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Einzigartiger Gräberfund am Halleiner Dürrnberg  
  Eine bisher in Europa einzigartige Entdeckung haben Salzburger Archäologen gemacht: Eine Bestattungsmethode, die man vorher z. B. nur bei den indianischen Völkern gekannt hatte, wurde vor 2.500 Jahren auch in Österreich angewandt.  
Die Forscher fanden am Dürrnberg bei Hallein drei ungewöhnlich gut erhaltene Skelette aus der Prähistorie. Die beiden erwachsenen Toten dürften Bergknappen gewesen sein, erklärte der Archäologe und Leiter des Forschungszentrum Dürrnberg, Kurt Zeller.
Holzkammern statt Grabhügel
Bei der Bestattung der beiden Männer und eines Kindes wurde nicht-wie in dieser Zeit üblich-ein Grabhügel errichtet. Die drei Toten wurden in Holzkammern zur letzten Ruhe gebettet. Die beiden Kammern standen im Freien in unmittelbarer Nähe von damaligen Stolleneingängen. Dass diese Kammern bis heute dennoch so außergewöhnlich gut erhalten sind, liegt daran, dass sie nachträglich mit so genanntem Berglaist, dem lehmigen Abraummaterial aus dem Bergbau, überschüttet und konserviert worden waren.

In den Leichen haben sich Jahrtausende alte Kokons von Insekten erhalten, die in den Gelenken und Sehnen der Toten genistet hatten. Den Gräbern beigelegte Hüte aus Birkenrinde, die sich neben den Köpfen der toten Männer befanden, enthielten darüber hinaus Reste von Kopfläusen.
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Durch die Untersuchung der gefundenen Insekten, Pollen und Knochenproben erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse über die damalige Zeit. Die Biologen könnten dabei auch auf bisher unbekannte, ausgestorbene Insektenarten stoßen.
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Im 6. Jahrhundert v. Chr. geplündert
Die Grabbeigaben - eine Bronzefibel, die beiden Hüte aus Birkenrinde und ein Armband aus Goldblech - waren eher bescheiden. Wie die Archäologen herausfanden, ließen sich Grabräuber dennoch nicht davon abhalten, die letzte Ruhestätte der vermeintlichen Bergknappen zu plündern. Sie hatten ein Loch in eine der Holzkammern geschnitten und ein Beil entnommen. Der Griff des Messers, das sie dazu benutzt haben dürften, weist auf eine im 6. Jahrhundert v. Chr. begangene Tat hin.
Zufällig entdeckt
Über die soziale Schicht, die in jener Zeit unmittelbar im Bergbau tätig war, ist bisher wenig bekannt. Zeller hofft, mit der Erforschung der Grabstätten, die im Oktober vergangenen Jahres zufällig bei Bauarbeiten entdeckt worden waren, mehr über den sozialen Habitus der Bergknappen erfahren zu können.
->   Das Keltenmuseum in Hallein
 
 
 
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01.01.2010