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Tropischer Parasit gegen Autoimmun-Erkrankungen  
  Bei den so genannten Autoimmun-Erkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper - chronische Entzündungen sind die Folge, in manchen Fällen begleitet von heftigen Schmerzen. Ein in den Tropen verbreiteter parasitärer Fadenwurm könnte nun Abhilfe schaffen: Forscher haben entdeckt, dass der Wurm ein entzündungshemmendes Sekret absondert, das als Medikament dienen könnte.  
Wie BBC online berichtet, haben schottische Wissenschaftler damit möglicherweise ein Jahrzehnte altes Rätsel gelöst: Denn in den Tropen tragen Millionen von Menschen den Fadenwurm in sich, in diesen Gegenden treten zugleich Autoimmun-Erkrankungen signifikant seltener auf.
Sekret mit entzündungshemmendem Molekül
Die Wissenschaftler um William Harnett von der University of Strathclyde haben herausgefunden, dass der Wurm ein Molekül namens ES-62 absondert.

Dieses Molekül ermöglicht es dem Wurm, innerhalb seines Wirtes zu überleben. Dem Bericht zufolge lässt sich kein Einfluss auf den Menschen feststellen - außer der entzündungshemmenden Wirkung.
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Autoimmun-Erkrankung: Entgleisung des Immunsystems
Während das Immunsystem normalerweise dazu dient, Bakterien, Viren und andere Fremdkörper unschädlich zu machen, ist es in diesen Fällen tatsächlich falsch programmiert: Die Immunzellen lassen sich täuschen und können nicht mehr zwischen "selbst" und "fremd" unterscheiden. Die Folgen des Angriffs auf körpereigenes Gewebe sind Krankheiten wie Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis und andere Leiden. Welche Mechanismen und Signale im Detail dazu führen, dass die körpereigenen Abwehrzellen verrückt spielen, ist noch weitgehend ungeklärt. Experten gehen aber davon aus, dass häufig eine genetische Veranlagung vorliegt.
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Neues Schmerzmedikament für Betroffene?
"Diese Entdeckung ist sehr aufregend", kommentierte Studienleiter Harnett die Ergebnisse, "und könnte dabei helfen, eine Beobachtung zu erklären, die Wissenschaftler und Mediziner seit Jahrzehnten verwirrt hat: das reduzierte Auftreten von Autoimmun-Erkrankungen in Gegenden mit einer hohen Fadenwurm-Ansteckung."

Die Immunologen wollen nun die Ergebnisse ihrer Studien nutzen, um ein neues Schmerzmedikament für Millionen Betroffene weltweit zu entwickeln: Man wolle ein Derivat des entzündungshemmenden Moleküls produzieren und dies als Basis nutzen, erläuterte Harnett weiter.
Neue Medikamente dringend benötigt
Für dieses Ziel kooperieren die Forscher um William Harnett mit Kollegen von der University of Glasgow. "Wir brauchen dringend neue Behandlungen für Autoimmun-Erkrankungen", so Iain McInnes von der dortigen Abteilung für Immunologie.

Die existierenden Medikamente - selbst die neuesten und innovativsten - seien in ihrer Wirkung begrenzt, so der Experte. So sei die Wirkung etwa nicht bei jedem Patienten gegeben. McInnes verwies zudem auf die teils starken Nebenwirkungen.
Derzeitige Behandlung "bremst" Immunsystem
Tatsächlich kann man derzeit meist nur das gesamte Immunsystem des Patienten "bremsen", beispielsweise durch Cortison. Dadurch wird allerdings der Körper wieder anfällig für Infektionen.

Die Aussicht, eine schmerzhafte Entzündungs-Erkrankung mit einem Medikament zu behandeln, welches das Immunsystem des Patienten nicht völlig unterdrückt, sei ein bedeutender medizinischer Durchbruch, kommentiert daher auch Iain McInnes die Forschungen.
->   University of Strathclyde Department of Immunology
->   University of Glasgow Division of Immunology
->   Alles zum Stichwort Autoimmun-Erkrankung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010