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Zerstörung afghanischer Kulturgüter  
  Gestern haben die Taliban angekündigt, sämtliche vorislamischen Kulturgüter in Afghanistan zu zerstören. Dabei geht es um weit mehr als die berühmten zwei riesigen Buddhafiguren. Ein wesentlicher Teil des Weltkulturerbes wird zerstört.  
Buddhastatuen und Wandgemälde
Ein wichtiger Abschnitt der alten Seidenstrasse verlief über die relativ niedrigen Pässe zwischen Zentralasien und Indien. Die zwei riesigen Buddhafiguren im heutigen Afghanistan gelten als Dokument für die Bedeutung dieses Ortes in der alten Geschichte.
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Die Buddhas von Bamiyan
Wahrscheinlich zwischen dem 4. und 6. Nachchristlichen Jahrhundert schufen unbekannte Künstler die monumentalen Statuen in Bamiyan. Sie sind 55 und 38 Meter hoch und stehen in den Nischen des Steins, aus dem sie geschlagen wurden.
->   Mehr über die Buddhas von Bamiyan:
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Erstmals 1998 beschädigt
Schon einmal wurden die Figuren unter Moslemherrschaft schwer beschädigt. Zuletzt nach der Machtübernahme durch die Taliban im Bamiyan-Tal im Oktober 1998 wurden Löcher für Sprengsätze in den Kopf der größeren Statue gebohrt. Eine Sprengung konnte damals im letzten Moment verhindert werden.
Zertörung betrifft weit mehr als in Stein gehauene Figuren
Bei der jetzt angekündigten Zerstörung geht es allerdings um noch mehr als die aus dem Stein gehauenen Statuen, sagt der Kunst-Ethnologe Dozent Max Klimburg von der Universität Wien gegenüber dem ORF-Radio. Die vielen Wandbilder, mit denen die Buddha-Nischen geschmückt waren, sind ebenfalls in Gefahr ¿ auch von ihnen ist allerdings ein Großteil schon zerstört worden.
Museums-Schätze in Kisten
Andere bedeutende geschichtliche Funde Afghanistans sind - oder waren - im Museum der Hauptstadt Kabul gelagert.
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Museum in Kabul
Zu den Schätzen des Museums in Kabul zählten Stein- und Holzfiguren aus jüngerer Zeit: Aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammende Götter- und Ahnenfiguren aus der vorislamischen Kultur des Hindukusch, der zentralen Region Afghanistans.
Auch Funde aus den griechischen Ausgrabungen in Nord-Afghanistan waren im Museum von Kabul gelagert.
->   Das Museum von Kabul:
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Was mit diesen Schätzen passiert ist, weiß heute niemand mehr so genau, sagt Max Klimburg. Viele Male während des Jahrzehnte andauernden afghanischen Bürgerkriegs sind die Museums-Gegenstände in Kisten verpackt, wegtransportiert, zurückgebracht und wieder ausgepackt worden.

Diese Kisten, die heute vermutlich im Kultusministerium Afghanistans lagern, sollen unglaubliche Schätze enthalten ¿ was genau, ist allerdings unbekannt. Jetzt rechnet Max Klimburg damit, dass die Taliban sie öffnen und den Inhalt vermutlich ebenfalls zerstören werden.
Riesiger Verlust
Der Kunst-Ethnologe Klimburg hat wenig Hoffnung, dass die Zerstörung durch die Taliban noch aufzuhalten wäre. Es handle sich dabei um eine Art Kulturrevolution, meint er, die einen riesigen Verlust für die Afghanen, Afghanistan-Kenner und ¿Liebhaber und zuletzt die ganze Welt bedeute. Schließlich ginge es um einen der größten Schätze des Weltkulturerbes.
UNESCO-Rettungsversuch
Die UN-Kulturorganisation UNESCO bemüht sich um die Rettung dieses Kulturerbes. Sie hat gestern, Donnerstag Abend, einen Sonderbeauftragten nach Kabul entsandt, der die Taliban namens der UNESCO auffordern soll, ihre Entscheidung zu überdenken.
 
 
 
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01.01.2010