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Bienen-Killer Varroa: Situation zum Teil kritisch  
  Der Bienen-Killer Nummer eins - die parasitische Varroa-Milbe - rafft nach wie vor die Bienenstöcke dahin. Wenngleich noch keine konkreten Zahlen vorliegen, dürfte sich die Situation zumindest in Oberösterreich verschlimmert haben.  
Dies erklärte der Präsident des Österreichischen Imkerbundes, Josef Ulz, gegenüber der APA. In Deutschland befürchten Experten nach Medienberichten bereits den "Tod der Imkerei".

Von bisher rund einer Million Bienenvölker sollen mittlerweile rund 400.000 Bienenvölker vor allem durch die Varroa vernichtet worden sein. Als Ursache wird der milde Winter 2001/2002 vermutet.
Österreich: Lage unterschiedlich
In Österreich ist die Lage unterschiedlich, weiß Ulz. In Oberösterreich könnte es in einigen Regionen Ausfälle von 70 bis 80 Prozent geben, auch in Niederösterreich dürfte sich die Lage wenigstens regional verschlimmert haben.

In der Steiermark scheint die Situation dagegen weniger dramatisch sein. Eine genauere Abschätzung ist aber er dann möglich, wenn alle Imker ihre Stöcke genau begutachtet haben und das ist zur Zeit noch im Gange.
Viruserkrankungen verschärfen Problem
Ulz vermutet, dass neben der Varroa-Milbe auch noch verschiedene Viruserkrankungen an den in den vergangenen immer wieder gemeldeten Bienensterben Schuld sein könnten. Fest steht, dass das Frühjahr 2002 mit der frühen Wärmeperiode bereits im Februar der Milbe Vorschub geleistet hat.

"Teilweise dürften unsere Imker die Situation im Vorjahr dann doch unterschätzt und zu wenig Gegenmaßnahmen unternommen haben", so der Imkerverbandspräsident.
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Bekämpfung nur "nach der Tracht" möglich
Die ovalen, abgeflachten Milben sind rund 1,2 Millimeter lang und 1,6 Millimeter breit. Die ursprünglich aus Asien stammenden Spinnenverwandten wurden Anfang der 80er Jahre nach Österreich eingeschleppt und plagen seither die heimischen Imker. Um den Honig nicht zu verunreinigen, können Bekämpfungsmaßnahmen erst nach der Entnahme des süßen Bienenproduktes - im Imkerjargon "nach der Tracht" - eingesetzt werden.
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Milben gegen Pestizid resistent
Ein bis vor wenigen Jahren erfolgreich verwendetes Pestizid - ein auf Pflanzenwirkstoffen basierendes Pyrethroid - verlor nach und nach die Wirkung auf die Milben, die Tiere entwickelten Resistenzen.

So grassiert die meldepflichtige, so genannte Varroa-Seuche seit etwa drei Jahren mit besonderer Heftigkeit. Als Alternative zum einfach anzuwendenden Pyrethroid setzen die Imker heute Ameisensäure ein.

Diese wird in den Stock eingebracht, verdunstet und tötet so die Milben. Irgendwann im Winter kann dann mit Oxalsäure auch noch eine Restentmilbung durchgeführt werden.
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Alternative: Ameisensäure
Allerdings ist die Dosierung der Ameisensäure nicht so einfach, zu viel schadet auch den Bienen, zu wenig lässt die Milbe weiterwüten. Die Imker mussten daher erst lernen, mit dem neuen Bekämpfungsmittel umzugehen, teilweise gibt es immer noch Probleme. Der Vorteil der organischen Säuren ist allerdings, dass die Tiere praktisch keine Resistenzen entwickeln und dass die Substanzen rückstandsfrei verdunsten und keine Reste im Honig zu finden sind. Ameisensäure ist - wie der Name schon sagt - die gleiche Substanz, welche Ameisen zur Abwehr von Feinden einsetze.
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Langzeitziel: resistente Bienenrassen
Biologen arbeiten auch an der Züchtung von gegen die Varroa-Milbe resistente Bienenrassen. Allerdings wird es nach Aussagen von Experten noch wenigstens zehn Jahre dauern, bis dem Imkern eine entsprechende Biene zur Verfügung steht - sofern es überhaupt gelingt.
->   Mehr zum Stichwort Bienen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010