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Das Geheimnis der Jugend von Ganymed  
  Regelmäßige Ausbrüche von Eisvulkanen haben ganze Flächen des Jupitermondes Ganymed glatt geschliffen, berichten Wissenschaftler vom Lunar and Planetary Institute in Houston.  
Flüssiges Eis glättet die Oberfläche
Anders als bei unserem pockennarbigen Mond wird ein Drittel der Ganymed-Oberfläche ständig durch einen Prozess verjüngt, der verwitterte Bereiche wieder glättet und durch aufgeprallte Asteroiden verursachte Vertiefungen wieder auffüllt.

Denn trotz seiner eisigen Zusammensetzung ist die Oberfläche des größten Trabanten unseres Sonnensystems das Ergebnis tektonischer Vorgänge, und der Eruptionen von Vulkanen, aus denen allerdings nicht geschmolzenes Gestein, sondern mehr oder minder flüssiges Wassereis quoll.

Neue, dreidimensionale Bilder geben jetzt Aufschluss über das Zusammenspiel der Kräfte, welche das Gesicht Ganymeds prägen, berichten Wissenschaftler im Nature Magazin (Nature410, pp 57-60; 2001).
Topographische Karte aus Voyager und Galileo-Daten
Paul Schenk und Kollegen vom Lunar and Planetary Institute in Houston, Texas, beobachteten die jugendliche Oberfläche von Ganymed mit Hilfe digitaler topographischer Karten, die anhand der Daten der Voyager- und Galileo-Raumsonden erstellt wurden.
Nahaufnahme der Oberfläche von Ganymed
 


Auf dieser Nahaufnahme des Jupitermondes Ganymed vom Mai 2000 ist deutlich der scharfe Übergang zwischen den alten, von Asteroiden und Kometen dunkel gefärbten und den jüngeren, hellen Flächen zu sehen.
Höhenunterschiede bis zu einem Kilometer
Bei der Auswertung der Bilder erkannten die Forscher, dass es auf Ganymed Höhenunterschiede von bis zu einem Kilometer gibt. Sie beobachteten zudem, dass die glatten und gleichförmigen Eisflächen in den tieferen Bereichen liegen, während die tektonisch heftig gestörten Eismassen nur in größeren Höhen vorkommen. Es sieht also so aus, als sei die vulkanische Tätigkeit auf die tief gelegenen Ebenen begrenzt, während die tektonischen Vorgänge die höher gelegenen Regionen prägen.

Dies erklärt sich durch den Dichteunterschied zwischen den Eismagmen und der Eisdecke des Trabanten. Schenk und Kollegen vermuten, dass der Auftrieb nur ausreicht, um die dünnere Eisbedeckung der Tiefebenen zu durchbrechen.
->   Eine Reise über die Oberfläche von Ganymed
Vulkane unter der Oberfläche schon früher angenommen
Auf Grund der Daten nehmen die Wissenschaftler des Lunar and Planetary Institute an, dass "Cryomagma", oder halb-flüssige Eislava, für die Erneuerung der Oberfläche eher verantwortlich sein als tektonische Prozesse oder Eruptionen von flüssigem Wasser.

Unter der Oberfläche gelegene Vulkane, die dieses Cryomagma erzeugen, wurden schon früher durch Studien am halb-geschmolzenen Inneren von Ganymed prognostiziert.
->   Lunar and Planetary Institute
Warum fehlen Lavaflüsse?
Die Wissenschaftler wollen weiters herausfinden, warum die vulkanische Aktivität nur auf Teile von Ganymed begrenzt ist. ''Falls es also eine solche ergiebige Eismagma-Quelle in geringer Tiefe gibt, warum ist sie dann nicht sichtbar?'', merkt Louise Prockter von der Johns Hopkins University an. Diese Frage könnte allerdings bald beantwortet werden, denn noch warten zahlreiche Nahaufnahmen vom Mai 2000 auf ihre Auswertung. Vielleicht gibt der frostige Jupitermond dann weitere Geheimnisse frei.
->   Mehr über Ganymed
 
 
 
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01.01.2010