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Schmerztherapie: Mängel in der Behandlung  
  Außerhalb der Großstädte gibt es in Österreich laut Medizinern erhebliche Mängel, wenn es um die Behandlung von Schmerzen geht. Dabei könnten bei optimalem Schmerzmanagement 90 Prozent der Beschwerden beseitigt werden.  
In Wien, Graz, Linz, Innsbruck und Salzburg leben rund 2,2 Millionen Menschen: "72 Prozent der Österreicher leben außerhalb dieser Zentren und haben damit erschwerten oder gar keinen Zugang zu Schmerzkliniken, Schmerzambulanzen, niedergelassenen Algesiologen oder Anästhesisten", erklärt Ines Eberl, Leiterin des Mobilen Palliativmedizinischen Betreuungsteams in Salzburg, anlässlich des 8. Internationalen Wiener Schmerzsymposiums.
Schmerz betrifft nicht nur den Körper
"Physischer, sozialer, psychischer und spiritueller Schmerz des Krebspatienten zusammen werden als 'total pain' bezeichnet", sagt Eberl, "deshalb brauchen Patient und pflegende Angehörige über reine Schmerztherapie hinaus ein soziales und professionelles Netz der Unterstützung und Betreuung, sie brauchen Palliative Care."

Ein Beispiel für diese Art der Betreuung sei die "Palliative Betreuung Pinzgau" mit ihrem mobilen Palliativteam, bestehend aus einer Fachärztin für Anästhesie und Palliativmedizinerin, zwei Diplomkrankenschwestern mit abgeschlossenem interdisziplinärem Lehrgang in Palliative Care, und einer Einsatzleiterin mit 15 ausgebildeten ehrenamtlichen Hospizhelfern.
90 Prozent der Schmerzen beseitigbar
Bis zu 90 Prozent der Schmerzen können durch optimales modernes Schmerzmanagement beseitigt oder zumindest stark gelindert werden. So wurde z. B. am Wiener AKH eine Methode entwickelt, mit der binnen rund zwei Stunden getestet werden kann, ob ein Patient auf die wirksamsten Analgetika - Opioide - anspricht.

Wesentliche Verbesserungen gibt es auch bei der Entwicklung von medizinischen Methoden, die eine Behandlung bei möglichst wenigen Schmerzen ermöglichen.
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Die Mikro-Therapie
Immer präzisere Verfahren der zwei- und dreidimensionalen Bildgebung ermöglichen heute beeindruckende Fortschritte bei der so genannten Mikro-Therapie. "Das ist die Benutzung von Mikro-Instrumentarien wie Laser, Endoskopen und Operationsbestecken, die in der Regel kleiner als ein Millimeter dick sind, bei simultaner Nutzung der Bildgebung", erklärt Dietrich Grönemeyer, Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikro-Therapie an der deutschen Universität Witten/Herdecke (Deutschland). "Die Behandlungsmethoden sind meist wenig schmerzhaft oder unter Lokalanästhesie schmerzarm bis schmerzlos durchführbar."
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Mängel bei postoperativen Schmerzen
"Der postoperative Schmerz wird noch immer unzureichend behandelt", kritisiert Rudolf Likar von der Schmerzambulanz des Landeskrankenhaus Klagenfurt. "In Österreichs Spitälern werden rund 1,1 Millionen operative Eingriffe jährlich durchgeführt, die größte Angst herrscht dabei vor dem postoperativen Schmerz."

"Schmerz postoperativ unzureichend behandelt führt zu längeren Spitalsaufenthalten und Erholungsphasen, zu Angst, Angststörungen, Schlaflosigkeit und allgemeinem Unbehagen", meint Likar. Daher sei ein "akuter Schmerzdienst" an den Spitälern zu fordern, um die in Frage kommenden Patienten wirksam zu betreuen.
->   Anästhesie und Intensivmedizin B am Wiener AKH
->   Interdisziplinäre Schmerzambulanz - Linz
->   Schmerzambulanz - Graz
->   Univ.- Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Graz
->   Universitätsklinik für Neurologie Innsbruck
->   Schmerzambulanz Landesklinik Salzburg
 
 
 
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01.01.2010