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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Tropische Gletscher als Klimaindikatoren  
  Tropische Gletscher zählen zu den wertvollsten Archiven des globalen Klimawandels. Aufgrund ihrer geografischen Bedingungen reagieren sie äußerst sensibel auf kleinste klimatische Veränderungen, die sich in ihrer Morphologie, Eisstruktur und Hydrologie ablesen lassen. Der Glaziologe Georg Kaser hat gemeinsam mit seinem Forschungsteam vom Innsbrucker Institut für Geografie - gefördert vom Wissenschaftsfonds (FWF) - am Beispiel der Cordillera Blanca in Peru die Bedeutung der tropischen Gletscher als Klimaindikatoren untersucht. Demnach ist vor allem die Luftfeuchtigkeit ein entscheidender Faktor.  
Ziel war es, die Auswirkungen der saisonalen Schwankungen von Niederschlag und Luftfeuchtigkeit sowie deren Einfluss auf die Gletscherprozesse nachzuvollziehen. Weiters wurde auch analysiert, welche Ursachen hinter den Veränderungen in den Feuchtzyklen liegen.
Luftfeuchtigkeit spielt eine große Rolle
Die ersten Ergebnisse bestätigen: "Wie wir bereits vermutet haben, spielt die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle in den Zuwachs- und Abschmelzprozessen der Gletscher", so der Wissenschaftler.

"Änderungen der Feuchte sind mindestens so maßgeblich für das Klima wie die Umschwünge der Temperatur mit dem riesigen Unterschied, dass wir mit den abgeleiteten Schwankungen der Luftfeuchtigkeit viel direkter auf globale Prozesse rückschließen können als mit der Rekonstruktion der Temperatur."
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Die Cordillera Blanca: Weltweit größter Tropengletscher
Die Cordillera Blanca in Peru gehört zu den bedeutendsten Gletschermassiven der Erde: Die Gebirgsgruppe ist mit 600 Quadratkilometern der weltweit größte Tropengletscher. Während der Trockenzeit ist sie zudem die wichtigste Trinkwasserquelle für die Bevölkerung in den Tälern rund um die Gebirgskette und den Flusslauf des Rio Santa, der durch das Wasser der Cordillera Blanca gespeist wird.
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Gletscherrückzug: Bildung von Gebirgsseen
Der Rückzug der Gletscher hat seit den 1920er Jahren zur Bildung von über hundert, zum großen Teil gefährlichen Gebirgsseen geführt, bei denen es aufgrund der steilen, tektonisch aktiven Region leicht zu Ausbrüchen der Gewässer und daraus folgenden Murenabgängen kommen kann.
Innsbrucker suchen nach klimatischen Hintergründen
Die Konsequenzen derartiger Ereignisse können katastrophal sein, daher sind peruanische Glaziologen und Techniker immer wieder mit aufwändigen Sicherheitsmaßnahmen beschäftigt. Die Innsbrucker Forschungsarbeit soll dazu beitragen, die klimatischen Hintergründe für den Gletscherschwund zu erfassen.
Tropengletscher als Gedächtnis der Klimageschichte
 
Bild: Universum Magazin

Mithilfe moderner Analysegeräte, die an fünf Punkten des Gletschermassivs positioniert worden sind (siehe Bild links), haben die Experten in den letzten drei Jahren die Daten von Klimaparametern wie Temperatur, Niederschlag, Sonnenstrahlung und Luftfeuchtigkeit erhoben und deren Auswirkungen auf die Gletschermasse analysiert.
Auswirkungen verschiedener Klimaparameter
Bild: Universum Magazin
Die Cordillera Blanca in Peru (im Bild eine Gletscherzunge)
Das Forschungsprojekt hat sich in drei Arbeitsschritte unterteilt. "Zuerst haben wir anhand von alten Karten und neuen Satellitenaufnahmen der Cordillera Blanca die Flächenausdehnungen der Gletscher in den letzten 150 Jahren rekonstruiert", erläutert Kaser das vom FWF geförderte Forschungsprojekt.

"Anschließend wurde mithilfe von hydrologischen Daten der letzten 50 Jahre die Massenbilanz - also jene Gletschermasse, die aus dem Verhältnis von Zuwachs und Schmelze des Eises berechnet wird - analysiert."

In den vergangenen drei Jahren haben die Forscher die Auswirkungen der verschiedenen Klimaparameter wie Temperatur, Niederschlag, Strahlung und Luftfeuchtigkeit auf den Massenhaushalt einiger Gletscher in der Cordillera Blanca untersucht.
Cordillera Blanca: Vielfältige Luftfeuchtigkeit
"Das Gebirgsmassiv eignet sich für diese Untersuchungen besonders gut, weil wir hier aufgrund der geografischen Bedingungen vielfältige Luftfeuchtigkeitsverhältnisse haben", erklärt der Forscher.

"Da die Temperatur in der tropischen Atmosphäre relativ homogen ist, kann man die Einwirkung der Feuchte auf die Gletscher gut ablesen."

Wie groß der Einfluss der Luftfeuchtigkeit ist, erklärt Kaser an einem Beispiel: "Wenn es feucht und wolkig ist, ohne dass aber Schnee fällt, dann führen die Sonneneinstrahlung und die fehlende Umwandlung von Luftfeuchtigkeit in Schnee zu einer starken Schmelze", so der Forscher. Mit weiteren Analysen sollen die Ergebnisse noch untermauert werden.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
->   Institut für Geografie der Universität Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010