News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Anti-Aging boomt weiter, Warnungen boomen auch  
  Alt werden und dabei jung aussehen - mit diesem Versprechen ist Anti-Aging zu einem boomenden Wirtschaftsfaktor geworden. Während Fachleute vor den Folgen ästhetischer Medizin warnen, werden die kosmetischen Tricks zur Erlangung scheinbar ewiger Jugend immer variantenreicher.  
Vorbeugen und Nachbehandeln
Ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen, täglich zwei bis drei Liter Flüssigkeit trinken, Sonnenschutz, Sport, der für eine vermehrte Hormonausschüttung sorgt: Das sind vorbeugende Wege, welche die Haut länger jung aussehen lassen.

Der seit einigen Jahren grassierende Anti-Aging-Trend setzt - tatkräftig unterstützt von Kosmetik- und Pharmaindustrie - im Gegensatz dazu gerne auf Hautabschleifen, Giftinjektionen und Kosmetika.
...
2002: 18 Millionen Euro für Anti-Aging-Kosmetik
Im Jahr 2002 haben die Österreicher für Gesichtspflege fast 75 Millionen Euro ausgegeben, knapp 18 Millionen davon für Produkte, die den Verlauf der Alterungsprozesse mildern sollen.
Gegenüber 2001 fuhr die Branche in diesem Bereich ein Plus von 30 Prozent ein.
...
Anti-Aging in der Medizin
"Dermatologen stehen eine Reihe von wirksamen Behandlungen zur Verfügung", sagte Sanja Schuller-Petrovic von der Universitätsklinik für Dermatologie in Graz bei einer Veranstaltung der Info-Plattform "Kosmetik transparent" der Kosmetikindustrie am Mittwoch in Wien.

"Zur Hauterneuerung und zum Aufbau der Bindegewebsfasern werden oft Peelings eingesetzt", so die Ärztin. Ein Laser transportiert dabei die Wirkstoffe in die Haut.
Chemopeeling mit Porzellanhaut-Gefahr
Die Methoden reichen vom leichten Peeling mit Fruchtsäuren - mit laut Schuller-Petrovic "limitierter Wirkung" - bis zum tiefen Chemopeeling mit Hilfe von Trichloressigsäure und Phenol. Das ergebe "über mehrere Jahre" ein Ergebnis "wie geliftet", meint die Ärztin.

Der Haken: Durch Veränderungen der Hautstruktur und Pigmentverlust bekomme man eine unnatürlich wirkende "Porzellanhaut" - weshalb selbst so mancher männliche Hollywood-Star nie ungeschminkt seine Villa verlässt.
"Surfacing": Verdampfung von Hautzellen
Eine "semi-invasive" Maßnahme mittels Laser ist das so genannte Subsurfacing, das die Kollagenproduktion "anreizen" soll.

Als "invasiv" werden noch tiefer gehende Eingriffe wie das "Laserskinresurfacing" bezeichnet: Oberste Hautschichten werden "vaporisiert", verdampft - neue, relativ ungeschädigte Zellen kommen an die Oberfläche.

Kein mildes Mittel: "Hals oder Dekolletee, wo es weniger Talgdrüsen gibt, kann man nicht auf diese Weise behandeln", so Schuller-Petrovic. "Das würde Narben geben."
...
Giftinjektionen statt Hautabschleifen
Eher aus der Mode gekommen ist der Dermatologin zufolge die Dermabrasion, das mechanische Abschleifen der Haut mit Diamantsteinen. "Da braucht der Chirurg eine äußerst ruhige Hand, sonst gibt es 'Hacker'."

Und statt auf Hautstraffung durch chirurgisches Lifting setzen immer mehr Menschen auf Botulinum Toxin A, kurz Botox genannt. Die Giftinjektionen blockieren die Nervenendplatten und die Muskulatur im behandelten Bereich und lassen so starke mimische Falten - allerdings zeitlich begrenzt - verschwinden.
->   Mehr über Botulinum in science.ORF.at
...
"Fillersubstanzen": Fremdkörperreaktionen möglich
Beliebt ist auch das Auffüllen von Falten mit so genannten Fillersubstanzen wie Silikonverbindungen, Hyaluronsäure, Kollagen oder Eigenfett, die implantiert oder eingespritzt werden.

Die Wirkung bleibt der Expertin zufolge durchschnittlich ein halbes bis eineinhalb Jahre bestehen. Allerdings: "'Bleibendes' kann zu Fremdkörperreaktionen führen, die erst nach einigen Jahren auftreten können und chirurgisch behandelt werden müssen", so die Dermatologin.
Große Wirkung, große Nebenwirkungen
Fazit: Kosmetika und viel mehr noch sanftere medizinische Anti-Aging-Methoden zeichnen sich durch weniger Nebenwirkungen, aber auch durch einen vergleichsweise geringeren Effekt aus. "Invasive Methoden haben hingegen eine große Wirkung, aber auch viele Risiken", so Schuller-Petrovic.
Anti-Aging-Produkte: Keine Hormone
Was aber genau sind Kosmetika im Gegensatz zu Medizin? Laut einer EU-Richtlinie dürfen sie das Aussehen der Haut positiv verändern, sie vor schädlichen äußeren Einflüssen schützen und "in einem guten Zustand erhalten".

Bei den Inhaltsstoffen ist die Abgrenzung zur Medizin klar geregelt. Hormone beispielsweise haben in Kosmetikprodukten nichts verloren.
...
Warnung vor Anti-Aging-Medizin
Während der Markt wächst, warnen immer mehr Ärzte vor den Folgen von Anti-Aging-Medizin. Die Hormongabe für gesunde ältere Menschen - wie in den USA üblich - sei nicht vertretbar, meinte im vergangenen November etwa Martin Reincke von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift". Es gebe keinen Nachweis, dass die Behandlung beispielsweise Herzkreislauferkrankungen verhindern oder den Tod aufschieben könne. Auch sei unklar, ob die Hormongaben die Pflegebedürftigkeit im Alter und die Zahl der Knochenbrüche nach Stürzen senken könne. Nicht ausgeschlossen sei, dass die Hormone schwere Nebenwirkungen wie beispielsweise Krebserkrankungen nach sich ziehen könnten.
->   Mehr dazu: Wissenschaftler warnen vor "Anti-Aging-Hype" (22.5.2002)
...
Unterschiede von Medizin und Kosmetik
Die Hersteller müssen Nachweise über die Wirksamkeit erbringen. Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Tests, die prüfen, ob ein Produkt die Haut wirklich glatter und elastischer macht, von der Faltentiefenmessung bis zum so genannten Cutometer, der die "Rückschnellkraft" feststellt.

Die Erzeuger dürfen den Mund auch nicht zu voll nehmen: Wenn ein Kosmetikprodukt "Heilung" verspricht, gilt es automatisch als Medizin, mit allen "Nebenwirkungen" wie den aufwendigen Zulassungsverfahren für Pharmazeutika.
->   Universitätsklinik für Dermatologie, Graz
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010