Wissenschaftlerinnenkongress "Frauenförderung = Hochschulreform".

Bis zum 2. März beraten Wissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland über unterschiedliche Förderstrategien für Frauen, um auf die aktuell laufenden Reformprozesse in den Hochschulen Einfluss zu nehmen.
->   Der Wissenschaftlerinnenkongress in Graz
->   Ada Pellert, Universität Graz
Ein vergleichender Blick in die Schweiz
Um die "Chancengleichheit" von Frau und Mann an ihren Universitäten zu verwirklichen, beschloss die Schweizer Regierung 1998, den Professorinnenanteil bis zum Jahr 2006 zu verdoppeln, und zwar von sieben auf vierzehn Prozent. Das gezielte Maßnahmenprogramm ließ sich der Bund immerhin 16 Millionen Schweizer Franken (140 Mio. ATS) kosten.

Das Programm setzt auf verschiedenen Ebenen an. Mittels eines Anreizsystems wird die Anstellung von Professorinnen gefördert. Zugleich sollen Mentoring-Projekte Diplomandinnen und Doktorandinnen unterstützen. Ein drittes Modul stellt Betriebsmittel für Kinderbetreuung bereit. Günstige Rahmenbedingungen sollen die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienarbeit ermöglichen.
->   Das Schweizer Frauenförderungsmodell
 
 
 
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01.01.2010