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Simulation zeigt: Neandertaler waren fingerfertig  
  Die Neandertaler vermochten ihre Hände präzise und geschickt zu verwenden: Entgegen bisheriger Annahmen konnten sie die Spitzen von Zeigefinger und Daumen aneinander legen und somit gezielt greifen.  
Dies ergab die Computersimulation amerikanischer Wissenschaftler von der California State University (San Bernadino).

Ein solcher "Pinzettengriff" wird nur von den modernen Menschen und einigen Menschenaffen beherrscht. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe von "Nature" (Bd. 422, Nr. 6930, S. 395) veröffentlicht.
Mangelnde Geschicklichkeit kein Grund für Aussterben
Bisher hatte man angenommen, dass die Anatomie der Neandertalerhand diesen Griff nicht erlaubt. Dass die Neandertaler von der Erdoberfläche verschwunden sind, ist demnach nicht auf mangelnde Geschicklichkeit zurückzuführen, schreiben die Forscher in "Nature".
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Neandertaler: Ausgestorben vor rund 30.000 Jahren
Der Neandertaler zählt zu den Altmenschen und entwickelte sich vor rund 300.000 Jahren aus dem Homo erectus - dem Stammvater der weit verzweigten Menschheitsfamilie, die ihre Wurzeln in Afrika hat. Schon vor etwa 600.000 Jahren trennten sich den jüngsten Forschungsergebnissen zufolge die Wege des Neandertalers von der Linie, aus der später der Homo sapiens als anatomisch moderner Mensch hervorgehen sollte.

In Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten lebten Homo sapiens und Neandertaler jedoch bis zu 50.000 Jahre nebeneinander. Vor etwa 30.000 Jahren starb der robust-muskulöse Altmensch aus - ob durch eine Epidemie oder die Dominanz des fortschrittlicheren Homo sapiens bleibt unklar. Seinen Namen hat der Neandertaler von dem ersten spektakulären Fund 1856 in einem kleinen Tal zwischen Düsseldorf und Mettmann. Bisher wurden Reste von rund 300 verschiedenen Neandertalern entdeckt.
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Animation eingescannter Fossil-Abdrücke
Um die Fingerfertigkeit der Frühmenschen zu untersuchen, scannten Wesley Niewoehner und Kollegen Kunstharzabdrücke von einem fossilen Zeigefinger- und Daumenknochen.

Die Knochen waren im französischen La Ferrassie gefunden worden. Aus diesen Aufnahmen entstand im Computer ein dreidimensionales Modell der Finger, das die Wissenschaftler anschließend animierten.
Kaum Unterscheidung zum Homo sapiens
Die Untersuchung zeige, dass sich die Neandertaler in Bezug auf ihre Fingerfertigkeit kaum von den heutigen Menschen unterschieden, schreiben die Forscher. Sie konnten Steinwerkzeuge nicht nur herstellen, sondern damit vor allem auch geschickt umgehen.
Theorien um das Aussterben der Neandertaler
Warum die Neandertaler, die vor etwa 200.000 Jahren die Erde besiedelten, später dennoch ausgestorben sind und dem direkten Vorläufer des modernen Menschen das prähistorische Feld überließen, ist bisher nicht eindeutig geklärt.

Die Theorien reichen von kriegerischen Auseinandersetzungen bis zu schlechterer Anpassung an das Klima.

Einige Wissenschaftler hatten auch vermutet, dass die Neandertaler beim Gebrauch von Werkzeugen oder bei der Nahrungsbeschaffung einfach ungeschickter waren als die überlebenden Jetztmenschen. Diese Hypothese wird aber zunehmend in Zweifel gezogen.
->   California State University San Bernardino
->   Alles zum Stichwort Neandertaler in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010