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Maiglöckchenduft verbindet Eizellen und Spermien  
  Maiglöckchenduft lockt laut einer aktuellen Studie Spermien an - und lässt sie besonders schnell werden. Demnach könnten auch Eizellen eine ähnliche Substanz aussenden, um Samenzellen den Weg zu weisen.  
Das haben Biologen der Universitäten Bochum und Los Angeles herausgefunden. Ihre Ergebnisse präsentieren die Forscher im Fachmagazin "Science" vom Freitag.
Richtungsweiser und Antriebsmittel
"Der Lockstoff weist nicht nur die Richtung, er sorgt auch für eine Verdoppelung der Geschwindigkeit der Samenzelle", sagte der Zellphysiologe Hanns Hatt von der Universität Bochum.

Die Forscher gehen davon aus, dass auch die Eizelle oder Umgebungsgewebe eine ähnliche Substanz aussenden, um Spermien den Weg zu weisen. Mit den neuen Erkenntnissen lässt sich möglicherweise auch eine neue Verhütungsmethode entwickeln.
Rezeptoren reagieren auf Aldehyd
Die Forscherteams aus Bochum und Los Angeles entdeckten in den Spermien so genannte Rezeptoren, die auf das Aldehyd Bourgeonal reagieren, das ähnlich wie Maiglöckchen riecht. Es wird in der Waschmittelindustrie als Duftstoff eingesetzt.

Als Gegenspieler des Maiglöckchenduftes fanden die Biologen die Substanz Undecanal, die die Rezeptoren blockiert. "Damit ist die Samenzelle blind und kann sich nicht orientieren", sagt Hatt.
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Duftstoff setzt Reaktionskaskade in Gang
Die Erregung der Samenzelle ähnelt der einer Nervenzelle auf Hormone. Der Duftstoff setzt eine Kaskade von Reaktionen in Gang. Unter anderem strömt Kalzium in das Innere des Spermiums, wodurch der Schwanzschlag des Samens beeinflusst wird.

Mit der Wirkung von Duftstoffen bei Spermien hatten sich kürzlich auch andere Forschungsteams beschäftigt. So hatten Jülicher Forscher bei Seeigel-Spermien die Auswirkungen von "Lockstoffen" analysiert. Demnach genügt ein einziges Molekül, um eine Signakette in Gang zu setzen, die schließlich zu Wendemanövern führt.
->   Mehr dazu in science.ORF.at: Lockruf der Eizelle
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Neuer Ansatz für die Verhütung?
Wichtig können die Erkenntnisse über die Rezeptoren, den Lockstoff und seinen Blocker möglicherweise für Verhütungsmethoden und künstliche Befruchtungsmöglichkeiten werden.

"Mit den Blockern würde man den Spermien bildlich gesehen die Nase zuhalten", erklärt Hatt. Um neue Verhütungsmethoden zu konzipieren, seien aber weitere Studien notwendig.
Nachweis bei der Eizelle steht noch aus
Die Forscher wollen zunächst einmal prüfen, ob strukturähnliche Duftstoffe wie Bourgeonal auch von der Eizelle produziert werden, und ob Blocker überhaupt in der Follikelflüssigkeit vorkommen. Im Follikel reift die Eizelle heran.

Bisher sei nur die Wirkung der Follikelflüssigkeit auf den Rezeptor nachgewiesen. Ein Molekül von der Art des Maiglöckchenduftes müsste dabei zu finden sein, sagte Hatt. Außerdem sei noch offen, was die anderen rund 15 Rezeptoren in den Spermien für eine Rolle spielen.
Auch Duftstoffindustrie soll profitieren
Profitieren von den Erkenntnissen über die Rezeptoren in der Samenzelle soll sogar die Duftstoffindustrie. In der Nase gibt es 347 verschiedene Duftrezeptoren.

"Ähnlich wie in den Spermien könnten auch hier einzelne Rezeptoren durch passende Gegenspieler-Düfte blockiert werden", meint Hatt. "Üble Begleitgerüche könnten durch passende Beimischung von Blockern selektiv ausgeblendet werden."
->   "Science"
 
 
 
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01.01.2010