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Jugendpsychiater: Der Irak-Krieg schädigt die Kinder  
  Der Irak-Krieg verstört die Kinder und die Jugendlichen weltweit. Psychische Krisen und Entwicklungsstörungen drohen einer ganzen Generation, meinen namhafte Jugend- und Kinderpsychiater.  
Umwelt- und oft genetisch bedingte Verletzbarkeit der Seele von Kindern und Jugendlichen machen im Ernstfall ein explosives "Gemisch" aus, das zu psychischen Erkrankungen führt. Und die Situation sieht - so die Experten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz laut APA - derzeit keinesfalls gut aus.
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Kongress der Kinder- und Jugendpsychiater
Der Hintergrund der Aussagen: Vom 2. bis 5. April findet in Wien der gemeinsame Kongress der Kinder- und Jugendpsychiater in Österreich, Deutschland und der Schweiz statt. In Deutschland gibt es rund 1.100 Kinder- und Jugendpsychiater, davon rund 500 in niedergelassener Praxis. In Österreich sind es derzeit nur 70, davon sind die wenigsten außerhalb der Spitäler tätig.
->   Der Kongress
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Auswirkungen auf Demokratie-Verständnis?
Der Irak-Krieg belastet die Kinder und Jugendlichen enorm. "Wir müssen annehmen, dass die Saat der Gewalt vor Ort, aber auch anderswo zu ganz dramatischen Entwicklungsstörungen führen wird", warnte Franz Resch (Universitätsklinik Heidelberg), Vorsitzender der deutschen Fachgesellschaft. Das könne in Zukunft auch Auswirkungen auf das Demokratie-Verständnis der jungen Generation haben.
Der Einfluss der TV-Bilder
Der Experte weiter: "Es gibt gute Studien aus Amerika, dass auch die Bilder der Verwüstungen, die mit dem Fernsehen transportiert werden, einen Zusammenhang mit psychischen Störungen zeigen."

Das hätte sich schon nach dem Bombenanschlag von Oklahoma City - und erst recht nach dem 11. September - gezeigt.
Vor allem Empörung über Irak-Krieg
Der Vorstand der Wiener Universitätsklinik für die Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters, Max. H. Friedrich: "Nach dem 11. September haben wir vermehrt Angst, Panik, Schock und Furcht gesehen. Besonders bei den Kindern zwischen zehn und 14 Jahren. Jetzt beobachten wir vermehrt Empörung und Abscheu."

Beides sind Abwehrmechanismen gegen das nicht Bewältigbare. Für die Kinder sei der Irak-Krieg offenbar weiter "entfernt" als die Terror-Attacke auf die Twin Towers des World Trade Centers in Manhattan.
Eine Bewältigungsstrategie: Demonstrationen
Eine mögliche und durchaus positive Bewältigungsstrategie - Demonstrationen. Der Heidelberger Jugendpsychiater Franz Resch: "Es hat keine Zeit gegeben. Wo so viele Kinder demonstriert haben wie jetzt."

Dazu Wilhelm Felder (Bern): "Die Kinder, die auf die Straße gehen, haben (wenigstens, Anm.) noch die Sprache."
Psychische Störungen nehmen zu
Die Experten schätzen, dass psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen insgesamt zunehmen. Rund sechs Prozent dürften behandlungsbedürftig sein. 15 bis 20 Prozent gelten als "problembehaftet".

Die Häufigkeit mancher Störungen - zum Beispiel jene von Selbstverletzungen - dürfte sich binnen zehn Jahren vervierfacht haben. Mehr Druck in Gesellschaft und Familie spielt da offenbar die Hauptrolle.
->   Mehr über den Irak-Krieg in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010