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Stellare Nachbarn "unter der Lupe" der ESO  
  Die Europäische Südsternwarte (ESO) hat das der Sonne benachbarte Sternensystem Alpha Centauri genauer "unter die Lupe" genommen. In einem Gastbeitrag erläutern die Wiener Astronomen Werner Weiss und Josef Hron die Ergebnisse der ESO-Wissenschaftler - und verraten, wie der dabei ausgeforschte erdnächste Stern Proxima Centauri in etwa aussieht: Den Daten zufolge ist er kühl, klein und mit vergleichsweise geringer Strahlkraft ausgestattet.  
Unsere Nachbarn im All "unter der Lupe"
Von Josef Hron und Werner Weiss

Das European Southern Observatory (ESO) meldet einen neuen spektakulären Erfolg bei der Auflösung sehr feiner, bislang unbeobachtbarer Strukturen am Himmel, durch den Einsatz des Very Large Telescope (VLT) Interferometers.

Beobachtungsziel war das unserer Sonne am nächsten stehende Sternsystem, nämlich Alpha Centauri. Dieses ist nicht nur allgemein aus utopischen TV-Serien bekannt ist, sondern hat sich den Astronomen schon seit längerer Zeit aus indirekten Messungen als System, bestehend aus drei Sternen, verraten.
Welcher Stern steht uns am nächsten?
Die von interessierten Laien oft gestellte Frage: "Welcher Stern steht uns am nächsten und wie sieht's dort aus?", kann nun präzise beantwortet werden.
Die hellsten Sterne des Dreifachsystems
Die beiden hellen Tanzpartner im Reigen des Dreifachsystems sind Alpha Centauri A und B, die einander bei einer gegenseitigen Entfernung von "nur" 3.600 Millionen km in fast genau 80 Jahren umkreisen.

Erstmals konnte nun der Winkeldurchmesser dieser beiden Sterne gemessen werden, und zwar mit den unglaublich kleinen Werten von 8.51 und 6.00 Tausendstel einer Bogensekunde. Dies entspricht dem Anblick der Kante einer 1-Euro-Münze aus einer Entfernung von 57 bzw. 81 km.
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Zur Untersuchung von astrophysikalischen Prozessen
Beide Sterne sind jeweils nur geringfügig heißer und kühler als unsere Sonne und sie können daher ausgezeichnet dazu verwendet werden, astrophysikalische Prozesse zu untersuchen, die auch bei unserer Sonne von Bedeutung sind.
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Asteroseismologie: Ein Arbeitsgebiet der Uni Wien
So wurde z.B. bei der Komponente A sonnenähnliche Pulsation festgestellt. Aus dem Studium dieser Schwingungen (die so genannte Asteroseismologie) lassen sich wichtige Rückschlüsse auf den inneren Aufbau von Sternen ziehen.

In dem Forschungsbereich der Asteroseismologie ist auch das Institut für Astronomie der Universität Wien tätig und in internationale Forschungsprogramme an prominenter Stelle involviert - beispielsweise bei den Satelliten MOST und COROT, die sich u.a. auf die Suche nach sonnenähnlichen Pulsationen bei anderen Sternen machen werden.
Österreich soll der ESO beitreten
Die neuen Ergebnisse bei ESO bestätigen nicht nur die führende Position dieser europäischen Großforschungseinrichtung. Sie unterstreichen auch die Wichtigkeit der derzeitigen Bemühungen um einen Beitritt Österreichs zu ESO:

Die moderne astronomische Forschung beruht in gleichem Maße auf einer aktiven Teilnahme an der Weltraumastronomie und der erdgebundenen Astronomie und nur eine ESO-Mitgliedschaft erlaubt diese aktive Teilnahme an der erdgebundenen Astronomie.
->   Mehr dazu bei der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik
Der nächste Stern: Proxima Centauri
Der kühlste und kleinste Teilnehmer an dem Dreifachreigen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft steht uns - für die kommenden Jahrhunderte - mit 4.2 Lichtjahren am nächsten.

Das heißt, das Licht braucht von diesem Stern, auch Proxima Centauri genannt, 4.2 Jahre, um die Distanz von rund eine Million mal Million Kilometer zurückzulegen.
Kühl, klein und geringe Strahlkraft
Der Stern ist so kühl (nur etwa 3.000 Grad Oberflächentemperatur) und so klein (nur etwa 15 Prozent der Masse unserer Sonne), dass er mit freiem Auge nicht beobachtet werden kann.

Er strahlt nur etwa 1/150 der Lichtmenge unserer Sonne aus und erscheint somit rund 100 mal schwächer als der bei dunklem Himmel schwächste mit freiem Auge sichtbare Stern.

Proxima Centauri stellt ein sehr interessantes Bindeglied zwischen den kleinsten möglichen Sternen und den großen Planeten dar, weil im Sterninneren ähnliche Zustände vorliegen wie dies bei den großen Planeten, wie Jupiter oder Saturn, auch der Fall ist.
->   Euorpean Southern Observatory (ESO)
->   Institut für Astronomie der Universität Wien
->   Projekt SAPS: Stellar Atmospheres and Pulsating Stars
->   Mehr zur Technik der Interferometrie in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010